Der Wechsel der Weitsprung-Weltmeisterin Malaika Mihambo in die USA hat für Wirbel gesorgt. Denn mit Carl Lewis wird sie zukünftig von einer Leichtathletik-Ikone trainiert, über der auch ein Doping-Schatten liegt.
Lewis kann Mihambo neu erfinden
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Während der Olympia-Qualifikation für Seoul wurden 1988 gleich drei verbotene Substanzen in seinem Körper gefunden. Doch der US-Amerikaner redete sich heraus und kam so gut wie ohne Strafe davon.
Für die deutsche Weitsprung-Legende Heike Drechsler war Lewis zu dieser Zeit "ein Superstar. Etwa wie Usain Bolt in der letzten Generation. Das war schon schwierig, dass er dafür nie so richtig eine Sperre bekommen hat", sagte Drechsler im Gespräch mit SPORT1 rückblickend.
Drechsler vermutet nicht nur sportliche Gründe
Für die zweimalige Olympiasiegerin ist Lewis damals aber vor allem ein großes "technisches Vorbild, da er mit seiner Eleganz den Weitsprung und den Sprint dominiert hat" - dennoch glaubt Drechsler nicht, dass bei Mihambos Wechsel nur sportliche Gründe den Ausschlag für die USA gegeben haben.
"Sie hat bereits sehr aus dem Vollen geschöpft. Es sah technisch alles super rund aus, deshalb Anerkennung an ihren Heimtrainer", sagte Drechsler. Die 55-Jährige kann sich vorstellen, dass auch Lewis' Spiritualität "bei Malaika zum Entschluss geführt haben, dass sie mit Lewis zusammenarbeitet".
Drechsler selbst hat gemischte Gefühle bei dem Wechsel Mihambos: "Ich kann es einerseits nachvollziehen, da man als Athlet gerne Herausforderungen sucht und den Blick außerhalb des Landes haben will. Aber ich weiß nicht, ob das vor den Olympischen Spielen so klug ist."
Mit Mihambo wechselt nächster DLV-Star in die USA
Mihamho ist nach Konstanze Klosterhalfen und Gina Lückenkemper bereits die dritte deutsche Ausnahmeerscheinung, die einen Wechsel in die USA vollzog.
Da liegt der Verdacht nahe, dass in den USA bessere Voraussetzungen für die Entwicklung von Spitzenathleten herrschen - auch wenn der DLV dieser Einschätzung in der Reaktion auf Mihambos Wechsel widersprach.
Auch Drechsler denkt nicht, dass ein USA-Wechsel Mihambos aus rein sportlichen Gründen nötig gewesen wäre. "Sie hat bereits Top-Leistungen gebracht und ihrem Heimtrainer viel zu verdanken. In Deutschland haben wir auch gute Trainer und Experten, die ihren Weg sicher gerne begleitet hätten."
Drechsler: Mihambo setzt wohl auch auf den Sprint
Mihambo wird in den USA aber nicht nur von Lewis, sondern auch vom früheren Topsprinter Leroy Burrell trainiert. Für Drechsler ist es daher wahrscheinlich, dass "sie ihre Sprint-Fähigkeit verbessern will".
Wie einst Drechsler könnte daher auch Mihambo in Zukunft an dem einen oder anderen Sprint-Wettkampf teilnehmen.
"Als Weitspringerin ist man schnell und muss eine gewisse Grundschnelligkeit mitbringen. Deshalb zog es mich auch einmal in den Sprint, wo ich den Sprinterinnen Paroli bieten konnte. Sie ist auch eine Wettkämpferin. Gerade über 200 Meter kann ich sie mir gut vorstellen", sagte Drechsler.