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Fanforscher Jonas Gabler: Fans, die (un)bekannten Wesen? | "Flutlicht an!" mit Mara Pfeiffer

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Fanforscher Jonas Gabler: Fans, die (un)bekannten Wesen? | "Flutlicht an!" mit Mara Pfeiffer

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Einblicke in die Arbeit eines Fanforschers

Jonas Gabler ist Fanforscher, beschäftigt sich unter anderem mit Pyrotechnik, aber auch mit Konflikten und Diskriminierung. Im SPORT1-Podcast „Flutlicht an!“ gibt er Einblicke in seine Arbeit.
Fanforscher Jonas Gabler gibt im SPORT1-Podcast „Flutlicht an!“ Einblicke in seine Arbeit
Fanforscher Jonas Gabler gibt im SPORT1-Podcast „Flutlicht an!“ Einblicke in seine Arbeit
© SPORT1-Grafi: Imago/Privat/SPORT1
Mara Pfeiffer
Mara Pfeiffer

Wie geht man damit um, sich in einem Thema besonders gut auszukennen, über das bei vielen jede Menge Meinung, aber sehr wenig Hintergrundwissen herrscht?

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Diese Frage gehört für Jonas Gabler zum Job-Alltag. Darauf angesprochen lacht der Fanforscher und gesteht, er lenke Unterhaltungen nicht unbedingt von sich aus auf Fußball. Stehen dessen Anhänger*innen aber im medialen Fokus, klingelt häufig Gablers Telefon. Meist sind die Anlässe negativer Natur.

Es hat natürlich mit Nachrichtenfaktoren zu tun, dass über Pyrotechnik eher berichtet wird als über soziale Aktivitäten von Fans.

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Aber auch mit dem sehr kritischen Blick der Gesellschaft auf eine Gruppe, die durch ihre mediale Präsenz oft als Platzhalter dient: Keine andere auch stark jugendlich geprägte Subkultur findet sich jedes Wochenende im Fernsehen wieder.

Der studierte Politologe Gabler sieht darin eine Ambivalenz: Einerseits habe die Sichtbarkeit ihren Reiz, andererseits mache der gesellschaftliche Fokus „natürlich auch das Leben schwer“.

Fans in Italien und Deutschland - das sind Unterschiede

Er selbst hat im Rahmen seiner Diplomarbeit einen wissenschaftlichen Blick auf Fans in Italien und Deutschland geworfen und erklärt: „Ich habe mich da auch viel um den gesellschaftlichen Rahmen gekümmert.“ Der da lautete: die Kontextualisierung von Faschismus in Italien und von Nationalsozialismus in Deutschland.

Die Ultrakultur in Italien sei viel früher entstanden, erklärt Gabler, und habe ihre Ursprünge in der politischen Protestkultur der 1960er- und 70er-Jahre.

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In Deutschland sei der Blick in Sachen Fankultur zunächst vor allem nach England gegangen und erst in den 1990er-Jahren nach Italien geschwenkt. Von dort seien anfangs vor allem die Ausdrucksformen wie eben Pyrotechnik, aber auch Choreografien, Fahnen und gemeinsames Anfeuern übergeschwappt.

„Es ist natürlich ein Unterschied, ob es aus einer Protestkultur entsteht oder ob man von einer Fankultur Elemente übernimmt“, betont der Forscher.

Fanforscher Gabler: Offener Blick auf Ultras

Seine wissenschaftlichen Arbeiten und der offene Blick auf die Ultras haben ihm mit der Zeit auch einen gewissen Zugang zur Szene selbst verschafft.

Über die Jahre ist aus der Arbeit zu und mit Fangruppen ein Job geworden: Nachdem Gabler ab 2012 zur Kompetenzgruppe „Fankultur und Sport bezogene Soziale Arbeit“ (KoFaS) an der Universität Hannover gehörte, ist er seit deren Ausgründung zur gGmbH einer der Geschäftsführenden.

Die Arbeitsbereiche der KoFaS sind Forschung, Beratung und Qualifizierung, die inhaltlichen Schwerpunkte lauten: Dialogförderung & Partizipation, Vielfalt & Antidiskriminierung sowie Konfliktbegleitung & Konfliktmediation.

Darum ist „Vielfalt im Stadion“ so wichtig

Beim aktuellen Modellprojekt „Vielfalt im Stadion“ geht es um Vielfalt, Schutz und Teilhabe von LSBTIQA*-Fans. Dafür wurden umfangreiche Befragungen geführt, von denen Gabler gesteht, sie hätten ihm erstmals vor Augen geführt, wie unterschiedlich negative Erlebnisse und Bedürfnisse auch innerhalb der Community sind.

Besonders dringlich ist aus seiner Sicht das Thema Diskriminierung auf strukturellen Ebenen bereits beim Einlass: „Das muss aus meiner Sicht schnell geregelt und behoben werden.“

Der nächste Schritt sei es, das Klima im Stadion so zu gestalten, dass sich alle Menschen sicher und wohl fühlen. Darin sieht Gabler eine gemeinsame Aufgabe aller, die zum Fußball gehen.