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Wer letzte Nacht am schlechtesten geschlafen hat

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Wer letzte Nacht am schlechtesten geschlafen hat

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Wer letzte Nacht am schlechtesten geschlafen hat

Warum Redakteurin Julia Spacek findet, dass es für Audi ein in jeder Hinsicht teures Wochenende war und warum die Ingolstädter bald einen Joker ziehen sollten

Liebe Leser,

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wenn Sie am Wochenende die Rennen der DTM am Lausitzring verfolgt haben, stimmen Sie mir wahrscheinlich zu, dass die Mitglieder von Audi in der vergangenen Nacht - besser gesagt, am vergangenen Wochenende - wohl am schlechtesten geschlafen haben. Allen voran Audi-Motorsportchef Dieter Gass.

Von den sechs RS5 DTM kamen am Samstag mit Mike Rockenfeller (11.) und Robin Frijns (13.) nur zwei ins Ziel - und das auch noch außerhalb der Punkteränge. Die Wagen von Jamie Green, Nico Müller, Loic Duval und Rene Rast waren spätestens nach Runde sieben aus dem Rennen. Zwischen Green und Müller krachte es schon beim Start und Rast hatte nach seinem spektakulären Crash mit Überschlag einen Schutzengel an Bord.

Viel Schrott an einem Wochenende

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Dass der amtierende DTM-Champion unverletzt und auf eigenen Beinen aus dem Wrack klettern konnte, grenzt nahezu an ein Wunder. Die Unfälle bewiesen aufs Neue, dass das Thema Sicherheit in der DTM groß geschrieben wird und die Autos extrem sicher gebaut sind.

Viermal Schrott, davon ein Totalschaden: Die Rechnung für die Audi-Ersatzteile war lang - und das waren auch die Nächte für die Mechaniker. Bis fünf Uhr morgens schraubten sie unermüdlich, um die Fahrzeuge wieder fit zu machen für die erste Session um 9 Uhr am Sonntagmorgen. Und tatsächlich gingen alle Unfallautos pünktlich zu Trainingsbeginn wieder auf die Strecke.

Alle bis auf einen: Rasts Audi wurde nicht aufgebaut, denn der Schaden war einfach so groß, dass er nicht innerhalb von ein paar Stunden repariert werden konnte. Wenn man gesehen hat, dass das Dach und die Frontscheibe fehlten, liegt die Vermutung nahe, dass auch das Monocoque etwas abbekommen hat. Der Aufbau eines komplett neuen Autos dauert normalerweise mehrere Tage. Das in der Kürze der Zeit zu erledigen ist nicht ratsam. Denn in der Hektik können schnell Fehler passieren, die einen weiteren Crash zur Folge haben könnten.

Schlaflose Nacht im Krankenhaus

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Bitte verstehen Sie mich nicht falsch, natürlich sind alle Mechaniker Profis - aber sie sind halt auch nur Menschen. Und die Unfälle ihrer Piloten werden auch nicht spurlos an ihnen vorbeigegangen sein. Von der Müdigkeit aufgrund der kurzen Nächte ganz zu schweigen. Deshalb finde ich es richtig, dass nicht auf Biegen und Brechen versucht wurde, das komplett zerstörte Auto wieder aufzubauen.

Rast hätte sowieso nicht fahren dürfen. Da er als Traumapatient ins Krankenhaus in Senftenberg eingeliefert wurde, musste er aus Sicherheitsgründen über Nacht in der Klinik bleiben - zur Beobachtung. Wenn dann hätte ein Ersatzfahrer einspringen müssen. Nach Informationen von 'Motorsport-Total.com' waren Mattias Ekström, Daniel Abt, Nyck de Vries und Lucas di Grassi mögliche Kandidaten, die für den Rosberg-Stammfahrer hätten einspringen können.

In der Nacht im Krankenhaus konnte Rast kaum schlafen und vertrieb sich die Zeit, um mit seinen Followern in den sozialen Medien zu interagieren. "Ich habe lediglich zwei maximal drei Stunden geschlafen", sagt er hinterher. Am Sonntagmorgen tauchte er wieder an der Strecke in Klettwitz auf, um seine Kameraden zu unterstützen - wenn auch nur vom Kommandostand aus.

