Es war der große Skandal der MotoGP-Saison 2015. Beim Großen Preis von Malaysia kam es zwischen Valentino Rossi und Marc Marquez zum Eklat. Rossi fühlte sich durch die Kampflinie des Weltmeisters genötigt und entledigte sich in der achten Runde seines Kontrahenten mit einem Fußtritt.
Die Angst vor der Eskalation
© SPORT1-Grafik: Philipp Heinemann/Getty Images/Imago
Der Italiener betonte zwar hinterher, dass er Marquez nicht getreten habe, doch der Ruf der MotoGP-Legende war nachhaltig geschädigt. Die Rennleitung belegte ihn mit drei Strafpunkten und damit dem letzten Starplatz in Valencia. Ein Einspruch vor dem Internationalen Sportgerichthof CAS blieb ohne Erfolg.
Beim Saisonfinale in Valencia (Sonntag ab 14 Uhr im LIVETICKER) droht jetzt der große Knall.
Angst vor der Eskalation
Die spanischen Fans wollen ihren Landsmann Jorge Lorenzo (305 Punkte) als neuen Weltmeister sehen. Rossi (312) droht ein Spießrutenlauf. Die Angst schwingt mit, dass einer der vielen Spanier im Feld sich zu einer ähnlichen Attacke wie in Sepang hinreißen lässt - diesmal gegen Rossi. (Die Fahrerwertung in der MotoGP)
Gleichzeitig könnte auch Lorenzo Opfer einer unsportlichen Attacke werden, wenn ein italienischer Fahrer im Duell mit dem Verfolger zu rustikal zu Werke geht, um Rossi zu seinem zehnten WM-Titel zu verhelfen.
Denn der 36-Jährige geht durch den letzten Startplatz mit einer hohen Hypothek ins Rennen und muss volles Risiko gehen. Kommt Lorenzo ins Ziel, muss Rossi voraussichtlich weit nach vorne fahren, um seinen Vorsprung zu behaupten. (SERVICE: So kann Rossi Weltmeister werden)
Verband warnt die Fahrer
Der Motorradweltverband FIM fürchtet um die Gesundheit der Fahrer und schickte vor dem Saisonfinale noch einmal eine eindringliche Warnung an die Protagonisten.
"Wir haben eine einmalige Gelegenheit, der Welt die höchsten Werte unseres Sports zu vermitteln und damit ein großartiges Beispiel zu geben", hieß es in einer Pressemitteilung, die der Verband vor dem brisanten Showdown veröffentlichte.
Die FIM versicherte weiterhin ausdrücklich, "dass wir dieses Wochenende zum Wohle des Sports noch genauer darauf schauen werden, was auf der Strecke passiert."
Duell mit Vorgeschichte
Das Duell zwischen Rossi und Marquez kommt derweil nicht von ungefähr. Nachdem Marquez 2013 in die MotoGP aufstieg, war die Konkurrenz mit Rossi zunächst von Respekt geprägt.
Nach dem direkten Titelgewinn in der Königsklasse und mehreren hitzigen Duellen auf der Strecke wurde der Ton zwischen Beiden rauer. Marquez stellt als 22-Jähriger eine ernsthafte Gefahr für die Rekorde des neunmaligen Weltmeisters dar. (KOMMENTAR: Nicht nur Rossi braucht eine Abkühlung)
Der erste Zwischenfall ereignete sich beim Großen Preis von Argentinien im April. Rossi brachte den führenden Marquez nach einer Berührung in der vorletzten Runde zu Fall und gewann das Rennen.
Seitdem häufen sich die Dispute auf der Rennstrecke. Vor dem Großen Preis von Sepang goss Rossi zusätzlich Öl ins Feuer. Der Italiener fühlte sich in Australien von Marquez behindert und warf ihm vor, nur für Lorenzo zu fahren.
"Ich glaube, dass sein Ziel nicht nur der Sieg war, sondern er wollte Lorenzo helfen, damit er sich vorne absetzt und mehr Punkte holt als ich", sagte der 36-Jährige.
Nach dem Eklat von Sepang zeigte sich Rossi uneinsichtig, beide Teams lieferten sich eine Schlammschlacht mit gegenseitigen Vorwürfen.
Marquez schreibt Negativschlagzeilen
Marquez sorgte derweil mit seinem Gemüt auch abseits des Sports für Aufregung. Der Spanier zog sich bei einer Auseinandersetzung mit zwei Journalisten eine Schürfwunde am Hals zu.
Die beiden Italiener, die dem Weltmeister nach dem Aus in Malaysia angeblich einen Spott-Pokal überreichen wollten, beschuldigten ihrerseits Marquez und zeigten ihn an.
Bleibt zu hoffen, dass sich Marquez und alle anderen Fahrer in Valencia besser unter Kontrolle haben und der neue Weltmeister – egal ob Rossi oder Lorenzo – den Titel aus eigener Kraft gewinnt.