Wenn sich Lucas Tolentino Coelho de Lima im kommenden Januar von Rio de Janeiro nach Mailand aufmachen wird, dann kann sich der 21-Jährige auf einen grandiosen Empfang gefasst machen.
Paqueta bald Superstar wie Messi?
Traditionell sind die Ankünfte von Neuzugängen in südeuropäischen Ländern ein Festakt. Doch dieser Jungstar hat alle Anlagen, es einem brasilianischen Vorgänger gleichzutun, der 2003 die Milan-Fans in Ekstase versetzte, als er am Flughafen in Mailand/Linate aufschlug: Kaka.
"Wir haben ein echtes Phänomen verpflichtet", hatte der damalige Milan-Coach Carlo Ancelotti frohlockt, nachdem Kaka aus Sao Paulo aufschlug. Entsprechend groß war die Erwartungshaltung der Tifosi, die er während seiner Zeit bei den Rossoneri vollends erfüllte.
Nun also ist Lucas Tolentino Coelho de Lima an der Reihe, der auch unter seinem Spitznamen Paqueta in Europa ein nahezu unbeschriebenes Blatt ist. Dabei wird der Mittelfeldspieler in seiner brasilianischen Heimat als größtes Versprechen seit Neymar gefeiert.
Juan lobt Paqueta: "Er ist bereit für Europa"
Ähnliche Lobeshymnen wie von Ancelotti sind von den derzeitigen Klubverantwortlichen allerdings (noch) nicht zu hören, was aber nicht an den fehlenden Qualitäten des neuen Hoffnungsträgers liegt.
Vielmehr müssen Sportdirektor Leonardo, der den Deal einfädelte, und Trainer Gennaro Gattuso noch warten, bis sie Paqueta entsprechend feiern können: Die offizielle Verkündung steht noch aus, was jedoch nur formale Gründe hat.
Elogen gibt es dennoch zur Genüge: "Er ist körperlich sehr stark und hat eine hervorragende Technik. Ich glaube, dass er für Europa bereit ist und ein sehr wichtiger Spieler werden kann", sagt etwa sein jetziger Mitspieler, der frühere Leverkusener Juan.
Auch sein bester Kumpel Vinicius Junior, der sich bereits im Sommer Richtung Real Madrid aufgemacht hatte, ist sich sicher: "Ich kenne seine Qualitäten und bin mir sicher, dass er zum Superstar reifen wird."
Dass Paqueta in Brasilien einmal in aller Munde sein würde, hatte allerdings vor einigen Jahren noch niemand auf der Rechnung.
Als er bei Flamengo im Alter von 15 Jahren mit nur 1,53 Meter Körpergröße immer noch der Kleinste seiner Jugendmannschaft war, beschlich die Übungsleiter die Vorahnung, dass es trotz allen Talents nicht reichen könnte.
Wachstumsprobleme wie Messi
"Er ist zu schmächtig für eine Karriere als Fußballprofi", hieß es unisono aus dem Trainerstab - und erinnerte damit an Lionel Messi, der nur mittels Wachstumshormonen auf eine Größe von 1,70 Meter kam.
Wie der Barca-Superstar begab sich auch der dürre und kleine Teenager in Behandlung und schoss innerhalb von drei Jahren noch einmal fast 30 Zentimeter in die Höhe.
Heute gilt er bei 1,80 Meter als körperlich robust und äußerst zweikampfstark. Zudem wird Paqueta für seine Dribblings, Schuss- und Passgenauigkeit gefeiert. Kurzum: Er könnte Milans neuer Kaka werden.
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Da erscheint es fast logisch, dass der Mittelfeldspieler den früheren Milans-Star als großes Vorbild hat. Die beiden vereint nicht nur der gleiche Klub, sondern auch die Spielweise - und der Jubel. Wie Kaka hebt Paqueta beide Zeigefinger nach oben, wenn ihm ein Tor gelingt.
Paqueta wird aber auch mit einer anderen brasilianischen Legende, die ebenfalls eine Verbindung zum AC Mailand aufweist, verglichen: Ronaldinho. Mit ihm hat er die schnellen Richtungswechsel gemein, wenn er seine Gegenspieler umkurvt.
Das tut er nicht selten - und durchaus erfolgreich: In 57 Pflichtspielen traf er für Flamengo immerhin zwölf Mal und weckte damit das Interesse von zahlreichen Top-Klubs in Europa, zumal er schon in die Selecao berufen wurde.
AC Mailand sticht PSG aus
Dem Vernehmen nach war vor allem Paris Saint-Germain auf das brasilianische Talent scharf, doch Milans Sportdirektor Leonardo, wie Paqueta aus der Flamengo-Schule stammend, erhielt den Zuschlag.
Laut der brasilianischen Zeitung Globo Esporte müssen die Mailänder insgesamt 35 Millionen Euro überweisen - eine Summe, die sich um zehn weitere Millionen aus möglichen Boni erhöhen kann.
Wie sich ein Klub, der nach der Nicht-Einhaltung des Financial Fair Plays von der UEFA aus der Europa League ausgeschlossen wurde und nur dank erfolgreicher Klage vor dem CAS spielberechtigt ist, einen solchen Spieler leisten kann, darf indes hinterfragt werden.
Milans Lösung: Um nicht wieder in Gefahr zu geraten, ein zu dickes Minus auf der Ausgabenseite zu haben, sollen zunächst nur fünf Millionen Euro nach Brasilien fließen. Die restliche Summe, die zu 70 Prozent an Flamengo und zu 30 Prozent an Agenten des Spielers geht, soll dann in Raten bis 2020 abbezahlt werden.
Wenn Lucas Paqueta also im Januar für Jubelszenen der Milan-Fans am Mailänder Flughafen sorgen sollte, dann muss er beweisen, dass er die Fußstapfen von Kaka, Ronaldinho und Co. ausfüllen kann. Zumindest in Brasilien ist man sich sicher, dass ihm das gelingt.