Audi fährt der Konkurrenz hinterher

Von all dem abgesehen ist es Dieter Gass, der letzte Nacht am schlechtesten geschlafen hat. Nicht nur wegen dem Haufen Schrott, der am Wochenende bei Audi nach den Unfällen angefallen ist, sondern vor allem, weil die Audianer wie schon in Hockenheim nicht konkurrenzfähig waren. "Insgesamt war es ein gebrauchtes Wochenende für uns", sagt der Audi-Sportchef. "Wir sind nicht da, wo wir sein wollen."

Mit den Startplätzen neun (Müller), zehn (Rockenfeller), zwölf (Frijns), 13 (Duval), 15 (Rast) und 17 (Green) am Samstag können die Ingolstädter nicht zufrieden sein. Am Sonntag war "Rocky" auf Startplatz fünf überraschend weit vorne, aber seinen Markenkollegen fanden sich gesammelt auf den Rängen 13, 14, 16 und 17 wieder.

Ich würde sogar so weit gehen und sagen, dass, wenn Rast, Green und Co. am Samstag von weiter vorne gestartet wären, der Startcrash und womöglich auch der spektakuläre Crash des Champions hätten verhindert werden können. "Wenn du hinten bist, dann können solche Dinge passieren", deutet Green nach dem Rennen genau das an.

Der Brite wählte am Sonntag eine sehr riskante Strategie und absolvierte schon am Ende der ersten Runde seinen Pflichtboxenstopp. Dass der Reifen 32 Runden lang hält und er so von Platz 17 auf sechs nach vorne kam, damit hatte man selbst bei Audi nicht gerechnet. Es wird wohl ein kleines Erfolgserlebnis an einem verkorksten und teuren Rennwochenende sein.

Der aerodynamische Vorteil aus dem Vorjahr ist durch die Vereinheitlichung der Aerodynamik weg - und Audi leidet am meisten darunter. Da die Hersteller während der Saison ihre Fahrzeuge nicht weiterentwickeln dürfen, wird sich wohl in absehbarer Zeit daran auch nichts ändern und Audi den Konkurrenten BMW und Mercedes weiter hinterherfahren.

Ob da der Audi-Vorstand mitmacht? Wohl kaum. Die DTM dient für die Hersteller als Marketing-Plattform und die Leistung in der DTM haben wohl auch Einfluss auf die Verkaufszahlen der Serienfahrzeuge.

Audi muss schnell handeln

Audi hat kaum eine andere Wahl als den Joker zu ziehen. Man darf nicht vergessen, dass auch Mercedes und BMW Zugeständnisse gemacht wurden, um Performance-Nachteile auszugleichen. 2016 trat BMW mit einem 7,5 Kilogramm leichteren M4 DTM an und wurde im selben Jahr mit Marco Wittmann. Ein Schelm, der Böses dabei denkt ...

Die Ingolstädter, die in den vergangenen Jahren das beste Auto hatten, dies aber durch beispielsweise die unbeliebten Performance-Gewichte nicht zeigen konnten, haben also noch ein Ass im Ärmel - wenn sie es denn ausspielen wollen.

Denn mit dem Ziehen des Jokers müssten sie bekennen, dass sie die Probleme an den Autos nicht einfach so in den Griff bekommen. Aber das ganze Jahr klaglos hinterherfahren wird den Vier Ringen auch nicht gefallen. Es ist ein schmaler Grat in der von der Politik beherrschten DTM. Und trotzdem gibt es wohl keinen Weg vorbei, zu sagen: "Wir müssen etwas ändern - jetzt!".

Angesichts der Tatsache, dass BMW und Mercedes zuvor bereits Vergünstigungen erhalten haben, wäre es nur gerecht, wenn auch Audi die Erlaubnis bekommt, nachzurüsten, um sich aus der schwierigen Lage zu befreien.

IhreJulia Spacek

© Motorsport-Total.com