Bereits im vergangenen Herbst hat Joaquin Buckley bei der UFC einen K.o. hingelegt, den die Kampfsportliga als den "unglaublichsten der Geschichte" feierte.
Schuf dieser K.o. einen Superstar?
© DAZN
Dieser war definitiv auch nicht schlecht.
Auf spektakuläre Weise beendete der Tscheche Jiri Prochazka den Hauptkampf von UFC on ESPN 23 in der Nacht zum Sonntag in Las Vegas: Mit einem Spinning Back Elbow, einem Ellbogenschlag aus der Drehung, holte das 28 Jahre alte Halbschwergewicht seinen an der Käfigwand in die Enge getriebenen Kontrahenten Dominick Reyes von den Beinen.
Es ist selten, dass die Aktion (auch im Wrestling popularisiert als "Judas Effect", der Finisher von Legende Chris Jericho) so einschlägt - es war erst das dritte Mal in der UFC-Geschichte, das sie zu einem K.o. geführt hat.
In diesem Fall könnte sie auch zu mehr führen als nur zu einem Schauwert für virale Videoclips: Sie könnte die Geburt eines neuen UFC-Superstars gewesen sein.
Zwei UFC-Kämpfe, zweimal die besten des Abends
Für Prochazka war der Kampf gegen Reyes erst der zweite Kampf bei der weltgrößten MMA-Promotion nach dem Sieg über Volkan Özdemir bei UFC 251 im vergangenen Juli, aber auch schon der zweite, der als "Performance of the Night" ausgezeichnet wurde.
Eine steile Karriere für den Mann aus dem mährischen Znaim - und ihr Verlauf könnte noch steiler werden: Schon jetzt sehen namhafte Experten Prochazka als nächsten Herausforderer auf den Halbschwergewichts-Titel.
"Bei Prochazkas nächstem Kampf sollte es um den Titel gehen", schrieb der bekannte Kampfsport-Journalist und -Podcaster Ariel Helwani auf ESPN. Prochazka sei "ein Promoter-Traum: Er ist einzigartig, macht Spaß, ist wild und kraftvoll. Und er hat auch einen großartigen Look. Diese Haare: der Wahnsinn!"
Zwei UFC-Kämpfe, zweimal die besten des Abends
Tatsächlich sticht Prochazka bei weitem nicht nur wegen seiner unorthodoxen Zopf-Frisur heraus. Der Sieg gegen Reyes ist sportlich ein großes Pfund, wenn man bedenkt, dass Reyes im vergangenen Jahr Jon Jones an den Rand einer Niederlage gebracht hat, neben Conor McGregor das größte Zugpferd der Liga.
Reyes war zudem auch der Mann, gegen den sich der aktuelle Champion Jan Blachowicz im September bei UFC 253 den vakanten Titel gesichert hatte.
Am 4. September, bei UFC 266, verteidigt Blachowicz den Titel gegen Glover Teixeira. Prochazka könnte dann zum Zug kommen - und wäre im Fall eines Siegs auch Kandidat für einen Mega-Fight gegen den skandalbehafteten Superstar "Bones" Jones.
Prochazka war in der Hooligan-Szene aktiv
Prochazka hat Kassenschlager-Potenzial, auch weil er ein bunter Typ ist, der eine bewegte und nicht ganz untadelige Lebensgeschichte hat.
Der Fan des tschechischen Fußball-Erstligisten FC Zbrojovka Brünn war in der Hooligan-Szene aktiv, ehe er Kampfsportprofi wurde. Sein Talent offenbarte sich, als er auf eine Karriere im Schutzdienst hinarbeitete - und er im dazugehörigen Kampfsport-Training so überzeugte, dass er als Muay-Thai-Boxer aktiv und nationaler Meister wurde.
Seit 2012 trat Prochazka bei MMA-Events an, in 32 Kämpfen feierte er 29 Siege und kassierte drei Niederlagen, die letzte allerdings Ende 2015. Seitdem feierte er zwölf Siege und zuletzt auch zehn Knockouts in Serie.
Der Risiko-Stil hat eine Kehrseite
Es wird gemunkelt, dass die UFC-Führung um Dana White bei Prochazka auch deswegen auf die Tube drückt, weil sein risikoreicher Stil auch eine Kehrseite hat.
Gegen Reyes steckte er auch viel ein, wobei er zwar auch enorme Nehmerqualitäten offenbarte - aber dennoch auch den Eindruck hinterließ, dass er an einem schlechteren Tag auch selbst gut und gerne Opfer eines spektakuläres Knockouts werden könnte.
Diese mögliche Entzauberung ihres aufstrebenden Stars werden die UFC-Bosse vermeiden wollen, bevor Prochazka einen richtigen Zahltag eingebracht hat.