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Philipp Max: Nationalspieler spricht über die PSV Eindhoven, Mario Götze und Schalke

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Philipp Max: Nationalspieler spricht über die PSV Eindhoven, Mario Götze und Schalke

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Max: S04-Verteidiger waren Mörder

Philipp Max befindet sich bei der PSV Eindhoven aktuell in bestechender Form. Im SPORT1-Interview spricht er über Schalke, die Nationalmannschaft und seine Zukunft.
Nach der enttäuschenden Darbietung in der Europa League ist Eindhoven Wiedergutmachung geglückt: Max und Götze trugen sich als Torschützen ein.
Florian Plettenberg
Florian Plettenberg

Augsburg, Eindhoven, Nationalmannschaft! 

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Sportlich gesehen hätte es für Philipp Max nach seinem Sommer-Wechsel zur PSV kaum besser laufen können. Der 27 Jahre alte Linksverteidiger hat es dank starker und konstanter Leistungen in der niederländischen Eredivisie und in der Europa League geschafft, Bundestrainer Joachim Löw von sich zu überzeugen.

Im November 2020 debütierte er für den DFB und stand in drei Länderspielen in Folge in der Startelf. Seine bisherigen Saisondaten können sich erneut sehen lassen: In 25 Pflichtspielen für seinen neuen Verein, kommt Max, Sohn des früheren zweimaligen Bundesliga-Torschützenkönigs Martin Max, bereits auf sechs Tore und acht Assists und zählt damit erneut zu den offensivstärksten Außenverteidigern Europas.  

Das SPORT1-Interview spricht der PSV-Star über seine EM-Ambitionen, Mario Götze, Helene Fischer in der PSV-Kabine und den Traum vom Schalke-Comeback. 

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SPORT1: Bevor wir über Sie sprechen, muss man sich um Ihren Vater Sorgen machen?  

Philipp Max: In meiner Familie gibt es nur Schalker, und aufgrund meiner königsblauen Vergangenheit geht das Ganze an mir auch nicht spurlos vorbei. Es tut sehr weh, das zu beobachten. Mein Vater leidet sehr! Aber nicht nur auf Fanbasis oder weil er ein Ex-Spieler war. Er arbeitet ja im Verein. Wir leiden alle und hoffen, dass der Hunter (Klaas-Jan Huntelaar, Anm.d.Red.) noch ein paar Tore für Schalke macht, ein Wunder passiert und Schalke doch noch in der Bundesliga bleibt.  

SPORT1: Für Sie muss der Huntelaar-Wechsel doch überragend sein: Ajax wird geschwächt, Schalke gestärkt? 

Max: Huntelaar-Wechsel "ist echt gut"

Philipp Max: Ja, das ist echt gut (lacht). Vor allem für Schalke…  

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SPORT1: Würden Sie selbst gerne mithelfen? 

Max: Klar möchte ich mithelfen, ist doch logisch. Das will jeder, der auf Schalke gespielt hat. Sogar jeder Fan will irgendwas tun, damit es besser wird. Ich kann derzeit aber nur aus der Ferne die Daumen drücken. Aber es ist schon komisch: Ich habe zwar nur zwei Profieinsätze für den Verein gemacht. Aber wenn man da einmal gespielt hat, lässt es dich nicht mehr los. Solange, bis man nicht mehr atmet.  

SPORT1: Würde Sie Ihr Vater um einen Wechsel nach Schalke bitten, um zu helfen...

Max: Nein, ich bin sehr zufrieden in Eindhoven. Wir haben noch viel vor bei der PSV. Aber es ist klar, dass ich mit einem Auge immer nach Gelsenkirchen schiele.  

SPORT1: Eine perfekte Überleitung. 25 Pflichtspiele, sechs Tore, acht Assists. Warum läuft es für Sie schon wieder rund? 

Max: Ich fühle mich hier einfach sehr wohl, und für einen Spieler ist es immer einfacher, wenn man irgendwo sehr gewollt ist. Die letzten Jahre habe ich hart an mir gearbeitet. Vor allem daran, torgefährlich zu sein. Wir haben hier bei PSV viel Ballbesitz. Das war für mich ein ausschlaggebender Punkt, um mich für meinen Wechsel zu entscheiden. Ich habe zudem volle Rückendeckung von Roger Schmidt, der mir in den ersten Wochen sehr viel weitergeholfen hat.  

Max: Roger Schmidt ist "ein feiner Mensch"

SPORT1: Mit welchen drei Adjektiven würden Sie Ihren Trainer beschreiben? 

Philipp Max: Akribisch, energisch, empathisch. Wenn es um das Thema Fußball geht, hat er unfassbar viel Motivation, seine Ideen umzusetzen. Er brennt unheimlich für diesen Sport. Für den Erfolg gibt er sich hin. Man merkt aber auch, was er für ein feiner Mensch ist, wenn es nicht um Fußball geht. Er versucht, alles zu verstehen und die Anliegen der Spieler bestmöglich umzusetzen. Ich sehe mich in Roger manchmal selbst. Ich komme auch über das innere Feuer.  

