"Die Eredivisie ist tot", hatte Ajax Amsterdams Sportdirektor Marc Overmars jüngste Telegraaf gesagt. "Warum geht es in diesem Moment um Geld und nicht um die Volksgesundheit?"
Ajax kann sich Saisonende leisten
Der Ex-Nationalspieler erwähnt die beiden Hauptargumente – auf welche Ajax eine andere Sichtweise als der niederländische Verband (KNVB) und die UEFA hat. Letztere hatte nach dem belgischen Beschluss, die dortige Saison für beendet zu erklären, ihre übrigen Mitglieder inständig gebeten, diesem Beispiel nicht zu folgen.
Ajax-Trainer ten Hag glaubt nicht an weitere Spiele
Doch Ajax-Trainer Erik ten Hag sagte der Süddeutschen Zeitung: "Ich habe so ein Gefühl, dass wir diese Saison nicht mehr spielen werden. Wenn du logisch nachdenkst, gibt es eigentlich keine andere vernünftige Lösung."
Die Gesundheit habe Priorität, sagte der 50-Jährige, "da dürfen auch wir nichts machen, was ein anderes Signal sendet."
Andere Signale stellen die Planungsspiele der beiden Verbände dar, die ausgehend von der nationalen Politik ab Mitte Juni bzw. wegen des vollen Terminkalenders der neuen Spielzeit maximal bis Anfang August ausspielen wollen.
Fox sichert TV-Einnahmen zu
Im Gegensatz zur Bundesliga müssen sich die niederländischen Vereinsbosse nicht um die TV-Einnahmen sorgen.
Dass die Ticket- und Sponsoreneinnahmen der Klubs an den restlichen acht Spieltagen ausbleiben, schmerzt nur kurz.
Weil der Hauptpartner Fox für zwölf Jahre den Vereinen ihre TV-Gelder zugesichert hat, können Ajax und Co. unabhängig davon, ob tatsächlich noch Spiele ausgetragen werden oder nicht, für die neue Spielzeit planen.
Zudem hat Amsterdam durch frühere Transfers einen anderen ungewollten Vorteil, der es in der Coronakrise abfedert.
Ajax wegen Transfers gerüstet
Allein die Abgänge von Matthijs de Ligt zu Juventus und Frenkie de Jong zum FC Barcelona brachten Ajax letzten Sommer 150 Millionen Euro.
Im Winter haben sie vorsorglich Hakim Ziyech für 50 Millionen an Chelsea verkauft. Das sichert das die Existenz.
Ursprünglich rechnete ten Hag, erneut bis zu sechs Spieler zu verlieren, weitere Abgänge wie der von Mittelfeldmann Donny van de Beek, der mit Real Madrid einig schien, wackeln wegen der Coronakrise.
Was mit den früheren Transfers finanziell ausgeglichen wird, verschafft auch Planungssicherheit. "Wir haben dann aber auch eine Mannschaft, die gefestigt ist", frohlockte ten Hag in der SZ.
Ten Hag bleibt bei Ajax
Auch auf der Trainerposition herrscht Planungssicherheit. Ten Hag hatte zwar gelegentlich mit einer Rückkehr nach München geliebäugelt, wo er von 2013 bis 2015 die Bayern-Amateure betreute.
Doch sowohl Ajax als auch die Münchner, die mit Hansi Flick eine logische Lösung präsentiert haben, haben bis auf Weiteres andere Pläne.
Ten Hag bleibt an der Seitenlinie des Vereins, mit dem er 2019 bis ins Halbfinale der Champions League vorstieß.