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Formel 1 in Bahrain trotz Verletzungen der Menschenrechte

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Formel 1 in Bahrain trotz Verletzungen der Menschenrechte

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Formel 1 zwischen Glamour und Gewalt

Das Rennen in Bahrain ist für Regimekritiker Ursache der Menschenrechtsverletzungen. Auch das Militär sichert die Show. Eine neue Ethik-Klausel überrascht die Teamchefs.
F1 Grand Prix of Bahrain - Qualifying
F1 Grand Prix of Bahrain - Qualifying
© Getty Images

Dass der Große Preis von Bahrain (Rennen ab 17 Uhr im LIVETICKER) kein gewöhnliches Formel-1-Rennen ist, wird jedem Besucher schnell klar. Die Zufahrtsstraßen zur Strecke werden von schwer bewaffneten Polizisten gesäumt, in Militärfahrzeugen beobachten Spezialisten jede Bewegung und auf das Gelände kommt niemand ohne gründliche Kontrolle.

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In diesen Tagen schaut die ganze Welt, bis zu 400 Millionen TV-Zuschauer, auf das Königreich - und die regimekritischen Demonstranten soll niemand sehen.

"Wenn Bahrain mit der Formel 1 die Blicke der Weltöffentlichkeit auf sich zieht, sollten auch Folter, Willkürjustiz und die Unterdrückung der Pressefreiheit zur Sprache kommen", sagte Geschäftsführer Christian Mihr von Reporter ohne Grenzen (ROG).

Menschenrechtsaktivistin Maryam al-Khwaja sagte der Zeitung Welt am Sonntag: "Die Formel 1 verschlimmert die Situation regelmäßig, weil das Rennen die Ursache von Menschenrechtsverletzungen ist."

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Zusammenstöße mit der Polizei

Immer wieder kam es in den vergangenen Jahren rund um den glamourösen Grand Prix in der Wüste zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Polizei. Dabei wurde nicht nur gegen das Regime von König Hamad bin Isa Al-Khalifa protestiert, sondern auch gegen die Austragung des Rennens.

"Nein zur Blut-Formel-1", "Euer Rennen ist ein Verbrechen", "Die Formel 1 ist eine Maske, die Verbrechen verschleiert" skandierten die Menschen.

Seit mehr als vier Jahren kämpfen Oppositionelle der mehrheitlich schiitischen Bevölkerung im autoritären Golfstaat gegen Menschenrechts-Missachtungen durch das sunnitische Königshaus.

In den vergangenen Tagen wurden die neuen Proteste der Regierungskritiker so klein wie möglich gehalten. Im Vergleich zu den Vorjahren drang wenig über die Demonstrationen nach außen.

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Harte Vorwürfe gegen Königshaus

Organisationen wie Amnesty International oder Reporter ohne Grenzen werfen dem Königshaus die Niederschlagung von Protesten, willkürliche Festnahmen und Misshandlung von Häftlingen vor.

Der Grand Prix werde dabei "offensichtlich" genutzt, um das Image Bahrains aufzupolieren. Besucher werden mit internationalen Musikstars wie Pitbull oder Paul van Dyk und einer netten Rundumversorgung umgarnt.

Zu den bevorzugten Zielen der staatlichen Repression gehören derweil Blogger und Online-Aktivisten. So sitzt seit dem 2. April erneut Menschenrechtler Nabeel Rajab, Präsident des Bahrain Center for Human Rights, in Untersuchungshaft. Anlass für seine Verhaftung war offenbar eine Twitter-Nachricht über Folter im berüchtigten bahrainischen Zentralgefängnis Dschau.

Opposition fehlt Kopf Rajab

In Rajabs Inhaftierung wird von Experten der Hauptgrund gesehen, warum es 2015 nicht zu Massendemonstrationen kam - der Opposition fehlt ihr Kopf. Doch selbst die Berichterstattung von kleineren Protesten ist gefährlich, denn besonders häufig werden in Bahrain Fotojournalisten und Kameraleute, die über "illegale" Zusammenkünfte berichten, Opfer von Einschüchterung, willkürlichen Festnahmen und dubiosen Anklagen.

F1 Grand Prix of Bahrain - Practice, Bernie Ecclestone
F1 Grand Prix of Bahrain - Practice, Bernie Ecclestone

Formel-1-Mogul Bernie Ecclestone beschäftigte sich jahrelang überhaupt nicht mit dem Thema, unter dem Druck der Öffentlichkeit fand nun aber zumindest ein kleines Umdenken statt.

Erstmals in ihrer 65-jährigen Geschichte hat sich die Formel 1 verpflichtet, eine Menschenrechtsklausel in ihre Leitlinien aufzunehmen. Bei der Vergabe von Rennen soll künftig genauer auf ethische Standards in den Gastgeberländern geachtet werden.

Mercedes lehnt politische Statements ab

Die Teamchefs der Rennställe wussten von dem Vorstoß allerdings nichts, Äußerungen zum brisanten Thema bleiben Mangelware.

"Wir betreiben Sport. Sport soll verbinden. Wir maßen uns nicht an, über die Situation in Bahrain abschließend zu urteilen. Die Formel 1 ist unsere Aufgabe und nicht das Abgeben von politischen Stellungnahmen", teilte Konstrukteurs-Weltmeister Mercedes mit.

Nach Angaben der Internationalen Liga für Menschenrechte sind dem Konflikt in Bahrain bislang mehr als 100 Menschen zum Opfer gefallen. 2011 war der Große Preis angesichts der schweren Unruhen mit einem Toten abgesagt worden. Seitdem drehten die Boliden trotz anhaltender Proteste wieder ihre Runden.