Es war der Große Preis von Spanien 1975, als zum ersten und bis heute einzigen Mal eine Frau bei einem Formel-1-Rennen gepunktet hat. Beim abgebrochenen Rennen in Barcelona ergatterte die Italienerin Lella Lombardi immerhin einen halben Punkt.
So funktioniert die Formel W
Seitdem hat sich in der Königsklasse des Motorsports wenig getan. Über Testfahrten kamen die wenigen weiblichen Fahrerinnen nicht hinaus. Doch daran soll sich nun etwas ändern.
Im Mai startet am Hockenheimring eine neue Rennserie speziell für Frauen – die Formel W. Mittendrin: Alexander Wurz. Der frühere Formel-1-Pilot ist zusammen mit David Coulthard für die Auswahl der Fahrerinnen zuständig.
Bei SPORT1 erklärt der 44-Jährige, was es mit der neuen Serie auf sich hat und wie sie ablaufen soll.
Worum geht es?
Mit der Formel W befinden sich die Macher laut Wurz auf einer "Mission". Mehr Frauen sollen sich dadurch für den Motorsport begeistern, außerdem soll den Fahrerinnen mehr Zeit auf der Strecke ermöglicht werden.
"Erfahrung, Schulung und Coaching" stehen im Mittelpunkt, "damit die Fahrerinnen, die die W-Series gewinnen, nach und nach in den Mainstream-Motorsport integriert werden können". Sie sollen sich auf demselben Level messen können, wie die männlichen Fahrer in Formel 3 und Formel 2.
Langfristig soll sogar die Formel 1 ins Visier genommen werden.
Wie läuft die Formel W ab?
Sechs Rennwochenenden stehen auf dem Programm. Der Auftakt steigt von 3. bis 5. Mai auf dem Hockenheimring. Auch in Belgien, Italien, den Niederlanden und in Großbritannien wird gefahren. Das zweite Rennen in Deutschland findet Anfang Juli am Norisring statt.
Das Besondere der Serie: Jede Fahrerin bekommt einen nagelneuen Tatuus T-318 Formel 3 zur Verfügung gestellt. Klassische Rennställe im eigentlichen Sinne gibt es nicht. Zwar hat jede Fahrerin Ingenieure und Mechaniker, die Ausgangspositionen sind dennoch identisch.
"Die Fahrerin, die am Renntag am besten fährt, gewinnt", freut sich Wurz über die gegebene Chancengleichheit.
Welche Fahrerinnen sind dabei?
Mehr als 100 Fahrerinnen haben sich laut Wurz für die neue Serie beworben, 55 haben es in die Vorauswahl geschafft.
Im Januar steigt das so genannte "Selection Event". Dabei wird das Feld auf 20 Pilotinnen reduziert. In drei Tagen werden die Teilnehmerinnen genau unter die Lupe genommen.
"Fitness, Kopf, Gesundheit, Fahrkünste, Lernvermögen, Verhalten unter Druck und viele anderer Attribute, die ein Motorsportler benötigt", werden von der Jury überprüft, wie Wurz verrät.
Veranstaltet wird das Auswahlverfahren von "Test & Training International". Die Firma, hinter der die Familie Wurz steht, entwickelt unter anderem Trainingsprogramme für Verkehrssicherheit. Davon können die Fahrerinnen bei ihren Einsätzen auf der Rennstrecke profitieren.
Was erwartet Wurz vom "Selection Event"?
Gemeinsam mit Ex-Formel-1-Pilot David Coulthard wird Alexander Wurz die Pilotinnen auswählen. Eine Zusammenarbeit, auf die sich der 44-Jährige sehr freut.
Während des Auswahlverfahrens geht es aber nicht nur darum, die besten Fahrerinnen zu finden, sondern auch darum, den Pilotinnen etwas beizubringen.
"Von fahrdynamischen Aspekten bis hin zur Fitness, Medien- und Mental-Bereichen wird das 'Selection event' auch eine Lernwoche werden", erläutert Wurz die Ziele der Veranstaltung.
Kritik kommt von den Frauen
Ganz ohne Kritik verläuft die Einführung der Formel W aber nicht. Vor allem bereits etablierte Rennfahrerinnen sind wenig angetan. Die britische Pilotin Pippa Mann sprach von einem "traurigen Tag für den Motorsport".
Sophia Flörsch, die vor einigen Wochen mit einem schweren Rennunfall hatte, übte ebenfalls Kritik.
"Ich verstehe die Argumente, aber die gefundene Lösung teile ich überhaupt nicht. Frauen brauchen langfristige Unterstützung und verlässliche Partner. Ich möchte mich mit den Besten meines Sports messen. Vergleichen wir es mit der Wirtschaft: Benötigen wir extra Geschäfstführungen oder Beiräte für Frauen? Nein. Das ist der falsche Weg", twitterte die 18 Jahre alte Münchnerin.
Wurz ist vom Konzept der neuen Serie überzeugt und hält diese auch dringend für notwendig. "Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass Frauen dasselbe Potenzial haben, Autorennfahrer zu sein. Jedoch ist der Motorsport ein Spiegel der Gesellschaft, in dem wir einfach erkennen, dass viel mehr Burschen als Mädchen in den Motorsport drängen", meint der frühere Formel-1-Pilot.
Gerade deshalb verbindet Wurz die Einführung der Formel W mit einem Wunsch: "Ich hoffe, es werden viele Familien wach und senden auch Mädchen zur Kartstrecke und in den Motorsport."
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