Von Johannes Fischer
Mourinho nimmt Costa in Schutz
© Getty Images
Jose Mourinho fühlte sich in seinem Element. Als der Chelsea-Coach nach dem 2:0-Sieg gegen den FC Arsenal in der Pressekonferenz zur Szene des Spiels gefragt wurde, setzte er ein genüssliches Lächeln auf und machte genau das, was zuvor der vermeintliche Buhmann getan hatte - er provozierte: "Ich liebe das. Fantastisch, Diego!"
Was war passiert? Blues-Stürmer Diego Costa hatte die Verteidiger der Gäste mit wiederholten Provikationen regelrecht bearbeitet - und zwar so lange, bis Gabriel Paulista der Geduldsfaden riss.
Zunächst griff Costa Laurent Koscielny ins Gesicht, ohne dafür bestraft zu werden.
Kurz vor der Halbzeitpause war es soweit: Nachdem Costa und Paulista zunächst mit jeweils einer Gelben Karte bedacht wurden, ließ der spanische Nationalstürmer nicht locker und machte so lange weiter, bis sich der Gunners-Verteidiger zu einem kleinen Tritt ans Schienbein hinreißen ließ. Die Folge: Glatte Rote Karte in der Nachspielzeit.
"Er hat gespielt, wie er spielen muss"
"Diego Costa kann machen was er will und bleibt trotzdem immer auf dem Platz", echauffierte sich Gunners-Trainer Arsene Wenger nach dem Spiel. "Jeder Spieler, der auf seine Provokationen reagiert, muss runter. Das ist inakzeptabel."
Mourinho, wen wundert's, hatte zu diesem Thema eine ganz andere Meinung: "Das ist die Basis des Spiels. Sie sollten lieber über Gabriel Paulistas Fehler sprechen", blaffte er die Journalisten an.
"Wenn Sie mit mir über Diego Costa sprechen wollen, dann bleibt nur zu sagen: Er hat so gespielt, wie er spielen muss."
Mourinhos Derbyheld
Costa, der Paulista sogar ins Gesicht geschlagen hatte, war Mourinhos persönlicher Derbyheld. Auf die Frage eines Reporters, ob nicht eher Costa hätte vom Platz gehen müssen, antwortete "The Special One" im typischen Mourinho-Style: "Ich kann mir vorstellen, dass sie früher als Kind Badminton gespielt haben."
Auch Wenger bekam sein Fett weg. "Ich habe jetzt schon so oft gegen Arsenal gespielt und nur einmal hat er nicht gejammert", sagte Mourinho über seinen Intimfeind, den er vor dem Anpfiff nur mit einem flüchtigen Handschlag begrüßt hatte.
Bereits vor dem Derby war der portugiesische Startrainer aus verschiedenen Ecken attackiert worden. Zunächst gab der englische Fußballverband FA bekannt, dass er gegen Mourinho wegen Sexismus-Vorwürfen ermittelt, anschließend verlor ManCitys Neuzugang Kevin De Bruyne kein gutes Wort über ihn.
An Mourinho prallt das alles nicht nur ab, es stachelt ihn offenbar sogar an. Und so verließ er die Pressekonferenz genau so, wie sein Team zuvor den Platz verlassen hatte - als Sieger.
Um sich im Anschluss ein Spiel der Rugby-WM anzuschauen.
"Das", sagte Mourinho und gab seine letzte Spitze Richtung Arsenal zum Besten, "ist noch ein echter Sport".