An der Seite von Marcus Rashford durchlief er die Jugendmannschaften von Manchester United - doch während Rashford heute jedem Fußballfan ein Begriff ist, sagt der Name seines früheren Teamkollegen Charlie Scott fast niemandem etwas.
Rashford-Kumpel über Depression
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13 Jahre wurde der defensive Mittelfeldspieler in der Jugend von ManUnited ausgebildet, trainierte bereits bei den Profis mit, das Debüt schien zum Greifen nah. Doch dann erfuhr Scott via Twitter von seinem Aus - und verlor den Boden unter seinen Füßen.
"Ich war drei Viertel meines Lebens bei dem Klub, seit ich sechs Jahre alt war, aber das war alles. Und dann verfiel ich in eine Depression. Für mich ging es vom Höhepunkt bei United zum absoluten Tiefpunkt", sagte Scott im Gespräch mit The Athletic.
"United war alles, was ich kannte - und diese Art von Ablehnung hatte ich noch nie zuvor erlebt", erklärte der heute 22-Jährige rückblickend. "Ich zog mich zurück. Ich isolierte mich. Ich begann, meinen Freunden und meiner Familie gegenüber viel aggressiver zu sein."
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Sein ganzes Geld verzockte er beim Glücksspiel. "Ich hatte keinen einzigen Penny mehr. Ich habe es einfach für einen Haufen Mist ausgegeben. Ich habe getrunken, aber hauptsächlich für Glücksspiel - Casinos und jeglicher beliebiger Scheiß." Seine Eltern halfen ihm schließlich aus der Patsche, zudem nahm er professionelle Hilfe in Anspruch.
United-Talent spricht über Suizidgedanken
"Ich bin mir nicht sicher, ob ich ohne meine Eltern heute noch hier wäre", sprach Scott offen über Suizidgedanken. "Es gab Zeiten, da dachte ich, ich möchte nicht hier sein. So weit ist es gekommen. Ich fuhr immer die Straße entlang und dachte: 'Was wäre, wenn ich einfach gegen diesen Baum krache?'"
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Anmerkung der Redaktion: Wenn Sie sich selbst von Depressionen und Suizidgedanken betroffen fühlen, kontaktieren Sie bitte umgehend die Telefonseelsorge (http://www.telefonseelsorge.de). Unter der kostenlosen Hotline 0800-1110111 oder 0800-1110222 erhalten Sie Hilfe von Beratern, die schon in zahlreichen Fällen Auswege aus schwierigen Situationen aufzeigen konnten.
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Geholfen habe ihm auch sein früherer Teamkollege Rashford. "Wir sind noch immer gute Kumpel. Marcus schreibt mir immer Nachrichten, um zu fragen, wie es mir geht. Ich treffe mich einmal die Woche mit ihm. Er hat sich nicht verändert, vom 15-Jährigen bis zum Superstar, der er jetzt ist", berichtete Scott.
Während Rashford als 18-Jähriger unter dem damaligen Cheftrainer Louis van Gaal sein Premier-League-Debüt feierte, trainierte auch Scott schon regelmäßig bei den Profis mit. Doch als José Mourinho im Sommer 2016 United-Coach wurde, änderte sich das Klima.
Mourinho rief junge Spieler nicht beim Namen
"Er hat dich nicht mal mit deinem Namen angeredet. Er hat dich einfach nur 'Junge' genannt", sagte Scott. "Normalerweise hat er sich das Training nicht draußen angeschaut, sondern das seinen Trainern überlassen. Aber wenn er raus kam, hat er jeden in meinem Alter mit 'Junge' angeredet. Manchmal rief er einen beim Namen, aber nur sehr selten. Wenn er dich in der Kantine sah, dann vielleicht. Aber nicht oft."
Anderthalb Jahre nach seinem Aus bei ManUnited landete Scott, der 2015 beim Mercedes-Benz JuniorCup in Sindelfingen spielte, wieder bei seinem Heimatverein Newcastle Town, ein Non-League-Klub.
"Ich war besorgt, was die Leute denken würden, mich als denjenigen zu sehen, der die Chance hatte, etwas aus sich zu machen, und es vermasselt hat", sagte Scott. "Tief in meinem Inneren weiß ich, dass die Leute nicht so denken. Es ist einfach in meinem Kopf und ich bekomme das da nicht raus. Viele meiner Kumpels und meine ganze Familie sagt mir, ich solle mir keine Sorgen machen. Aber genau die hat es mir eingebracht."