Der Automobilverband FIA verkündete am Dienstag neue Rahmendaten für die Motoren ab der Formel-1-Saison 2021 und sorgt damit für heftigen Unmut bei den Motorenherstellern.
Widerstand gegen Motorenpläne
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Weniger Kosten, mehr Sound: In der Formel 1 werden auch ab 2021 voraussichtlich V6-Turbo-Hybridmotoren zum Einsatz kommen. Mit dieser und weiteren Maßnahmen sollen die Kosten auch im neuen Jahrzehnt im Rahmen gehalten werden.
Das geht aus dem groben Motorenplan hervor, den der Weltverband FIA nach einem Treffen mit den Rechteinhabern der Rennserie in Absprache mit den Formel-1-Teams am Dienstag in Paris vorstellte.
Renault befürchtet Wettrüsten
Die Motorenhersteller sind mit den Plänen der FIA alles andere als zufrieden, in ihren Reihen formiert sich bereits Widerstand. Gegenüber Motorsport Total erklärte der Geschäftsleiter Renault Sport, Cyril Abiteboul: "Wir müssen extrem vorsichtig sein. Es ist ein neuer Motor mit vielen Gimmicks - aber es ist ein neuer Motor."
Auch eine weitere Gefahr sieht der Renault-Boss: "Jedes Mal, wenn wir neue Regeln einführen, die ein neuen Produkt erfordern, wissen wir, was passieren wird. Es wird wieder ein Wettrüsten entstehen."
Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff meint: "Wir alle akzeptieren, dass wir die Entwicklungskosten und den Sound angehen müssen." Allerdings teilt auch er die Renault-Skepsis bezüglich einer möglichen Kostenexplosion: "Das wird in den kommenden drei Jahren parallele Entwicklungskosten verursachen."
Alternativpläne der Motorenhersteller
Die geplanten Motorneuerungen hätten für die vier aktuellen Motorenhersteller Mercedes, Renault, Ferrari und Honda unangenehme Folgen. Man müsste bis einschließlich 2020 weiterhin den aktuellen Hybridantrieb entwickeln und parallel dazu am neuen Aggregat für 2021 arbeiten.
Dabei ginge es wohl auch anders. "Renault schlägt jetzt schon seit sechs Monaten vor, den aktuellen Antrieb zu behalten, aber jegliche Beschränkung bei der Benzinmenge aufzuheben", erklärt Abiteboul: "Das Tolle an diesem Vorschlag ist, dass man nicht bis 2021 warten müsste."
Würde man gleichzeitig das Benzindurchflusslimit erhöhen und die maximale Drehzahl anheben, reiche das bereits völlig aus, um den Sound der aktuellen Motoren auf ein vollkommen neues Niveau zu bringen.
Die Zustimmung aller Hersteller vorausgesetzt, wären die Renault-Vorschläge bereits zur Saison 2019 umsetzbar. Wolff pflichtet dem Franzosen bei, die vorgeschlagenen Änderungen würden einen "ganz anderen Sound" bewirken.
Wolff will erneute Gespräche mit der FIA
Die wichtigste Motorenregel ab 2021 ist der Verzicht auf Biturbo-Motoren. Es soll weiterhin mit 1,6-Liter-V6-Motoren gefahren werden.
Abgeschafft wird dagegen die komplizierte MGU-H (Rückgewinnung von Energie aus dem Abgasstrom) im sechsteiligen Antriebsstrang. Sie war für den oft kritisierten, weil zu leisen Sound verantwortlich. Mit einer Erhöhung des Drehzahllimits von 15.000 auf 18.000 Umdrehungen pro Minute soll der Motorensound wieder mehr Power haben.
"Wir müssen jetzt in den Dialog gehen und ein Konzept finden, das für alle funktioniert", fordert Wolff. "Zunächst einmal muss die Formel 1 für die aktuellen Motorenhersteller attraktiv bleiben."
Fix sind die FIA-Pläne noch nicht, es handelt sich vorerst um Rahmendaten. Noch hoffen die Hersteller darauf, dass sich der Automobil-Weltverband gesprächsbereit zeigt.