Andrea Pirlo, Clarence Seedorf, Gennaro Gattuso, Ronaldinho, Robinho, Alexandre Pato, Antonio Cassano, der junge Kevin-Prince Boateng, der unverwüstliche Filippo Inzaghi.
Bremst Zlatan Milans tiefen Fall?
Als Zlatan Ibrahimovic im Jahr 2010 das erste Mal beim AC Mailand angeheuert hatte, war er Teil eines Star-Ensembles, der erfolgreichsten Milan-Mannschaft der jüngeren Vergangenheit - der letzten, die in der Serie A den Meistertitel holen konnte.
Achteinhalb Jahre nach dem Titelgewinn 2011 ist der Superstar nun wieder da - ansonsten ist nichts mehr, wie es war.
Ibrahimovic trifft auf ein Traditionsteam in einer tiefen Sinnkrise. Und es ist mehr als fraglich, ob der 38 Jahre alte Schwede sie einfach wegzlatanieren kann.
AC Mailand vor Winterpause gedemütigt
Seit bald zehn Jahren ist der 18-malige Italien-Meister und dreimalige Champions-League-Sieger national und international kein wesentlicher Faktor.
In der Serie A belegen Hakan Calhanoglu und Kollegen derzeit den elften Tabellenplatz, eine 0:5-Pleite bei Atalanta Bergamo - die höchste seit über 20 Jahren - markierte vor der Winterpause den Tiefpunkt.
Nun setzt das angezählte Management auf Ibrahimovic als Heilsbringer. Ein Befreiungsschlag oder ein Akt der Verzweiflung?
Ante Rebic bei Milan glücklos
Einerseits ist bei Milan der Bedarf nach einem zuverlässigen Knipser offensichtlich: Gerade im Sturm hakt es, mit nur 16 Treffern haben die Rossonieri die fünftschlechteste Bilanz der Serie A, hinter Schlusslicht FC Genua.
Der polnische Stammstürmer Krzystof Piatek kam nicht über vier Tore hinaus, noch glückloser agierten Zukunftshoffnung Rafael Leao (1 Tor) und die sich als Missverständnis entpuppende Frankfurter Leihgabe Ante Rebic (0).
Nichtsdestotrotz ist der Coup mit Ibrahimovic ein Stilbruch: Noch im Oktober hatte Klubchef Ivan Gazidis bei einer Aktionärsversammlung von einer "klaren Strategie" gesprochen, dass "in junge Spieler investiert wird, die ihre beste Zeit noch vor sich haben und die sich zusammen mit uns in Richtung Spitzenklasse entwickeln".
Zwar erklärte Gazidis im selben Atemzug, dass ein junges Team auch erfahrene Führungsspieler bräuchte - dennoch soll er erst vor einem Jahr einen schon damals möglichen Ibrahimovic-Deal als falsches Signal empfunden und per Veto verhindert haben.
US-Hedgefonds jetzt am Ruder
Der ehemalige Boss des FC Arsenal ist seit Ende 2018 bei Milan in der Verantwortung, der Oxford-Absolvent aus Südafrika moderiert dort den zweiten größeren Umbruch innerhalb kurzer Zeit.
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Im April 2017 hatte der langjährige Klubeigner Silvio Berlusconi Milan an ein chinesisches Geschäftskonsortium verkauft, im Jahr darauf kam der US-Hedgefonds Elliott Management Corporation des Milliardärs Paul Singer ans Ruder.
Die Rückkehr zum alten Glanz ist das Ziel, auf dem Weg dorthin war das vergangene halbe Jahr aber ein Rückschritt, nachdem in der vergangenen Saison immerhin Platz 5 herausgesprungen war. Dennoch hatten Trainer Gattuso und Manager Leonardo danach den Klub verlassen, die Differenzen mit Gazidis sollen zu groß gewesen sein.
Für zusätzliche Unruhe sorgte der Trubel um vergangene Verstöße gegen das Financial Fairplay, wegen derer Milan in diesem Jahr nicht in der UEFA Europa League spielen darf.
Kann Zlatan Ibrahimovic wirklich helfen?
Der Neuanfang mit Gattuso-Nachfolger Marco Giampaolo missriet gründlich, er wurde im Herbst nach nur sieben Spielen entlassen.
Auch um die sportliche Führung mit den Ex-Stars Zvonimir Boban (Manager) und Paolo Maldini (Technischer Direktor) schwirren schon wieder Ablösungsgerüchte. Vor einem Monat erst wurde kolportiert, dass Gazidis erwägt, Ralf Rangnick als neuen starken Mann zu installieren - was der Klub aber dementierte.
Auch unter Giampalos Nachfolger Stefano Pioli trat keine Besserung ein, im Schnitt hat er eine schlechtere Punktausbeute als sein entlassener Vorgänger.
Nun hofft Pioli auf einen Zlatan-Effekt: "Er ist ein Champion, der Entschlossenheit und Charakter mitbringt, für mehr Intensität und Fokus im Training und im Spiel sorgt", sagte der 54-Jährige schon bevor der Transfer offiziell wurde.
Schaden können Ibrahimovics Qualitäten Piolis Team gewiss nicht. Ob sie aber wirklich für eine Trendwende reichen, ist die andere Frage.