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Flutlicht an, Folge 43: Diversität beim DFB - Den großen Tanker lenken

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Flutlicht an, Folge 43: Diversität beim DFB - Den großen Tanker lenken

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Wo England „Lichtjahre“ voraus ist

Als Diversity-Managerin beim DFB kämpft Claudia Krobitzsch an verschiedenen Fronten. Mit Wortpiratin Mara Pfeiffer spricht sie über Diversitätsebenen, wieso auch kleine Fortschritte Kulturwandel bedeuten und warum es oft um Bedürfnisse geht.
Claudia Krobitzsch ist Diversity-Managerin beim DFB
Claudia Krobitzsch ist Diversity-Managerin beim DFB
© SPORT1-Grafik/Imago/DFB
Mara Pfeiffer
Mara Pfeiffer

In manche Themen wächst man einfach so rein, ganz ungeplant. Bei Claudia Krobitzsch gilt das für den Fußball, der heute einen großen Teil ihres Lebens bestimmt. Als Freund*innen von ihr Ende der 1990er mit Roter Stern Leipzig einen Verein gründen, der sich ganz bewusst auch im und über Fußball gegen Diskriminierungsformen wie Rassismus, Homofeindlichkeit und Sexismus wendet, fühlt sich Krobitzsch komplett abgeholt.

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Die Zufallsentwicklung geht zunächst weiter. Weil die gebürtige Leipzigerin nach ihrem Studium keine feste Vorstellung davon hat, wie es weitergehen soll, bewirbt sie sich für ein Praktikum bei der NGO „Kick it Out“. Dort knüpft sie in ihrer Arbeit inhaltlich genau an dem Thema an, das sie zuvor bereits bewegt hat: Kampf gegen Diskriminierung.

Frei entfalten ohne Angst vor Diskriminierung

Anschließend bleibt Krobitzsch in England und arbeitet beim Netzwerk FARE – Football Against Racism Europe. Längst sind diese auseinander folgenden Schritte kein Zufall mehr, sie hat ihre berufliche Bestimmung gefunden. „Sich frei entfalten können, ohne, dass man Angst hat, diskriminiert zu werden“, so beschreibt Krobitzsch ihre Definition von Diversität.

An dieser Stelle hört die aber nicht auf, denn es gehe zudem darum, in den und für die eigenen Fähigkeiten geschätzt zu werden. Dieser zweite Schritt falle bei einer oberflächlichen Betrachtungsweise manchmal unter den Tisch, ist aber wichtig für eine Gesellschaft, in der sich Gruppen nicht nur diskriminierungsfrei, sondern auch auf Augenhöhe begegnen.

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England „Lichtjahre“ voraus

Der englische Fußball sei dem in Deutschland in diesen Themen „um Lichtjahre“ voraus, sagt Krobitzsch. Einen der Gründe sieht sie in dem dortigen Grundkonsens, anti-rassistisch zu sein, der ihr hierzulande fehlt. Ihr nächster Schritt ist deswegen auch eine ganz bewusste Entscheidung: Sie wechselt auf die Verbandsseite, um Dinge von innen zu verändern.

Seit 2019 arbeitet Krobitzsch nun beim DFB, zunächst als Diversity Managerin, seit 2021 als Senior Managerin Diversity and Inclusion. Ihr ist bewusst, dass diese Themen im Fokus stehen und die Entwicklung ihres Verbandes kritisch beäugt wird. Sie habe, sagt Krobitzsch, kein Problem, sich dem zu stellen. Ihr Wunsch sei aber ein auch in der Kritik differenzierter Blick.

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DFB als Tanker

Der DFB als Tanker, das ist ein Bild, dem die 39-Jährige sich anschließen kann. Und ja, Tanker bewegen sich langsam, aber bewegen sich doch. „Es ist halt einfach eine große Organisation.“ Manche Dinge laufen unter dem Radar, erklärt Krobitzsch, trügen aber dennoch zu einem stetigen Kulturwandel bei, wie der Wechsel zur gendersensiblen Sprache in Vereinsmedien.

Ein großer Schritt, auf den die Beteiligten stolz sind, ist das angepasste Spielrecht des DFB im Jugend- und Amateurbereich. Seit Beginn der Saison dürfen trans, inter und nicht-binäre Personen frei wählen, in welchem Team sie spielen wollen. Dafür habe man sich gründlich mit den eigenen Statuten auseinandergesetzt, einen intensiven Austausch mit der Community und beispielsweise auch der NADA geführt. Am Ende sei alles sehr eindeutig gewesen.

„Ich finde, das ist die richtige Lösung“, erklärt die DFB-Frau. „Wer sind wir denn, Menschen vorzuschreiben, wo sie sich zugehörig fühlen sollen?“ Und da schließt sich der Kreis zu ihrer Definition von Diversität: sich frei entfalten zu können, ohne Angst, vor Diskriminierung. Das im Fußball weiter zu verbessern, ist und bleibt das Anliegen von Claudia Krobitzsch.