800 Kilometer, das entspricht etwa der Strecke zwischen Kiel und München, saß Nico Rosberg am vergangenen Dienstag in einem Auto. Doch anstatt in gemütlichem Tempo auf einer deutschen Autobahn zu fahren, gab der Vizeweltmeister am zweiten Tag der ersten Tests zur am 20. März in Melbourne beginnenden Saison konstant Gas.
Ferrari heizt den Überfliegern ein
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172 Runden drehte Rosberg auf dem Circuit de Catalunya in Barcelona - da ist die Gefahr eines Drehwurms vorhanden. "Das ist sehr belastend, besonders für den Nacken", sagte Rosberg der Bild. Mit speziellen Massagen und einem neuen Ernährungskonzept bereitete sich Rosberg für den Dauereinsatz.
Um die Belastung für die beiden Fahrer gering zu halten, verfügte Mercedes für Mittwoch und Donnerstag ein Job-Sharing seiner Piloten.
Das Gaspedeal wird noch geschont
Überhaupt erwiesen sich Rosberg und Lewis Hamilton an den vier Testtagen als Rundenfresser Nummer eins - der neue W07 wurde auf Herz und Nieren getestet. Das Gaspedal traten die überragenden Fahrer der vergangenen Saison dabei noch nicht vollständig durch.
Mercedes testete unzählige Aerodymanik-Teile - darunter am Donnerstag eine an ein Haifisch-Maul erinnernde neue Nase, und fuhr auf deutlich härteren Pneus mit Abstand die meisten Kilometer - ohne dass der neue Silberpfeil irgendwelche offensichtlichen Probleme hatte.
Die Konkurrenz befürchtet auch deshalb eine andauernde Mercedes-Dominanz. "Wenn die mal die Sau rauslassen, werden sie noch stärker sein als 2015", prophezeite der zweimalige Weltmeister Fernando Alonso in Barcelona.
Alonso glaubt an ein Pokerspiel
Während der McLaren-Honda des Spaniers trotz Fortschritten bei der Standfestigkeit wieder nur ein Mittelfeldkandidat zu sein scheint, geht Alonso bei Mercedes von einem Pokerspiel mit den besten Karten aus: "Wenn ein Team an den ersten Tagen so viele Kilometer abspult, dann müssen die sich ihrer Sache schon sehr sicher sein."
Diesen Eindruck wollte Rosberg nicht verneinen. "Mein Eindruck ist, dass andere Teams schon ihre Karten auf den Tisch gelegt haben", sagte der Wiesbadener: "Wir haben unsere Asse noch im Ärmel. Ich bin mir ganz sicher, dass wir sehr schnell sein werden."
Ferrari fährt Bestzeit um Bestzeit
Sehr schnell waren in Barcelona bereits Sebastian Vettel und Kimi Raikkönen im Ferrari unterwegs. Dem Team aus Maranello gelang an drei von vier Tagen die Bestzeit. Doch aufgrund unterschiedlicher Benzinmengen in den Tanks, verschiedenen Testprogrammen und Reifenmischungen sind die Zeiten in Barcelona sowieso noch mit Vorsicht zu genießen.
Nach den ersten Tests haben Vettel und sein Team dennoch Gewissheit darüber, dass der SF 16-H jede Menge Speed hat und es offensichtlich mit den 2014 und 2015 kaum antastbaren Silberpfeilen aufnehmen könnte.
"Das Auto ist ein Schritt nach vorne in jedem Bereich. Es ist gut zu wissen, dass man dabei ist", sagte Vettel zufrieden.
Der ehemalige Formel-1-Fahrer Marc Surer lobt die bisherige Arbeit der Scuderia. "Sie waren schnell und sind viele Runden gefahren. Es gab nur einmal ein kleines Problem, sonst waren sie immer auf der Strecke und haben sich gut vorbereitet, sagte der Schweizer bei Motorsport-total.com.
Am Dienstag gehts weiter
Die nächsten Tests stehen bereits vor der Tür. Nach einem freien verlängerten Wochenende röhren ab Dienstag die Hybrid-Motoren weitere vier Tage lang auf dem Circuit de Catalunya. Ob Mercedes dann alles zeigt, darf freilich bezweifelt werden. "Wie schnell wir wirklich sind, werden wir selbst erst beim Qualifying in Melbourne sehen", sagte Rosberg.