Home>Leichtathletik>

Leichtathletik-EM: Einbürgerungen der Türkei ärgern Konkurrenz

Leichtathletik>

Leichtathletik-EM: Einbürgerungen der Türkei ärgern Konkurrenz

{}
{ "placement": "banner", "placementId": "banner" }
{ "placeholderType": "BANNER" }

Ärger über türkische Weltauswahl

Die Einbürgerungswelle beschert den Türken bei der EM einen Medaillenregen. Die Besiegten schieben Frust, der türkische Verbandspräsident spricht von "einer neuen Ära".
Yasemin Can gewinnt die 10.000 Meter in Amsterdam
Yasemin Can gewinnt die 10.000 Meter in Amsterdam
© SPORT1

In 80 Jahren holte die Türkei nur mickrige zwölf EM-Medaillen, doch in Amsterdam läuft die Nationalhymne "Istiklal Marsi" plötzlich in Dauerschleife.

{ "placeholderType": "MREC" }

Vor allem dank der eingebürgerten Läufer aus Kenia, Jamaika oder Kuba räumen die türkischen Leichtathleten in diesem Jahr ab. Das "Länder-Hopping" stößt in der Szene auf massive Kritik.

"Es ist wirklich ein Witz. Ich glaube nicht, dass Leute von Land zu Land hüpfen sollten, nur weil ihnen danach ist", sagte die Irin Fionnuala McCormack, die beim Sieg der in Kenia geborenen Yasemin Can, früher Vivian Jemutai, nur Vierte über 10.000 Meter geworden war: "Es ist mehr als frustrierend, ich habe es satt."

"Länder-Hopping" nicht neu

Im EM-Aufgebot der Türkei stehen insgesamt sieben in Kenia geborene Athleten, zwei Jamaikaner, zwei Äthiopierinnen, jeweils ein Kubaner, Aserbaidschaner und Ukrainer sowie eine Südafrikanerin.

{ "placeholderType": "MREC" }

Neun Medaillen, darunter vier aus Gold, hatte das Team vor dem Schlusstag schon geholt und ist auf dem besten Wege, bei einer einzigen EM so viele Medaillen zu gewinnen wie bei den 22 Ausgaben zuvor zusammen.

Lesen Sie auch

Fatih Cintimar, Präsident des von zahlreichen Dopingfällen erschütterten türkischen Verbandes, sieht seine Leichtathleten kurz vor dem Beginn der Olympischen Spiele am Beginn "einer neuen Ära", man sei "stärker als jemals zuvor".

Es ist nicht neu, dass Leichtathleten ihre Nation wechseln. Doch der Staaten-Tausch hat mittlerweile ein extremes Ausmaß angenommen, auch Katar und Bahrain rüsten ihre Mannschaften mit Athleten aus Afrika gerne auf.

Geld beschleunigt den Prozess

Der Weltverband IAAF macht es möglich. Eigentlich sind Athleten bei einem Nationenwechsel drei Jahre lang für internationale Wettbewerbe gesperrt.

{ "placeholderType": "MREC" }

Werden sich die beteiligten Verbände aber über die "Ablösemodalitäten" einig, muss man nur noch zwölf Monate pausieren. Und in vielen Fällen wird dann mit viel Geld nachgeholfen.

"Wir sehen das sehr kritisch", sagte Präsident Clemens Prokop vom Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) zu den vielen Nationenwechsel: "Wir werden auch beim außerordentlichen IAAF-Kongress im Dezember einen Antrag stellen, dass der Missbrauch des Staatenwechsels bekämpft wird. Denn wenn ein Wechsel zum Wirtschaftsgut wird, leidet die Leichtathletik."

McCormack macht sich zum Wortführer

McCormack machte ihrem Unmut über die Situation in Amsterdam am lautesten Luft. "Es gibt derzeit keinen Grund, warum man in die Türkei auswandern sollte. Es ist gefährlich, in diesem Land zu leben", sagte die 31-Jährige: "Warum sollten Leute es repräsentieren wollen? Ich habe keine Ahnung, und ich glaube nicht, dass es erlaubt sein sollte."

Auch der englische Telegraph machte sich lustig. Bevor die Athleten ihre Staatsbürgerschaft gewechselt haben, hätten sie die Türkei wohl nicht "einmal auf der Landkarte gefunden". Es sei "traurig", wenn Medaillen auf so eine "unverschämte Art" vergeben würden.