Home>Fußball>Bundesliga>

FC Bayern und SPD-Spitzenpolitiker Lars Klingbeil - eine unwahrscheinliche Beziehung

Bundesliga>

FC Bayern und SPD-Spitzenpolitiker Lars Klingbeil - eine unwahrscheinliche Beziehung

{}
{ "placement": "banner", "placementId": "banner" }
{ "placeholderType": "BANNER" }

SPD kapert den FC Bayern

Der FC Bayern beruft SPD-Spitzenpolitiker Lars Klingbeil in den Verwaltungsbeirat. Eine unwahrscheinliche Beziehung, findet SPORT1-Kolumnist Alex Steudel - und erinnert mit einem Augenzwinkern an Bayerns CSU-Historie.
Das Präsidium des FC Bayern München e.V. hat Lars Klingbeil in den Verwaltungsbeirat des Clubs berufen.
Alex Steudel
Alex Steudel

Als ich am Montag las, dass der FC Bayern Lars Klingbeil, also ein hohes Tier der SPD, in den Verwaltungsbeirat holt, wollte ich es erst nicht glauben. Es gibt ja so Meldungen, die machen einen gleich misstrauisch. Ich meine Meldungen wie: „Greuther Fürth schnappt sich Adeyemi“. Oder: „Dortmund gewinnt fünf Spiele in Folge“. Klingbeil passte dazu.

{ "placeholderType": "MREC" }

Ein SPD-Vorsitzender beim FC Bayern, das ist so abseits, dachte ich, das kassiert der Videoassistent schneller ein, als ein Sozialdemokrat „Tempolimit“ sagen kann. (NEWS: SPD-Chef in Bayern-Gremium berufen)

Aber niemand schritt ein. Es stimmt nämlich. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)

{ "placeholderType": "MREC" }

Der SPD-Vorsitzende Lars Klingbeil redet jetzt wirklich beim Rekordmeister mit. Das ist die lustigste Nachricht im Fußball, seit der HSV bekanntgegeben hat, seine Schulden komplett abbauen zu wollen.

Der FC Bayern ist CSU, seit ich denken kann. Man mag sich, man besucht sich, man tut sich gegenseitig Gefallen. Es gibt zum Beispiel tonnenweise Material über frühere, angeblich illegale Steuer-„Hilfestellungen“ der CSU für die Roten.

Seehofer: „Wenn es dem FC Bayern gut geht, dann geht es auch der CSU gut“

Die Bayern sind im Gegenzug seit jeher klassisch konservativ. CSU, wohin das Auge reicht. Ex-Ministerpräsident Horst Seehofer (natürlich CSU) sagte einmal: „Wenn es dem FC Bayern gut geht, dann geht es auch der CSU gut.“

Die CSU-Bundestagsabgeordnete Dorothee Bär kam schon im Trikot des FC Bayern ins Parlament (Archivfoto)
Die CSU-Bundestagsabgeordnete Dorothee Bär kam schon im Trikot des FC Bayern ins Parlament (Archivfoto)

CSU-Frau Dorothee Bär, ebenfalls im Verwaltungsbeirat des Rekordmeisters, saß sogar mal mit Bayern-Trikot im Bundestag. Nirgends zucken so viele Leute reflexartig zusammen wie auf der Ehrentribüne der Allianz Arena, wenn unten Kingsley Coman in einem roten Trikot einen Angriff über die linke Seite startet.

{ "placeholderType": "MREC" }

Edmund Stoiber, der gefühlt zehn Jahre vor Gründung der CSU CSU-Mitglied wurde? Ist Aufsichtsrat und Vorsitzender des Verwaltungsbeirats. Er war sogar mal Ministerpräsident der Bayern (also dem Bundesland). Wie ja auch der große und einschüchternde Franz Josef Strauß, der einst zur Hochzeit von Susi und Uli Hoeneß kam.

CSU und FC Bayern - wie Zwillinge

Und jetzt der SPD-Chef?? Klingbeils Partei spricht zum Beispiel gern von Vermögensteuer. Vermögenssteuer hat in Bayern den Status der Schalke-Zwangsmitgliedschaft in Dortmund. Bei Vermögenssteuer macht der CSU-Wähler nur so lange mit, wie sein Vermögen nicht mitgerechnet wird.

Die Suche „Uli Hoeneß schimpft auf die SPD“ bringt bei Google übrigens 36.900 Ergebnisse, die CSU und der FC Bayern, die sind dagegen wie Zwillinge, die harmonieren wie früher Robbery oder Breitnigge, und das System ist ja auch total zu Ende gedacht.

Es geht schon da los, wo Gastteams landen müssen, am Flughafen, denn der heißt furchteinflößend: Franz-Josef-Strauß-Flughafen. Da weißt du als Spieler gleich, was Sache ist.

Mal ehrlich: Würden die Bayern so viele Heimspiele gewinnen, wenn ihre Gegner vorher am Rudolf-Scharping-Flughafen gelandet wären? (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)

Hainer über Klingbeil: „Junger, erfrischender Blickwinkel“

Der Preuße Klingbeil und die Bayern – ich weiß nicht recht, wie das zusammenpasst.

Ja, schon klar, die Zeiten ändern sich. Man nähert sich an, und das haben wir dem SPD-Mann Karl Lauterbach zu verdanken, der dem „sogenannten“ Bayern-Trainer Hansi Flick letztes Jahr persönlich Corona erklärte. Den Lauterbach mag sogar Uli Hoeneß.

„Wir sind sicher“, sagte Vereinspräsident Herbert Hainer am Montag, dass SPD-Boss Klingbeil die Bayern „mit seinem jungen, erfrischenden Blickwinkel und neuen Perspektiven bereichern wird“.

Besonders gespannt bin ich auf den Blickwinkel „CO2″ und vor allem die Perspektive „Tempolimit“. Die SPD will es, die CSU hasst es, der Bayern-Profi kriegt Alpträume davon. Ich sehe schon, wie Klingbeil nach einer Sitzung an der Säbener Straße unten durch mehrere offene Ferrari-Fenster darüber mit Bayern-Profis diskutiert. Das wird lustig. (DATEN: Die Tabelle der Bundesliga)

Alex Steudel ist freier Journalist in Hamburg. Er war Bayern- und Nationalmannschaftsreporter und Chefredakteur von Sport-Bild. Heute widmet er sich in seiner Kolumne für SPORT1 auf nicht immer ganz ernstgemeinte Weise aktuellen Fußball-Themen. Die besten Steudel-Texte gibt‘s auch als Buch: Infos und Bestellung hier.

Alles zur Bundesliga bei SPORT1: