Sein 83. Formel-1-Sieg war gewiss nicht sein leichtester.
Hamilton - der Dominator!
Auf einer Strecke, die nicht als Mercedes-Kurs gilt, trotzte Lewis Hamilton allen Widrigkeiten - und davon gab es einige. Am Ende sicherte er sich den unerwarteten Sieg, seinen zweiten auf dem Autódromo Hermanos Rodríguez in Mexiko-Stadt. (DATENCENTER: Ergebnis des Mexiko-GP)
Im Qualifying von Ferrari (und eigentlich auch von Max Verstappen) in die Schranken gewiesen, dazu fehlender Speed gegenüber der Scuderia. Zu allem Überfluss kollidierte Hamilton, der von Platz drei startete, direkt am Start mit dem Niederländer und beschädigte den Unterboden seines Silberpfeils.
Dazu musste Hamilton am gesamten Wochenende auf seinen Renningenieur Peter Bonnington verzichten, der sich in Großbritannien einer medizinischen Behandlung unterzieht.
Doch er ließ sich nicht aus dem Konzept bringen und fuhr sein Rennen. Der Sieg in Mexiko war sowohl eine fahrerische, als auch eine taktische Meisterleistung. Hamilton selbst sprach vom "härtesten Rennen des Jahres für uns". (Die Stimmen zum Mexiko-GP)
Der sechste WM-Titel ist so gut wie eingefahren, die ganz großen Rekorde von Michael Schumacher zum Greifen nah. Hamilton ist und bleibt der dominierende Fahrer im Formel-1-Zirkus. SPORT1 erklärt, weshalb der Brite unter normalen Umstanden kaum zu schlagen ist.
Kaum Fehler
Hamilton fährt aktuell konstant wie nie. Mit Ausnahme des Chaos-Rennens vom Hockenheimring (in dem er nach Fehlern im Regen Rang neun erreichte) und den Rennen in Spielberg und Singapur stand der Brite in dieser Saison jedes Mal auf dem Podium. (Fahrerwertung der Formel 1)
Zehnmal trug er sich dabei in die Siegerliste ein, punktete immer - als einziger Fahrer überhaupt. Gerade in der zweiten Saisonhälfte zeigt sich die Klasse des 34-Jährigen. Während Mercedes im ersten Saisonabschnitt das Feld dominierte, stellt Ferrari derzeit eigentlich das schnellste Auto im Feld.
Dennoch konnte er der Scuderia sowohl ins Russland als auch in Mexiko den Sieg "klauen" und ließ damit zu keiner Zeit einen Zweifel am künftigen Weltmeister aufkommen.
In Mexiko gelang ihm das trotz eines demolierten Boliden. "Ich fuhr mit kaputtem Auto, habt ihr den Unterboden gesehen?", fragte er nach dem Rennen die Journalisten. Selbst Teamchef Toto Wolff gab zu, dass ihm der Schaden gar nicht so bewusst gewesen war.
Hamilton kann Taktik
Formel 1 bedeutet, dass 300 Kilometer lang am Anschlag gefahren wird, und sich am Ende das schnellste Auto durchsetzt. In der heutigen Zeit stimmt das schon lange nicht mehr - oder zumindest nur noch teilweise.
Gerade das Mexiko-Rennen hat gezeigt, dass der Schlüssel zum Sieg in der Teamstrategie liegt. Und dort hatte Mercedes einmal mehr das bessere Näschen als Ferrari. Sie holten Hamilton bereits nach 23 Runden in die Box, sodass er 47 Runden auf den harten Reifen absolvieren musste.
Das gelang ihm mit Bravour, zum großen Erstaunen der Konkurrenz. "Als Lewis hereinkam, dachten wir nicht, dass der harte Reifen so lange hält", musste Sebastian Vettel zugeben.
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Doch zu einer guten Strategie gehören immer zwei, das Team und der Fahrer. Hamilton beschwerte sich zwar, wie er es so oft tut, doch letztendlich vertraute er seinem Team.
Wenn er Gas geben musste, gab er Gas. So verhinderte er unter anderem, dass Vettel gegen Rennende ins DRS-Fenster schlüpfen konnte - obwohl der Ferrari-Star die deutlich frischeren Reifen hatte.
Den Rest des Rennens verbrachte Hamilton damit, seine Schlappen am Leben zu halten. Und gerade hier hat sich der Brite in den vergangenen Jahren extrem weiterentwickelt. Galt er in seinen jüngeren Jahren als Fahrer, der die Pneus besonders hart beanspruchte, entwickelt er sich immer mehr zum Reifenflüsterer. Das zahlte sich in Mexiko aus.
Teamgefüge bei Mercedes stimmt
Hamilton und Valtteri Bottas – das passt. Die Rollen bei Mercedes sind klar verteilt. Hamilton ist seit dem Karriereende von Nico Rosberg die unumstrittene Nummer eins.
Während es mit Rosberg die eine oder andere Reiberei gab, scheint zwischen dem Briten und dem Finnen keine Missstimmung zu herrschen.
Bottas ist schnell genug, um Hamilton zu unterstützen. Doch um dem Briten regelmäßig Punkte wegzunehmen, reicht es für den Finnen nicht. Diese Konstellation scheint Hamilton zu beflügeln. Da sieht es bei Ferrari zwischen Vettel und dem aufstrebenden Chalres Leclerc schon anders aus.
Schumacher-Rekorde als Motivation
Nach seinem fünften WM-Titel wirkte Hamilton lethargisch. Es schien, als habe er Probleme, sich weiterhin zu motivieren. Übermäßige Freude, nachdem er mit Juan Manuel Fangio nach Titeln gleichzog? Fehlanzeige.
Er habe, so heißt es aus seinem Umfeld, den Winter gebraucht, um sich neue Ziele zu setzen. Und die haben es in sich: Hamilton will Schumacher übertrumpfen.
In der kommenden Saison kann der Brite gleich zwei historische Bestmarken des Deutschen einstellen beziehungsweise überflügeln. Ihm fehlen noch acht Siege, um den Schumacher-Rekord einzustellen.
Dazu könnte er bereits 2020 den Titel-Rekord des Kerpeners einstellen. Und die Zeichen, dass diese Bestmarken fallen, stehen äußerst gut. Hamilton wird nächstes Jahr 35, genauso alt wie Schumacher bei seinem letzten Triumph.
Hamilton, da ist man sich bei Mercedes einig, könnte noch einige Jahre auf Top-Niveau fahren. Behält Mercedes seine Dominanz auch nach den gravierenden Regeländerungen 2021 bei, könnte Hamilton sogar alleiniger Rekordweltmeister werden - mit dann acht Titeln!