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SPORT1: Mit Eindhoven sind Sie fast immer der Favorit.  

Philipp Max: Ja, das kannte ich vorher nicht. Das ist eine geile Situation und ein wichtiger Entwicklungsschritt in meiner Karriere. Es ist gut, diese Seite kennenzulernen und nicht immer nur tief zu stehen und auf Konter zu spielen, sondern selbst die Initiative zu ergreifen. Mir hat es in Augsburg Spaß gemacht, in jedem Spiel mein Herz auf dem Platz zu lassen und zu fighten. Ich habe aber lieber den Ball und die Verantwortung, meine Aktion durchzuziehen.  

Max war in seinem "ganzen Leben immer der Underdog"

SPORT1: Sind Sie nicht zu gut für die Eredivisie?

Max: Das würde ich nicht unterschreiben. Ich war in meinem ganzen Leben immer der Underdog und musste mich hochkämpfen. Daher konnte ich meine Rolle in Augsburg hundertprozentig mit Leben füllen. Dort habe ich gesehen, was ich zu leisten im Stande bin, wenn ich mich der Sache voll hingebe. Mit der Nationalmannschaft war es nichts anderes. Für mich ist es viel wichtiger zu sehen, dass ich in meiner Entwicklung vorankomme und mein Spiel verbessere.  

SPORT1: Hat der Wechsel von Mario Götze zu Ihrem guten Gefühl beigetragen? 

Max: Ja, absolut. Ich habe mich mega gefreut und konnte es erst nicht glauben, dass nach mir der nächste Deutsche hierher kommt und sich mit Mario einer der besten deutschen Fußballer auch für die PSV entschieden hat. Mit ihm Fußball zu spielen und darüber zu sprechen ist für mich etwas ganz Besonderes.  

Mario Götze trifft bei Remis von PSV Eindhoven in Heerenveen | Sportdigital
04:32
Sehenswerter Lupfer! Götze weiter in Torlaune

SPORT1: Sind Sie befreundet mit ihm und schieben in der Freizeit seinen Kinderwagen? 

Max: Aufgrund von Corona ist das gerade leider nicht machbar. Wir trinken in der Kabine einen Kaffee und essen zusammen. Mehr ist leider nicht möglich. Wir verstehen uns sehr gut.  

SPORT1: Was zeichnet den modernen Linksverteidiger aus? 

Max: Von einem modernen Außenverteidiger wird viel erwartet: Eine gute Spieleröffnung, viele Läufe über die Außenbahn, Torvorlagen und eine gute Verteidigung. Ich muss auch viele Läufe machen, obwohl ich nicht an den Ball komme. Damit entlaste ich aber meinen Vordermann und verschaffe ihm Zeit für seine individuelle Klasse. Auf dem Spielfeld ist es mittlerweile die komplexeste Position. Es ist nicht mehr so, dass man nur noch Verteidiger ist und wie früher das eigene Tor verteidigt. 

SPORT1: Haben Sie Vorbilder? 

Max: Robert Carlos als ich klein war. Danach Marcelo, ein geiler Spieler. David Alaba natürlich auch. Als die Bayern 2013 die Champions League gewannen, habe ich mir sein Spiel immer sehr gerne angeschaut. Ich habe trotzdem immer versucht, mich selbst zu finden und herauszufinden, was am besten zu mir passt. Ich wollte nichts nachahmen, nur abschauen.  

SPORT1: Was genau haben Sie sich abgeschaut? 

Max: Von Marcelo, wie ruhig er in Drucksituation geblieben ist und mit kurzen Bewegungen überragende Lösungen fand. Alabas Offensivläufe und seine präzisen Bälle waren immer super. Er hat seine Mitspieler von hinten heraus immer wieder in gute Situation gebracht.   

Max: 1997 waren bei Schalke "hinten Mörder drin"

SPORT1: Stimmt oder stimmt nicht: Sie sind einer der Top10-Linksverteidiger Europas? 

Max: Stimmt nicht.  

SPORT1: Warum? 

Max: Weil man bei den Topvereinen in der Champions League auf allerhöchstem Niveau kaum Spieler sieht, die nicht gut, sondern alle richtig stark in allem sind. Es ist nicht mehr wie früher, als es hinten in der Abwehr die Zerstörer gab. 1997, UEFA-Pokal-Finale Inter Mailand gegen Schalke, da waren hinten Mörder drin (lacht). Diese Spiele meines Vaters habe ich früher auf Videokassette angeschaut. Heute sind das hinten alles super Fußballspieler. Ich versuche, mich dahin zu entwickeln. Dazu muss ich über eine ganz lange Zeit auf Topniveau spielen.  

