Um ein Haar wäre Lewis Hamiltons Rennen in Sotschi bereits in Runde eins beendet gewesen. Nach einem guten Start befand sich der Mercedes-Pilot eingeklemmt zwischen Kimi Räikkönen und Daniel Ricciardo.
Desolater Hamilton gibt Rätsel auf
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"Kimi drängt mich zur Seite. Zunächst war mir nicht klar, dass Ricciardo auch noch da war. Das war wirklich knapp, aber meines Wissens ist mein Auto nicht beschädigt worden. Daran lag es heute nicht", kommentierte Hamilton den engen Kampf.
Lobenswert suchte der nur viertplatzierte Brite wie schon im Qualifying keine Ausreden: "Unterm Strich war das größte Problem: Ich war einfach nicht schnell genug. Ich habe den Wagen nie in einen Bereich gebracht, von dem ich behaupten könnte – so fühle ich mich wohl".
Lauda rätselt über Hamiltons Leistung
Eine wirkliche Erklärung für seine schwache Leistung hatte bei Mercedes niemand. "Ich habe nicht erwartet, dass Lewis hier so viele Probleme hat. Da muss er jetzt mit uns drüber reden, was der Grund war. Denn das eine Auto hat mit Bottas funktioniert, das gleiche Auto mit Lewis nicht", sagte Mercedes-Aufsichtsratschef Niki Lauda.
Ein Grund könnte laut Hamilton die Überhitzung seines Silberpfeils gewesen sein, weshalb er Tempo rausnehmen musste. Doch Mercedes zufolge hatte auch Teamkollege Bottas mit diesen Problemen zu kämpfen.
Der Finne hatte an der Spitze jedoch den Vorteil der frischen Luft - wenngleich Spötter sagen werden, dass Hamiltons Rückstand auf die ersten Drei über den Großteil des Rennens groß genug für reichlich Frischluft war.
Hamilton: Rennen nach Start entschieden
Für Hamilton war das Rennen zu diesem Zeitpunkt aber längst entschieden gewesen.
"Im Grunde war von den ersten Runden an vorgegeben, wo ich ins Ziel kommen würde. Schade, ich hätte für das Team gerne ein besseres Ergebnis an Land gezogen", sagte der dreimalige Weltmeister
Durch den zweiten Platz von Sebastian Vettel liegt Hamilton in der WM nun 13 Punkte hinter dem Ferrari-Piloten – für ihn nicht mehr als eine Randnotiz: "Es ist jetzt nichts, worüber ich nachdenke. Ich muss erst einmal verstehen, wo der Speed an diesem Wochenende war."
Einige Strecken liegen Hamilton nicht
Für Motorsportchef Toto Wolff war Hamiltons Schwäche auch der Strecke in Sotschi geschuldet. "Es ist eine spezielle Strecke, mit einem Asphalt, der unheimlich glatt ist. Da war es auch in den letzten Jahren immer schwierig, es auf den Punkt zu bringen", sagte Wolff.
Noch gibt es wenig Anhaltspunkte, die für eine größere Krise von Hamilton sprechen. Bereits 2016 hatte der 32-Jährige Strecken wie in Baku und Singapur, auf denen er Ex-Teamkollege Nico Rosberg klar unterlegen war.
Doch in Sotschi hatte Hamilton zuvor zweimal gewonnen, insofern erscheint das falsche Setup das wahrscheinlichere Problem zu sein: "Lewis muss an irgendeiner Kreuzung falsch abgebogen sein", mutmaßt Wolff.
Neuer Krieg der Sterne möglich
Auffällig ist dennoch, dass der exzellente Qualifying-Fahrer Hamilton dort zum zweiten Mal in Folge langsamer als Bottas war. Dabei stand für viele Experten fest, dass der Finne deshalb geholt wurde, damit es eine klare Nummer zwei im Team gibt und es nicht wieder zum Krieg der Sterne kommt.
Doch genau dies könnte passieren, wenn Hamilton und Bottas erbittert um die WM kämpfen sollten – womöglich mit Vettel als lachendem Dritten.
Teamchef Wolff wiegelt ab: "Lewis war heute der Erste, der ihm gratuliert hat. Natürlich sind beide am Ende Kontrahenten auf der Strecke. Aber ich denke nicht, dass sich das Verhältnis in eine Richtung entwickeln wird, wie wir es bei Lewis und Nico letztes Jahr gesehen haben."
Bottas merkt allerdings an, dass sich die Stimmung im Laufe der Saison verschärfen könnte. "Bisher lief alles sehr professionell ab. Im Laufe der Saison könnte es aber noch etwas problematischer werden, wenn es wirklich um die WM geht. Dann wird sicher weniger geredet und mehr gekämpft", sagte der 27-Jährige.
Bottas kann in Barcelona nachlegen
Noch glauben die Wenigsten, dass Bottas über eine ganze Saison hinweg Hamilton Paroli bieten kann - doch bei einem weiteren Sieg im nächsten Rennen könnte sich das ändern.
Für Hamilton steht daher in Barcelona einiges auf dem Spiel.
Da wird es ihn wenig freuen, dass der Circuit de Barcelona-Catalunya wartet, auf dem er bei zehn Anläufen erst einen Sieg feiern konnte.