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Kritik an der DTM: Zugeständnisse als Anfang vom Ende?

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Kritik an der DTM: Zugeständnisse als Anfang vom Ende?

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Kritik an der DTM: Zugeständnisse als Anfang vom Ende?

Norbert Haug und Mercedes-DTM-Rennleiter Ulrich Fritz analysieren die Lage in der deutschen Tourenwagen-Topserie: Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt nicht
Spricht DTM-Probleme klar und deutlich an: Ex-Mercedes-Rennleiter Norbert Haug
Spricht DTM-Probleme klar und deutlich an: Ex-Mercedes-Rennleiter Norbert Haug
© Oliver Kremer (Pixolli)

Mit 18 Autos der Hersteller Audi, BMW und Mercedes geht die DTM in bewährter Aufstellung in die Saison 2018. Anpassungen am Regelwerk sollen dafür sorgen, dass die Fahrer mehr in den Vordergrund rücken, der Sport noch spektakulärer und Überholen einfacher wird. Alle Beteiligten versprechen ein spannendes Motorsportjahr in der DTM. Kann dies den ersehnten Aufschwung für die gesamte Bühne bringen? Über der Szene schwebt ein Damoklesschwert: Mercedes verabschiedet sich am Ende des Jahres.

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"Im Werkssport geht es, wie bei allen unternehmerischen Entscheidungen, um ein funktionierendes Preis-Leistungs-Verhältnis", erklärt Mercedes-DTM-Boss Ulrich Fritz im aktuellen Motorsport-Sonderheft des 'Kicker'. "Das immer und immer wieder zu hinterfragen ist völlig normal. Natürlich ist eine solche Entscheidung wie der Ausstieg aus der DTM emotional traurig und auch schade, so sehr ich sie auf der anderen Seite wiederum nachvollziehen kann."

"Wir müssen auch mal in den Rückspiegel schauen und dann feststellen, dass es über Jahre, vielleicht sogar Jahrzehnte, nicht gelungen ist, der DTM die Relevanz zu geben, die eine solche Serie verdient", erklärt Fritz und spricht damit offenbar seinem Mercedes-Vorgänger aus der Seele. "Wenn wir Audi, BMW und Mercedes am Start haben, dazu die ARD, und es dann nicht schaffen, daraus etwas nachhaltig Großartiges zu vertretbaren Kosten zu gestalten, müssen sich alle Beteiligten Fragen stellen und gefallen lassen", meint Norbert Haug.

Dringender Appell: Regeln müssen für alle gleich sein

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"Man muss ganz nüchtern sagen: Mercedes hat sich diese Entscheidung nicht leicht gemacht und macht es sich auch nicht leicht, hat sie aber getroffen, weil das Preis-Leistungs-Verhältnis nicht mehr gepasst hat", stellt Ulrich Fritz klar. Wo hakt es denn? Am hohen Preis oder an mangelnder Leistung? Die Bühne DTM wird von vielen Szenekennern immer noch für gut befunden. Die Kosten sind allerdings in den vergangenen knapp zehn Jahren phasenweise erheblich angestiegen.

"In der Phase meines Weggangs hat in der DTM eine Art Aufrüstung begonnen, die sich am Ende nicht ausgezahlt hat. Man war gezwungen, ein neues Auto zu bauen, es kam zu Sondereinstufungen von Fahrzeugen, dabei halte ich es für das höchste Gut der DTM, dass das Reglement für alle gleich ist. Dass man dieses in Teilen modifiziert hat, war sicherlich nicht gut", sagt Norbert Haug. "Ich hatte immer sehr dafür gekämpft, keine Platzierungsgewichte zu haben. Ihre Wiedereinführung war ein Fehler."

"Und wenn dann auch noch der Sieger eine Gewichtserleichterung bekommt, dann kann man das nicht einmal mehr dem DTM-Kundigsten erklären", spricht der bisherige ARD-DTM-Experte die Probleme offen an. Die Baustelle Performance-Gewichte wurde im vergangenen Jahr aufwändig und langwierig bearbeitet. Mit Erfolg: ITR-Boss Gerhard Berger hat sich mit seinem Wunsch nach kompletter Abschaffung durchgesetzt. Nun dürfen keine weiteren Zugeständnisse im Bereich Performance erfolgen, meinen Fritz und Haug.

Nicht vergessen: Es gab auch eine "Lex Mercedes"

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"Es geht extrem wettbewerbsintensiv zu, und keiner gibt Siege gerne am grünen Tisch her. Bis heute ist das mit Blick auf die Saison 2016 völlig frustrierend, dass am Ende jemand gewonnen hat, der am Tisch ausgehandelte Vergünstigungen erhalten hatte", sagt Ulrich Fritz. Was der Mercedes-Verantwortliche meint: Nur durch die sogenannte "Lex BMW" konnte Marco Wittmann seinen zweiten DTM-Titel einfahren. "Das hat die Serie nun ganz bestimmt nicht glaubwürdig gemacht", sagt Fritz.

"Wenn am Jahresende 2018 sechs von 18 Autos wegfallen, dann ist das keine leichte Situation. Ich weiß aus Erfahrung, wie schwer es ist, die DTM zu retten", meint Norbert Haug, der von 2006 bis 2011 in jedem Jahr darum kämpfte, die Szene zu erhalten. Damals waren nur Audi und Mercedes engagiert. Ein ähnliches Szenario mit nur noch zwei Herstellern droht der DTM 2019 erneut. Bis jetzt ist kein Neueinsteiger gefunden. Die Zeit rennt den Verantwortlichen davon.

"Es wäre wirklich ein unglaublicher Jammer, wenn es nicht gelingen würde, dass es auch weiterhin die DTM gibt. Das kann man gar nicht dramatisch genug schildern", sagt Haug. Dem 65-Jährigen liegt die DTM am Herzen. "Als nationale Serie mit großer internationaler Ausstrahlung ist sie das Zweitbeste hinter der Formel 1. Manchmal sind wir in Deutschland halt auch Spezialisten im Herunterreden. Und es ist für etliche Zeitgenossen angesagt, alles zu kritisieren, was sich rund ums Thema Auto dreht. Allerdings: Wenn mein WLAN-Netz so gut funktionieren würde wie meine Autos, wäre eines meiner Probleme schon gelöst."

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