Läuft bei Luca Waldschmidt!
Waldschmidt: "Ich fordere nichts"
Mit fünf Toren und drei Assists in seinen ersten zehn Spielen für Benfica Lissabon ist der 24 Jahre alte Angreifer nun nach Leipzig zur Nationalmannschaft gereist.
SPORT1 sprach vor dem Test gegen Tschechien (Deutschland - Tschechien, Mi. ab 20.45 Uhr im LIVETICKER) und den beiden Nations-League-Spielen gegen Spanien (14. November) und Ukraine (17. November) mit dem früheren Bundesliga-Profi (Freiburg, Hamburg und Frankfurt).
Waldschmidt reist selbstbewusst zum DFB-Team
SPORT1: Vier Mal in der Liga getroffen, einmal in der Europa League gegen Lüttich – Sie sind sicherlich mit breiter Brust zum DFB-Team gereist, oder?
Luca Waldschmidt: Sagen wir es so: Ich bin gut gestartet bei Benfica. Ich freue mich jetzt aber umso mehr, wieder hier beim DFB sein zu dürfen. Ich komme auf jeden Fall selbstbewusst hierher. Der Start in Lissabon war erfolgreich. Ich hatte einen guten Einstand.
SPORT1: Sind Sie ein wenig überrascht, wie schnell es dann doch mit der Eingewöhnung klappte?
Waldschmidt: Schon, ja. Mit meinem ersten Spiel, in dem mir gleich ein Doppelpack gelungen war, hatte ich einen kleinen Türöffner. Das hat mir natürlich vieles erleichtert, um anzukommen. Es ging dann auch ganz gut weiter. Den Schwung aus diesem Auftaktspiel konnte ich gut mitnehmen. Ich bin froh, dass es letztlich so gelaufen ist.
SPORT1: Sie sind seit Oktober 2019 Teil der Nationalmannschaft und kamen auf vier Länderspiele über insgesamt 252 Minuten. Drei Mal durften Sie von Beginn an ran. Beim 3:3 gegen die Türkei machten sie ihr erstes Länderspiel-Tor. Gehen Sie von einem Startelf-Einsatz gegen Tschechien aus?
Waldschmidt: Klar, der Bundestrainer ist mit mir schon die elf Spieler durchgegangen (lacht). Nein, Spaß bei Seite. Wir haben noch nicht darüber gesprochen. Ich bin selbst gespannt, ob ich spiele.
Benfica für Waldschmidt ein Schritt nach vorne
SPORT1: Bei Benfica, immerhin 37-facher portugiesischer Meister, sind Sie meist in der Doppelspitze neben Darwin Núñez gesetzt. Inwiefern hat sich Ihr Anspruchsdenken dadurch im Hinblick auf den DFB geändert?
Waldschmidt: Ich fordere nichts! Reden war noch nie der richtige Ratgeber. Es geht allein über Leistung. Jeder hier bei der Nationalmannschaft hat den Anspruch zu spielen. Es wäre schlimm, wenn das nicht so wäre. Der Verein ist unser täglich Brot. Da müssen wir einfach abliefern und uns anbieten. Aber wenn ich hier beim DFB bin, und dann auch meine Minuten bekomme, will ich natürlich zeigen, was ich kann.
SPORT1: Timo Werner, Serge Gnabry, Leroy Sané – die Konkurrenz im Sturm ist groß. Wie sehen Sie Ihre Chancen?
Waldschmidt: Natürlich ist der Konkurrenzkampf groß. Wir haben viele gute Spieler im Kader. Das ist aber auch gut so. Jeder hat seine Stärken, die er in die Mannschaft einbringen kann. Genau so will auch ich meine Stärken einbringen.
SPORT1: Benfica ist von den Mitgliedern her immerhin der zweitgrößte Klub der Welt nach Bayern München. Dennoch haben einige Kritiker Ihren Wechsel in die portugiesische Liga als Rückschritt wahrgenommen. Was sagen Sie dazu?
Waldschmidt: Benfica ist ein Schritt nach vorne für mich – und nicht einer zurück! Ich habe diese Entscheidung bewusst getroffen. Wir haben die klaren Ambitionen, um Titel zu spielen. Wir spielen europäisch und ich kann mich international zeigen. Das war mir wichtig. Der Schritt ins Ausland war auch für meine Persönlichkeit wichtig. Ich kann mich hier in einem neuen Land entwickeln, eine neue Sprache lernen. Das alles ist auf keinen Fall ein Rückschritt für mich – im Gegenteil!
Waldschmidt trotz Kritik an DFB-Team optimistisch
SPORT1: Es hat eine schleichende Entfremdung der Nationalmannschaft zur Basis stattgefunden. Oliver Bierhoff meinte, dass man einige Sympathien verspielt habe. Er forderte aber auch mehr Respekt und Unterstützung – gerade für die jungen Spieler im Kader. Wie sehen Sie das?
Waldschmidt: Natürlich nehmen auch wir die Stimmung von außen wahr. Es kam zuletzt viel Kritik auf. Olli hat es aber, wie ich finde, richtig formuliert. Wir befinden uns in einem Umbruch und haben viele neue Spieler. Wir geben jedenfalls alles. Wir sind positiv gestimmt und hoffen, dass wir mit guten Leistungen die Menschen in unserem Land auch wieder mitreißen können. Es bringt nur was, wenn wir alle zusammen an einem Strang ziehen und offen für Neues sind. Wir müssen uns gegenseitig helfen.
SPORT1: Sieben Spieler sind im aktuellen DFB-Aufgebot, mit denen Sie im Sommer 2019 Vize-Europameister wurden. Wann startet die "Next Generation" beim DFB endlich durch?
Waldschmidt: Das hilft uns natürlich. Man kennt viele Jungs von früher. Dadurch findet man schneller zusammen und harmoniert gut. Nicht nur neben, sondern auch auf dem Platz. Das ist natürlich ein Vorteil.