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Jost Capito im Interview: "Jeder muss erfolgshungrig sein"

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Jost Capito im Interview: "Jeder muss erfolgshungrig sein"

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Jost Capito im Interview: "Jeder muss erfolgshungrig sein"

Volkswagen Motorsportdirektor Jost Capito erläutert, warum in der Rallye-Mannschaft so ein guter Teamgeist herrscht - Stallorder ist für ihn kein Thema
Jost Capito leitet äußerst erfolgreich das Rallye-Projekt von Volkswagen
© Volkswagen

Jost Capito steht an der Spitze des erfolgreichen Rallye-Teams aus Wolfsburg. Mit seiner großen Leidenschaft für den Sport treibt der 57-Jährige seine Mannschaft an. Teamgeist wird bei Volkswagen groß geschrieben. Auch dass sich Capito entschieden gegen Stallorder ausspricht, wird von den Fans honoriert. Im Interview blickt er auf die erfolgreichen drei Jahre zurück und schildert, warum Volkswagen ein Gewinnerteam ist. Das Rallye-Projekt ist ein wichtiges Standbein für die Volkswagen AG.

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Frage: "Jost, neun Titel in drei Jahren. Muss man dich noch kneifen?"Jost Capito: "Die jüngsten Titel sind nach den Erfolgen seit 2013 vielleicht nicht ganz überraschend, wohl aber außergewöhnlich."

Frage: "Drei gute Gründe für den Erfolg?"Capito: "Fahrer, Team und Volkswagen. Volkswagen gibt dem Team die Mittel, um erfolgreich sein zu können. Das bedeutet nicht automatisch, dass man das auch ist. Aber es ist die Basis, um ein Gewinnerteam zu formen, das in der Lage ist, erfolgreich zu sein. Speziell im Rallye-Sport ist die Performance des Autos wichtig, aber im Vergleich zu anderen Sportarten ist der Fahrer noch wichtiger. Wir haben die drei besten Fahrer an Bord."

Frage: "Welchen Platz hat Volkswagen Motorsport im Gesamtbild der Marke Volkswagen?"Capito: "Die Volkswagen Motorsport GmbH ist ein hundertprozentige Tochter der Volkswagen AG. Wir berichten an den Leiter Forschung und Entwicklung. Das ist auch absolut notwendig so. Denn es ist für eine kleine Firma unmöglich, ohne die Unterstützung und ohne das Know-how eines Automobilherstellers ein konkurrenzfähiges Auto auf dem Niveau der Rallye-Weltmeisterschaft zu entwickeln. Es gibt einen regen Austausch zwischen den Motorsport-Spezialisten in der Volkswagen Motorsport GmbH und den Entwicklern in der Volkswagen AG."

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Frage: "Und anders als andere Hersteller hat Volkswagen kein ausgelagertes Einsatzteam, sondern wickelt als Werksteam selbst den Einsatz ab. Was spielt das für eine Rolle?"Capito: "Das liegt an der Nähe zur Volkswagen Entwicklung. Hier sehen sich alle als Kollegen. Es gibt keine Geheimnisse oder Restriktionen."

"Wenn etwas bei Volkswagen Motorsport entwickelt oder konstruiert wird, wird das sofort an die Fertigung weitergegeben. Auch die Entwickler stehen immer bei den Autos, wenn sie aufgebaut werden. Sie sind bei den Tests und Einsätzen dabei. Es ist insgesamt ein sehr homogenes Team und es gibt keine Zwei- oder Dreiteilung."

Erfolg steht an oberster Stelle

Frage: "Was ist deine Idee von Teamgeist?"Capito: "Jeder im Team muss erfolgshungrig sein. Der Erfolg steht im Motorsport an oberster Stelle. Alles andere steht hintenan. Ich denke, diese Idee haben wir umgesetzt. Zu gewinnen muss eine Freude sein. Gewinnen darf nicht zur Normalität werden. Und bei uns ist jeder Sieg etwas Besonderes und wird gefeiert wie der erste. Jeder im Team liebt es, zu gewinnen, und hasst es, zu verlieren. Und wenn wir gewinnen, gewinnen wir gemeinsam."

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Frage: "Kann man als Motorsport-Direktor vorleben, wie man miteinander umgeht?"Capito: "Man muss als Vorgesetzter immer vorleben, wie man miteinander umgeht. Die Führungskultur muss vom Chef kommen. Und es muss sichergestellt sein, dass sie sich durch das Unternehmen fortsetzt. Jeder muss wissen, woran er ist."

