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2. Bundesliga: Droht heute Abend in Bielefeld die totale Eskalation?

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2. Bundesliga: Droht heute Abend in Bielefeld die totale Eskalation?

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Droht heute die totale Eskalation?

Zum Rückspiel der Zweitliga-Relegation empfängt Arminia Bielefeld den Drittligisten Wehen Wiesbaden. Folgt nach der gewaltbedingten Spielunterbrechung beim Hinspiel heute die totale Eskalation auf den Rängen? SPORT1 sprach mit Verein, Fans und Polizei aus Bielefeld.
Arminia Bielefeld geht in Magdeburg unter. Der Bundesliga-Absteiger muss damit zum Nachsitzen in die Relegation.
Bjarne Lassen
Bjarne Lassen

Am Dienstagabend steigt in der Bielefelder Schüco-Arena das Relegations-Rückspiel zwischen der Arminia und Wehen Wiesbaden (ab 20.45 Uhr im LIVETICKER). Das Hinspiel gewann der Drittligist aus Hessen 4:0. Wiesbadens Chancen, in die 2. Bundesliga aufzusteigen, sehen also rosig aus, während die Arminia ein echtes Wunder braucht. So viel zum Sportlichen.

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In der Stadt Bielefeld sind Feuerwehr, Polizei, Ordnungs- und Sicherheitsamt in Alarmbereitschaft. Das Hinspiel in Wiesbaden wurde schließlich für 20 Minuten unterbrochen, ja, beinahe gänzlich abgebrochen, weil bei einigen Bielefelder Auswärtsfans der eigene Frust in Gewalt mündete.

Dabei zielten Ultras der Gastmannschaft von den Rängen aus mit Gegenständen, Böllern und Pyrotechnik auf die eigenen Spieler ab. Erst Arminia-Kapitän Fabian Klos konnte den Bielefeld-Block beruhigen.

Beim Relegationsspiel in Wiesbaden fliegen aus dem Arminia-Block Feuerwerkskörper. Dabei wurde Bielefelds Athletik-Trainer Niklas Klasen, der die Fans beruhigen wollte, nur knapp von einer Rakete verfehlt.
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Bielefelds Athletik-Trainer Niklas Klasen von Rakete attackiert

Auch beim heutigen Rückspiel in Bielefeld dürfte die Gefahr eher von den heimischen Fans ausgehen. Bielefelds Kriminalhauptkommissarin Hella Christoph erklärte gegenüber SPORT1, wie die lokale NRW-Polizei übliche Fußball-Spieltage plant: „Kräfteeinsatz und Einsatztaktik ergeben sich insbesondere aus dem individuellen Fanverhältnis zwischen Heim- und Gastverein und der Anzahl der anreisenden Fans.“

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Polizei Bielefeld vor Zweitliga-Relegation: „Fanverhältnis neutral“

Die Polizei rechne nicht mit einer erhöhten Anzahl von Gästefans aus Wiesbaden, erklärt Christoph. Außerdem sei beim diesjährigen Relegations-Rückspiel zwischen der Arminia und Wehen Wiesbaden „das Fanverhältnis als neutral zu bewerten“. Dennoch „müssen durch Frustration ausgelöste, zum Teil gewalttätige Aktionen durch die Fanszene einkalkuliert werden“, sagte die Kriminalhauptkommissarin.

Ob solche „Frustrationen“ erneut zu Fan-Gewalt führen, hat daher wohl auch mit der Arminia Bielefelds Leistung auf dem Platz zu tun. Bielefeld-Legende Klos sagte nach der 0:4-Klatsche im Hinspiel weinend bei ran: „Ich kann mich nicht vor diese sogenannte Mannschaft stellen, denn man muss diesem Team zu Recht den Charakter absprechen.“

Ähnlich deutlich geht Bielefelds Anhängerin Eva-Lotta Bohle mit der DSC-Elf ins Gericht: „Meiner Meinung nach kann Arminia verdammt glücklich sein, dass Bielefelds Fans so lange ruhig geblieben sind“, sagte sie SPORT1. Bohle, die einen eigenen Zweitliga-Podcast betreibt, geht nicht von einem „Wiesbaden 2.0″ aus.

Sie erwartet von der Arminia-Fanszene eher eine kühle Grundstimmung gegenüber der Mannschaft, denn: „Den großen Knall gab‘s Freitag, ich denke, es wird deutliche Ansagen und nicht wirklich Support geben.“

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Arminia Bielefeld hat „alle möglichen Szenarien besprochen“

Auch Gastgeber-Klub Arminia Bielefeld ist bemüht, für Ruhe und Sicherheit zu sorgen. Der Klub arbeitete im Voraus des Relegation-Rückspiels mit der lokalen Polizei, dem Ordnungsamt, der Feuerwehr und der Stadt Bielefeld: „Wir haben natürlich in langen Sicherheitsgesprächen alle möglichen Szenarien ausführlich besprochen“, sagte Christian Venghaus, Leiter Stadionbetrieb und Spieltagsorganisation bei der Arminia, SPORT1 am Telefon.

Venghaus teilte dabei die polizeiliche Zuversicht: „Wir haben in all den Jahren mit Spielen gegen Hansa Rostock, Magdeburg, Rot-Weiss Essen oder Preußen Münster bewiesen, dass wir Spieltage sicher durchführen können.“ Am Spieltag selbst traf sich Arminias Leiter Stadionbetrieb um 11 Uhr vormittags mit Vertretern der DFL und des DFB zum Matchday-Meeting, bei dem es „natürlich auch um das Thema Sicherheit geht“, sagte Venghaus weiter.

Zwei Prioritäten setzt die Polizei am Relegations-Spieltag bei den Punkten Standort und Zeitpunkt. Denn: „Die Polizei wird insbesondere nach Abpfiff des Spiels die aktive Fanszene im Blick haben. Wir werden an den neuralgischen Punkten im Stadionumfeld, in der Innenstadt und auch an den Hauptverkehrsknotenpunkten präsent sein.“

Arminia-Fan: „Bielefelder Polizei ist alles, aber nicht deeskalierend“

Ob sich der polizeiliche Aufwand beim Spiel auch in den Zahlen der Einsatzkräfte niederschlägt, wollte Kriminalhauptkommissarin Christoph SPORT1 nicht verraten: „Die Polizei Bielefeld bewertet die Lage fortlaufend neu und bezieht dies auch auf die Kräftedisposition. Zum konkreten Kräfteansatz erteilen wir aus taktischen Gründen generell keine Auskunft.“

Arminia-Fan Bohle plädiert für einen mäßigen Umgang der Behörden: „Die Rolle der Polizei ist in Bielefeld alles, aber garantiert nicht deeskalierend“, sagt die Medienmanagement-Studentin. Leider verpasst sie krankheitsbedingt beide Relegationsspiele, rät den Sicherheitsbehörden auf der Alm aber: „Dass es eine strikte Abtrennung der Blöcke gibt, halte ich auch nicht für besonders clever.“

Die Klubs, ihre Mannschaften, die Polizei Bielefeld und die Arminia-Fans scheinen sich unterm Strich alle dasselbe zu wünschen: ein packendes Fußballspiel unter sicheren Bedingungen. Wie Arminias Stadionbetriebs- und Spieltagsorganisations-Leiter Venghaus versöhnend sagt: „Das ist der Schlüsselfaktor: Das Vertrauen abzurufen, hier vor voller Hütte einen geordneten Spieltag hinzubekommen.“