Die Meldung sorgte für Wirbel: Der mächtige Spielerberater Mino Raiola wurde vom Weltverband FIFA weltweit für drei Monate gesperrt.
Sperre? So könnte Raiola tricksen
Der Mann, der unter anderem für Topstars wie Zlatan Ibrahimovic, Paul Pogba und Romelu Lukaku verantwortlich ist. Der Mann, der auch den Transfer von Ajax-Jungstar Mathijs de Ligt zum FC Barcelona eintüten soll.
Welche Auswirkungen haben die Sanktionen der FIFA gegen Raiola? Kann der Wechsel von de Ligt nun tatsächlich platzen? Wie kann der Super-Berater seine Sperre umgehen?
SPORT1 beantwortet die wichtigsten Fragen zum Fall Raiola.
Was hat es mit der Sperre für Raiola auf sich?
Die FIFA gab am Freitagabend bekannt, dass man den vom italienischen Verband FIGC ausgesprochenen vorläufigen Lizenzentzug gegen den 51 Jahre alten Italiener übernommen habe. Raiolas Cousin Vincenzo wurde für zwei Monate gesperrt.
"Die FIFA hat hier keine eigene Sperre verhängt, das könnte sie gar nicht, sondern lediglich eine Sperre des italienischen Verbandes für weltweit anwendbar erklärt", erklärt Anwalt Dr. Joachim Rain bei SPORT1.
Er ist vor allem im Bereich Spielervermittler tätig, insbesondere auch bei internationalen Themen, und arbeitet seit 20 Jahren mit dem renommierten Sportrechtsexperten Christoph Schickhardt zusammen.
Warum wurde Raiola gesperrt?
Über die Gründe für die Maßnahmen gegen Raiola machten weder FIFA noch FIGC Angaben.
Raiola hatte bereits am Donnerstag über seinen Twitter-Account erklärt, dass er die Sanktion als von "politischem Willen" beeinflusst und als Retourkutsche für seine Kritik am italienischen Verband ansehe.
"Welche Gründe der italienische Verband für die Sperre hatte, weiß ich nicht", meint Rain, "allerdings ist Raiola dafür bekannt, immense Forderungen zu stellen. Auch solche, die eigentlich gegen FIFA-Recht verstoßen, wie Beteiligungen an einem späteren Weitertransfer des Spielers. Das könnte eventuell - dies ist aber reine Spekulation - der Grund der Sperre sein."
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Scheitert der de Ligt-Transfer zu Barca?
Möglich, allerdings eher nicht an der Sperre für seinen Berater. Raiola hat bereits angekündigt, dass er Einspruch gegen die Sanktionen einlegen will. Sollte die Sperre Bestand haben, dürfte Raiola für den Großteil der kommenden Transferperiode keine Spielerwechsel abwickeln.
Zuletzt arbeitete er daran, Jungstar de Ligt von Ajax Amsterdam zum FC Barcelona zu transferieren. Die Verhandlungen sollen aber laut Angaben der spanischen Sporttageszeitung Marca bereits vor den Sanktionen wegen überzogener Forderungen Raiolas ins Stocken geraten sein.
Die zwei wichtigen Fragen in diesem Fall sind: Welche Auswirkungen hätte eine Sperre tatsächlich? Und kann die FIFA überhaupt kontrollieren, ob Raiola seiner Arbeit nicht mehr nachgeht?
"Vereine und Spieler müssen bei Vertragsabschlüssen angeben, ob ein Spielervermittler beteiligt war, und mit diesem im Zusammenhang mit dem Transfer geschlossene Verträge ebenfalls bei den Verbänden einreichen, worüber dann eine Kontrollmöglichkeit besteht", erklärt Anwalt Rain.
Im Umkehrschluss heißt das, auch für Deals mit Raiola: "Mit einem gesperrten Spielervermittler dürfen sie keine Verträge schließen, sonst würden sie sich selbst regelwidrig verhalten und könnten dafür sanktioniert werden."
Wie kann Raiola die Sperre umgehen?
Durch die Sanktionen gilt grundsätzlich, "dass während der Sperre keine Verträge mit Raiola geschlossen werden können, ohne dass daraus Risiken für die Beteiligten drohen", erklärt Rain und meint: "Vereine werden daher im Zweifel von Vertragsabschlüssen mit ihm während der Sperre Abstand nehmen."
Allerdings ließe sich ein Risiko recht einfach umgehen, "indem Raiola einen Strohmann vorschiebt, über den der Deal formal abgewickelt wird und der als eingeschalteter Vermittler in den Verträgen angegeben ist - während Raiola aufgrund einer internen Abrede mit dem Strohmann im Hintergrund bleibt, aber die diesem zufließenden Zahlungen weitergeleitet erhält."
Doch das ist nicht die einzige Möglichkeit. "Noch einfacher wäre es, falls in seiner eigenen Agentur ein weiterer registrierter Vermittler wäre - oder kurzfristig angestellt würde - der nicht von der Sperre betroffen ist", sagt Rain: "Dann müsste er sogar den beschriebenen Umweg nicht gehen."