Von Carsten Arndt
Sebastian Vettel reloaded
München - Als Sebastian Vettel das letzte Mal eine Formel-1-Saison ohne jeden Sieg beendete, war Deutschland noch amtierender Handball-Weltmeister, der VfB Stuttgart gewann die deutsche Meisterschaft und Apple-Boss Steve Jobs stellte das erste iPhone vor.
Sieben Jahre ist das mittlerweile her, doch nun droht dem 27-Jährigen erneut dieses Schicksal - und das als Titelverteidiger.
Dennoch reist der Weltmeister mit einem Lächeln nach Suzuka (Training, Fr. ab 6 Uhr LIVE im TV auf SPORT1 und ab 7 Uhr im LIVE-TICKER). Und das aus guten Gründen.
Mercedes macht Hoffnung
Ausgerechnet der größte Konkurrent macht ihm nun neue Hoffnung.
Das bisher so dominante Mercedes-Team leistete sich zuletzt einige Schwächen, vor allem in Sachen Zuverlässigkeit.
Nach zwei Ausfällen in den vergangenen drei Rennen spitzt sich das Duell zwischen Nico Rosberg und Lewis Hamilton weiter zu. (
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Marko stichelt gegen Mercedes
Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko hofft im Saisonendspurt daher auf eine Eskalation der Rivalität zwischen den beiden Silberpfeil-Piloten. Die angebliche Versöhnung nach dem Crash in Spa, ist für den Österreicher nur Fassade.
"Dieser Frieden ist nicht echt. Irgendwann werden Hamilton und Rosberg wieder Seite an Seite kämpfen. Wenn ein Fahrer den Titel vor Augen hat, kennt er keine Regeln mehr. Und wenn die Silberpfeile wieder explodieren, schlagen wir zu", sagte Marko der "Bild". (DATENCENTER: WM-Stand Fahrer).
Ricciardo in Lauerstellung
Vermutlich dachte er dabei in erster Linie an Daniel Ricciardo. Der Australier liegt fünf Rennen vor Schluss nur noch 60 Punkte hinter WM-Spitzenreiter Hamilton.
Dazu kommt, dass es im letzten Rennen in Abu Dhabi die doppelte Punktzahl zu holen gibt.
"Wir hoffen weiter auf die Unzuverlässigkeit von Mercedes. Sie können sich die WM noch selbst zerschießen", so der Österreicher weiter.
Vettel stark verbessert
Doch auch Vettel bewies zuletzt deutlich ansteigende Form.
Beim vergangenen Rennen in Singapur zeigte er seine bisher beste Saisonleistung, sammelte die ersten Führungskilometer der Saison und landete am Ende hinter Lewis Hamilton auf einem starken zweiten Platz.
"Ich denke, es war nach den vergangenen Rennen Zeit, dass mal alles einigermaßen zusammenpasst", sagte Vettel im Anschluss und fügte schmunzelnd hinzu: "Der Junge hat's endlich wieder hingekriegt".
Gutes Pflaster für Vettel
Passend zum neuen Stimmungshoch geht es nun auf eine der Lieblingsstrecken des 27-Jährigen. In vier der letzten fünf Rennen stand der viermalige Weltmeister ganz oben auf dem Podium. 2011 machte er auf dem Suzuka International Racing Course seinen zweiten Titel perfekt.
"Die Atmosphäre dort ist unglaublich", sagt Vettel, "die Zuschauer wissen die Formel 1 wirklich zu schätzen, es ist toll, das zu sehen."
Positive Einstellung
Und auch er selbst, weiß die Königsklasse inzwischen wieder mehr zu schätzen.
Klagen über das Reglement oder das Team, wie zu Beginn der Saison, sind mittlerweile kaum noch zu hören.
Der Heppenheimer hat sich endlich damit abgefunden, in diesem Jahr selbst im eigenen Team nur die zweite Geige zu spielen.
Ricciardo lobt Vettel
Anders als bei Mercedes herrscht im Lager der Bullen eine mehr als respektvolle Atmosphäre. Vor allem von Seiten des viermaligen Weltmeisters ist das keine Selbstverständlichkeit.
"Wir sind an einem Punkt, an dem ich drei Rennen gewonnen habe und er keines, er sich mir gegenüber aber genauso verhält wie vorher", lobte Teamkolleg Ricciardo beim australischen Radiosender "Channel 7" Vettels Teamgeist.
Vettel: "Will viel mitnehmen"
Der 27-Jährige hat sich im Laufe des Jahres eine gewisse Lockerheit angeeignet, die ihn in der Zukunft vielleicht noch stärker werden lässt.
"Ich will möglichst viel mitnehmen aus diesem Jahr damit ich an Weihnachten in den Spiegel schauen und sagen kann: Ich bin wieder ein besserer Fahrer geworden. Und dann will ich voll angreifen. Mein Siegeshunger hat nicht nachgelassen."
Vettel glaubt an Siege
Doch zuvor will er unbedingt noch diesen einen Sieg. Für sein Team, für die Kritiker, und vor allem für sich selbst.
"Man kann viel in Zeiten des Erfolgs lernen, noch mehr aber, wenn man geschlagen wird. Natürlich war es ein hartes Jahr für mich, aber ich bin zuversichtlich, dass ich wieder siegen werde."
Vielleicht ja schon in Suzuka.