Seit 1956 richtet die Fachzeitschrift France Football die Wahl zum Ballon d'Or aus. Sportjournalisten aus aller Welt sind aufgerufen, den aus ihrer Sicht besten Fußballer des Jahres zu küren.
Wer verdient den Ballon d'Or?
Auf einer Gala im Pariser Theatre du Châtelet wird am Montagabend (ab 20.30 Uhr LIVE im TV auf SPORT1) der Sieger des Jahres 2019 gekürt.
Die SPORT1-Redakteure Jonas Nohe, Martin van de Flierdt und Maximilian Miguletz sind unterschiedlicher Meinung, wer mit dem Goldenen Ball ausgezeichnet werden sollte.
Jonas Nohe: Lionel Messi ist der individuell beste Fußballer der Welt
Haben Sie Lionel Messi schon mal live auf dem Rasen erlebt? Also im Stadion, nicht vor dem Fernseher?
Ein gut gemeinter Rat: Sollten Sie die Gelegenheit dazu bekommen, nutzen Sie sie, solange der inzwischen 32-jährige Argentinier noch in Diensten des FC Barcelona zaubert.
Begeistert Messi Sie schon vor dem Fernseher, ist Gänsehaut beim Stadionbesuch nahezu garantiert.
Allein Messis Auftritt gegen Borussia Dortmund am vergangenen Mittwoch war eine 90-minütige Urteilsbegründung, warum der sechsmalige Weltfußballer am Montagabend auch seinen sechsten Ballon d'Or gewinnen sollte.
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Den unzähligen Geniestreichen gegen den BVB ließ Messi am Sonntagabend im Topspiel der spanischen Liga gegen Atlético Madrid den nächsten folgen: unwiderstehliches Solo, kurzer Doppelpass mit Luis Suárez, perfekter Abschluss - das goldene Tor für Barca.
Klar, all das fließt nicht mehr in die Bewertung für den Ballon d'Or mit ein. Dafür aber die Bilanz von 73 (!) direkten Torbeteiligungen in der vergangenen Saison, darunter allein zwölf Treffer in zehn Champions-League-Partien.
Ja, der FC Barcelona hat am Saisonende "nur" die spanische Meisterschaft gewonnen.
Aber der Ballon d'Or ist eine Individualauszeichnung. Und der individuell beste Fußballer der Welt hieß auch im vergangenen Jahr Lionel Messi.
Martin van de Flierdt: Kein Spieler war so wichtig wie Virgil van Dijk
Er hat es ja schon einmal getan. Bei der Wahl zu Europas Fußballer des Jahres hat Virgil van Dijk Lionel Messi und Cristiano Ronaldo bereits hinter sich gelassen. Das war Ende August, und da waren seine Glanztaten aus der Champions-League-Saison noch in ganz frischer Erinnerung.
In 64 Pflichtspielen hatte es tatsächlich kein einziger Gegenspieler geschafft, an dem Niederländer vorbeizudribbeln. In der Luft ist der 1,93 Meter große Abwehrchef des FC Liverpool ohnehin nicht zu düpieren. Mit 34,5 km/h war er auch der schnellste Spieler der Königsklasse.
Bei Standards geht eine konstante Gefahr für den Gegner von ihm aus, wie nicht zuletzt der Doppelpack gegen Brighton am Wochenende belegte. Geht es besser für einen Verteidiger?
"Wenn man neben ihm steht, wird's relativ schnell dunkel", meinte Nationalstürmer Timo Werner ehrfurchtsvoll. Van Dijk besitzt inzwischen nicht nur aufgrund seiner eindrucksvollen Physis eine Aura, die den Gegner einschüchtert. Das ist Gold wert für Liverpool wie auch die niederländische Nationalmannschaft.
Daran hat sich seit dem Sommer nichts geändert, vielmehr ist Liverpools inzwischen seit 31 Premier-League-Spielen ungeschlagen und steuert auf die heiß ersehnte Meisterschaft zu. Van Dijk trägt einen Riesenanteil daran.
Ja, Lionel Messi und Cristiano Ronaldo sind sicher die begnadeteren Fußballer, Robert Lewandowski ein herausragender Knipser. Aber seit Fabio Cannavaro 2006 war kein Verteidiger mehr so wichtig für den großen Erfolg seiner Mannschaft in dem betreffenden Jahr. Der italienische Weltmeisterkapitän gewann folgerichtig den Ballon d’Or. Van Dijk sollte es auch tun.
Maximilian Miguletz: Robert Lewandowskis Quote ist überirdisch
Sein eigenes Plädoyer dauerte 14 Minuten und 32 Sekunden. In dieser Rekordzeit schnürte Robert Lewandowski den schnellsten Viererpack der Champions-League-Geschichte. Als hätte er nicht schon genug Bestmarken aufgestellt.
Und die nächste liegt schon "auf dem Punkt": In der Königsklasse hat der polnische Torjäger bislang in jeder Partie getroffen und steht bei zehn Toren. Noch eins bis zum Vorrundenrekord, zwei zum alleinigen.
Lewandowski ist in der Form seines Lebens.
27 Tore in 21 Pflichtspielen in der laufenden Saison – niemand anderes in Europas Top-Ligen kommt dieser Zahl verbunden mit der überirdischen Quote auch nur annähernd nahe. Einmalig!
Noch beeindruckender, weil über einen längeren Zeitraum: seine Jahresquote. 2019 erzielte Lewandowski für den FC Bayern 45 Tore in 44 Pflichtspielen! Weit mehr als illustre Dauerknipser wie Cristiano Ronaldo, und selbst einen gewissen Lionel Messi lässt der 31-Jährige hinter sich.
Dass er vielleicht der beste Neuner ist, ahnten wir schon mal früher. Nun streichen wir das "vielleicht": Lewandowski ist der beste Mittelstürmer der Welt – und der beste Spieler des Jahres 2019.