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Das Jahr 2014 von Weltmeister und Olympiasieger Robert Harting

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Das Jahr 2014 von Weltmeister und Olympiasieger Robert Harting

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Ein Jahr zwischen Himmel und Hölle

Robert Harting hat 2014 zum ersten Mal Spaß am Sport, dann kommt der Rückschlag. Doch zwei Ziele treiben den Diskusriesen an.
Robert Harting
Robert Harting
© imago

"Ich habe Spaß, Diskus zu werfen. Das ist lange nicht passiert."

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Ein neues Jahr bricht an. Robert Harting blickt zufrieden zurück. Zum ersten Mal überhaupt. Er weiß: 2014 war das wichtigste Jahr in seiner Karriere.

Er hat die Lust entdeckt. Daran, was er Tag für Tag tut. Und daran, wofür er sich zuvor geschunden, aufgerieben und gequält hatte. 2014 änderte alles.

Der 30-Jährige setzte sich nicht mehr erbarmungslos unter Druck. Zwang wich Leidenschaft, Selbsteinschätzung ersetzte Selbstzerstörung.

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Selbst sein bisher größter Rückschlag brachte ihn nicht aus dem Gleichgewicht. Denn der 30-Jährige hat zwei Ziele vor Augen. Sie treiben ihn an. Unablässig.

Zu viele Baustellen

Auch, weil er gelernt hat, Selbstzweifel beiseite zu räumen. Sie plagten ihn. Den Olympiasieger. Den Weltmeister. Den Diskusriesen. Zu viel beschäftigte ihn abseits der Arena.

Der Berliner soll zwischenzeitlich sogar kurz vor dem Burnout gestanden haben, heißt es. "Es war, als würde ich mit einem Hammer selbst auf mich einschlagen", sagte er einst und klagte: "Ich will mich nicht mehr zermürben."

Es war Kopfsache. Er brauchte Veränderung, sehnte sich nach Zufriedenheit. Zuerst wechselte er den Trainer. Werner Goldmann wich Torsten Schmidt. Er wollte neue Anreize setzen.

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Er schrieb seine Bachelorarbeit, beendete sein Studium. Seine Erleichterung war riesig. Er brauchte Ressourcen, Kraft für andere Aufgaben.

Kampf gegen die Missstände

Denn der Druck von außen war größer denn je. Außerhalb des Fußballs und der Formel 1 gibt es in Deutschland keinen anderen Leistungssportler, der so sehr im Rampenlicht steht wie er.

Harting polarisiert durch markige Worte und Gesten. Seit jeher. Und er kämpft gegen Missstände und für mehr Gerechtigkeit im Spitzensport. Seit jeher.

Energisch trieb er die Verwirklichung der von ihm initiierten Sportlotterie an. Mit Beginn der Bundesligarückrunde soll sie starten. Ein erheblicher Teil der Einnahmen soll dann der Förderung deutscher Spitzenathleten zugute kommen.

Harting polarisiert - auch im Werben um die Sportlotterie:

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Harting hat sich 2014 dafür aufgerieben. "Das alles hat viele Ressourcen und etliche Meter gekostet", meinte er. Erneut drohte, aus Lust Last zu werden.

Die Vorbereitung auf die Europameisterschaft in der Schweiz verlief nicht optimal. Harting hatte zuviel Zeit verloren.

Der Wendepunkt in Zürich

Er kam nicht in allerbester Form nach Zürich, in den berüchtigten Letzigrund, das ovale Stadion inmitten der Stadt. Doch der Wettkampf sollte sein persönlicher Showdown 2014 werden. Ein Wendepunkt.

Harting hatte Probleme, reinzufinden. Doch auch die Konkurrenz schwächelte. Dauerrivale Piotr Malachowski versiebte Wurf um Wurf. Dann kam wieder Harting, dynamisch, explosiv, mit starkem Timing.

66,07 Meter reichten zum Sieg, Harting zerriss sich das Trikot vor den eilig heranstürmenden Fotografen. So, wie man es von ihm kennt. Doch etwas war anders. Es wirkte, als fiele all der Druck der vergangenen Jahre von ihm ab. Erstmals in seiner Karriere war er mit sich im Reinen.

Rückschlag beim Joggen

Dabei stand seine schwerste Probe erst bevor. Anfang September riss er sich das Kreuzband. Beim Joggen. "When a world goes down. So viel gekämpft und nun das! Kreuzbandriss! Omas Hilfe ist schon da!", schrieb er auf Facebook und Twitter.

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Lust zurückzukehren

Die Operation verlief gut. Seither kämpft er wieder. Doch er hat aus der Vergangenheit gelernt. Druck kennt er dabei keinen mehr. Zwang auch nicht. Nur die Lust, wieder zurückzukehren.

"Es ist von Geduld geprägt. Es werden viele kleine Sachen gemacht, viele Ansteuerungsübungen, um die Muskeln wieder zu aktivieren. Beim Kreuzband muss man eben aufpassen", schilderte er Anfang Dezember im Gespräch mit SPORT1 seine Reha: "Es ist immer eine Sehne, die zu einem Band umgebaut wird. Und eine Sehne ist weicher als ein Band. Das merkt der Körper natürlich und versucht sie fester zu machen. Das ist das Gefährliche."

Deutliche Kritik

Aufgrund seiner beiden anderen Knie-Ops zuvor, wisse er einfach, "dass man keinen Zeithorizont ausmachen sollte. Knie sagen dir, wann es soweit ist und nicht umgekehrt. Ich muss mich an medizinische Richtwerte halten und die sagen, vor drei Monaten braucht man keinen Leistungssport machen. Und das ist Ende Januar."

Plötzlich hatte er ganz viele Zeit, nutzte diese. Die Medienarbeit steuerte er selber, nahm wiederholt Stellung zu sportpolitischen Themen. So kritisierte er unverhohlen im SPORT1-Interview Präsident Wladimir Putin nach dem Skandal um mutmaßlich staatlich unterstütztes Doping in Russland.

Doch auch er selbst rief Kritiker auf den Plan. Unverschuldet. Harting gewann kurz vor Weihnachten die Wahl zum Sportler des Jahres zum dritten Mal in Folge.

Er nahm die Auszeichnung schüchtern von Oma Renate entgegen. Neben Rodler Felix Loch und Kombinierer Eric Frenzel wirkte er geradezu peinlich berührt. Er hatte andere gesehen, die es mehr verdient hatten. Und war damit nicht alleine.

Fernziel Rio

Die frühere Weltklasse-Skirennläuferin Maria Höfl-Riesch fragte öffentlich, warum ein Europameister der Leichtathletik zwei Olympiasiegern aus dem Wintersport vorgezogen werde.

Harting hielt sich zurück, freute sich trotzdem, wie ein Facebook-Post erahnen ließ: "Ich finds trotzdem cool!".

Es zeigt die neue Unbeschwertheit des Diskusriesen, der erst zurückkehren will, wenn es an der Zeit ist. Zwei Ziele geben ihm Kraft. Die WM 2015 in Peking zählt nicht dazu.

Das Projekt Sportlotterie aber treibt ihn an. Ein Erfolg käme einer Revolution im deutschen Sportsystem gleich. Dort, wo der Staat seiner Meinung nach versagt.

Und dann ist da noch Olympia 2016 in Rio. In Brasilien will er es sich noch einmal selbst beweisen. 2014 hat ihm gezeigt, wie er es schaffen kann.