Frage: "Was ist typisch für den Teamgeist bei Volkswagen?"Capito: "Wir sind mal durch einen Fehler im Aufbau eines Polo R WRC frühzeitig ausgeschieden. Danach wurde nicht gesucht, wer den Fehler begangen hat, sondern warum er überhaupt passieren konnte und was falsch an unseren Prozessen ist. Es wurde nicht nach Schuldigen gesucht. Wir versuchen, Fehler abzustellen. Das ist bezeichnend für unsere Arbeit und unseren Führungsstil."

Frage: "Das bedeutet, dass niemand Angst haben muss, Fehler zu begehen?"Capito: "Jeder versucht natürlich, keine Fehler zu begehen. Und wir versuchen, unsere Prozesse so anzupassen, dass Fehler möglichst ausgeschlossen sind. Aber wenn jemand Angst hat, Fehler zu begehen, geht er auch kein Risiko ein. Das ist dann eher konservativ. Wir aber sind sehr progressiv, jeder kann neue Ideen einbringen, und selbst wenn nichts dabei herauskommt, ist es immer noch besser, als keine Ideen zu haben."

Frage: "Sie sind 2015 mit einem neuen Auto in die Saison gestartet. Wie groß war die Zuversicht, dass es wieder ein Erfolg wird?"Capito: "Wenn wir ein Auto entwickeln und erproben, dann machen wir das sehr sorgfältig. Wir wissen, ob ein Auto schneller oder langsamer ist. Man weiß natürlich nicht, was die Konkurrenz gemacht hat. Aber wir trauen uns so viel zu, dass wir in unseren Entwicklungsschritten gut genug sind, um weiterhin konkurrenzfähig zu sein."

Fahrer arbeiten zusammen

Frage: "Teamorder sind bei Volkswagen tabu. Warum?"Capito: "Ich glaube, dass Stallregie den Mannschaftsgeist vergiftet. Und damit spaltet man das Team. Ich bin fest davon überzeugt, dass man ohne Stallregie am Ende des Jahres mehr Punkte und mehr Erfolg hat als mit ihr. Gesunde Konkurrenz innerhalb des Teams kann es nur ohne Stallregie geben. Wenn jeder sein Bestes geben kann. Und wenn jeder sein Bestes gibt, bringt es das Team weiter. Das ist wichtiger, als irgendeinen Fahrer kurzfristig nach vorn zu bringen."

Frage: "Was zeichnet die drei Volkswagen-Piloten aus?"Capito: "Auch hier geht es um Teamspirit. Die Fahrer haben keine Geheimnisse voreinander. Sie müssen keine Freunde sein, aber sie respektieren sich als Kollegen und teilen ihre Informationen. Alle haben ein Interesse daran, Erster, Zweiter und Dritter zu werden und dass wir die Herstellerwertung gewinnen. Daher unterstützen sich die Fahrer gegenseitig. Das wäre ebenfalls nicht möglich, wenn es bei uns Teamorder gäbe."

Frage: "Was war dein emotionalster Moment in den vergangenen drei Jahren?"Capito: "Das gab es mehrere. Das kann man nur schwer gewichten. Der Gewinn der ersten Wertungsprüfung bei der Rallye Monte Carlo 2013. Der Gewinn der ersten Rallye danach. Der Gewinn des ersten Fahrertitels durch Seb in Frankreich 2013, der Gewinn der ersten Hersteller-Wertung in Spanien 2013. Der erste Dreifacherfolg in Australien 2014, dann der Dreifacherfolg in Deutschland 2015. Das sind viele herausragende Erlebnisse, die hängenbleiben."

2017 wird interessant

Frage: "2017 gibt es ein neues Reglement. Ist das ein Schritt in die richtige Richtung?"Capito: "Ja, es gibt schon jetzt ein hervorragendes Reglement. Die Autos aller Hersteller sind konkurrenzfähig. Das Reglement lässt gewisse technische Freiheiten zu, sodass die Ingenieure auch arbeiten können, aber auch in einem restriktiven Umfeld, sodass die Kosten nicht explodieren. Der Bessere kann das bessere Auto bauen und der beste Fahrer kann gewinnen, so wie es im Motorsport sein sollte. Ohne künstliches Eingreifen in die Konkurrenzfähigkeit."

"Dieses tolle Reglement wird mit der 2017er-Version fortgeschrieben. Die Autos bekommen ein bisschen mehr Leistung und werden insgesamt spektakulärer. Das ist absolut ein Schritt in die richtige Richtung."

Frage: "Du hast also jetzt schon richtig Lust auf die 2017er-Saison?"Capito: "Wir haben alle große Lust auf das neue Auto. Es macht allen Spaß, daran zu arbeiten. Und wenn mit Toyota ein weiterer Hersteller dazukommt, kämpfen vier der fünf größten Hersteller nicht nur in den Showrooms gegeneinander, sondern auch in der Rallye-WM. Das hat es noch nie gegeben - das gibt allen, die beteiligt sind, einen Extrakick."

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