SPORT1: Was ist mit PSV in dieser Saison drin? 

Max: Die Heimniederlage gegen Alkmaar war ein Rückschritt und sehr bitter. Jetzt sind wir vier Punkte hinter Ajax, aber wir wollen bis zum Schluss um Platz eins mitspielen. In der Europa League sind noch viele große Namen dabei. Das wird sehr schwer. Aber wir haben mit Piräus ein Los auf Augenhöhe. Wir rechnen uns aus, ins Achtelfinale zu kommen. Im Pokal sind wir im Viertelfinale. Ich bin hier, um Titel zu gewinnen. 

SPORT1: Sechs deutsche Spieler sind im PSV-Kader, dazu das Trainerteam. Gibt es Deutschen-Witze in der PSV-Kabine? 

Max: Ja, vor allem seitdem die deutsche Gruppe hier so groß geworden ist. Es gibt oft die Klassiker zu hören: Dass wir so gut organisiert sind und wie die Maschinen alles sauber hintereinander abarbeiten. Die Holländer hören übrigens sehr gerne Helene Fischer und kennen all ihre Lieder.  

Baumgartl legt Jürgen Drews und Pur auf

SPORT1: Wer ist der deutsche DJ? 

Max: Timo Baumgartl! Er legt ab und zu was aus der klassischen deutschen Historie auf. Meistens im Kraftraum. Dann schütteln die Jungs den Kopf und wir Deutschen grölen mit. Joana von Jürgen Drews und Pur liefen schon sehr oft, richtige Après-Ski-Hits. Ist schon ganz witzig.

Philipp Max (v.) und Timo Baumgartl im Trikot von PSV Eindhoven
Philipp Max (v.) und Timo Baumgartl im Trikot von PSV Eindhoven

SPORT1: Themenwechsel. Rechnen Sie damit, im März erneut für die Nationalmannschaft berufen zu werden? 

Max: Ich rechne nicht damit, aber ich habe große Lust und Hoffnung, wieder eine Einladung zu bekommen. Für mich war es etwas ganz Besonderes, zuletzt dabei zu sein. Davon habe ich immer geträumt und darauf habe ich insgeheim immer hingearbeitet. Ich habe das aber nie groß rausposaunt. Ich habe meine Länderspiele daher umso mehr genossen. Es sind drei Länderspiele mehr, als mir jeder zugetraut hat. Es hat danach ein paar Wochen gedauert, um das Ganze zu verstehen. Erst in meiner kurzen Weihnachtspause habe ich realisiert, was passiert ist. Ich sehne mich nach weiteren Momenten wie diesen und würde lügen, wenn ich sagen würde: "Haken dran, das war es jetzt." Ich will noch mehr Spiele für die deutsche Nationalmannschaft machen.  

Max: "EM-Teilnahme ist ein großer Traum von mir"

SPORT1: Sie debütierten mit 27 Jahren. Warum wurden Sie nicht schon früher berufen? 

Max: Schwierig einzuschätzen. In meiner ersten Saison bei Augsburg, trotz all meiner Vorlagen, wäre es zu früh gewesen. In den Jahren danach habe ich gute Schritte gemacht, aber auf meiner Position hatte Deutschland gute Spieler. Über die Jahre habe ich mir meine ersten Länderspiele aber verdient.  

SPORT1: Wie schätzen Sie Ihre EM-Chancen ein? 

Max: Die EM-Teilnahme ist ein großer Traum von mir! 2016 durfte ich in Rio bei Olympia dabei sein. Das war schon etwas sehr Besonderes, dort die Silber-Medaille gewonnen zu haben. Es ist ein überragendes Gefühl, für Deutschland aufzulaufen. Mehr kann man nicht erreichen als deutscher Spieler. Ich hoffe, dass ich so überzeugend bin, dass ich mir selbst berechtigte Hoffnungen machen kann, dabei zu sein. Ich werde auf der linken Seite weiter Gas geben. 

SPORT1: Ist der EM-Titel möglich? 

Max: Deutschland ist immer mit dabei, wenn es um die Vergabe des Titels geht. Kaum jemand traut uns bei dieser Europameisterschaft etwas zu. Nach dem letzten Spiel in Spanien wohl noch weniger.  

SPORT1: Was sind Ihre Karriereziele? 

Max: Im Jahr 2020 konnte ich mir bereits zwei große Wünsche erfüllen: Die Nationalmannschaft und die Europa League mit PSV. Klar, ich möchte irgendwann in der Champions League spielen und ein großes Turnier erleben. Irgendwann möchte ich zurück in der Bundesliga sein und meine Karriere dort ausklingen lassen. Nochmal für Schalke aufzulaufen, ist ein sehr großer Wunsch von mir.