Der tragische Unfall der jungen Österreicherin Kira Grünberg hat das Risiko deutlich aufgezeigt.
Zwischen Faszination und Gefahr
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Stabhochspringen ist eine faszinierende, aber auch komplexe und gefährliche Sportart. In luftiger Höhe vollbringen die Athleten turnerische Meisterleistungen. Und das Risiko einer schweren Verletzung springt immer mit.
"Es ist für mich die anspruchsvollste Disziplin der Leichtathletik, weil die Anforderungen an den Athleten so vielfältig sind. Es verlangt ein hohes Maß an Konzentration, Mut und körperlicher Anstrengung", sagt Stefan Ritter, der Trainer des C-Kaders der Frauen im DLV, bei SPORT1.
Sport im Grenzbereich
Dieser Balanceakt wird nie völlig sicher sein. Lehren aus der Tragödie um Grünberg können kaum gezogen werden. Sie stürzte mit dem Kopf voran in den Einstichkasten und brach sich dabei den fünften Halswirbel - seitdem ist sie querschnittsgelähmt.
Einen Helm, wie ihn beispielsweise der frühere Weltklasse-Springer Toby Stevenson trug, hätte Grünberg nichts gebracht. "Er hätte den Aufprall sogar verstärkt", sagte der deutsche Weltmeister Raphael Holzdeppe.
"Es ist nicht abzustreiten, dass Stabhochsprung im Grenzbereich gefährlich werden kann. Dabei kann der Grenzbereich mangelnde Ausbildung oder Jagd nach Rekorden sein", erklärt Ritter.
Genau darin besteht aber die Motivation junger Athleten wie Grünberg. Getreu des Mottos "schneller, höher, weiter" wird alles getan, um immer wieder Grenzen zu überschreiten.
Jagd nach Höhenrekord
Die 21-Jährige - sie hält mit 4,45m den Landesrekord - trainierte beispielsweise mit dem deutschen Turn-Star Fabian Hambüchen zusammen. Werden bei der Höhenjagd die Gefahren unterschätzt?
"Unfälle von diesem tragischen Ausmaß sind äußerst selten. Die meisten resultieren aus unvorhersehbaren Ereignissen oder technischen Fehlern. Daher würde nicht sagen, dass das Risiko unterschätzt wird", betont Ritter.
Genau darin liegt auch die Faszination. Aus Liebe zu ihrem Sport setzen sie tagtäglich ihre Gesundheit aufs Spiel, denn mit Fußball vergleichbare Reichtümer kann im Stabhochsprung nicht einmal Überflieger Renaud Lavillenie anhäufen.
Holzdeppe visiert Medaille an
Selbst der Franzose kann die unglaublichen Kräfte, die in Verbindung mit dem Stab freigesetzt werden, nicht immer kontrollieren. Bei der WM in Peking wird er dennoch wieder furchtlos antreten - immer auf der Jagd nach dem Weltrekord von Sergei Bubka.
Titelverteidiger ist Holzdeppe. "Sein Ziel ist ja eine Medaille. Trotz starker internationaler Konkurrenz halte ich das für realistisch. Am Finaltag entscheiden Tagesform und die Nerven", meint Ritter.
Die Gedanken an Kira Grünberg dürften dann aber zumindest bei den meisten Zuschauern im Hinterkopf stecken. Es ist auch dieser schmale Grat, der immer wieder aufs Neue fasziniert.