Deutschland hat herausragende Fußballtrainer, international geschätzt und bewundert.
Ein Armutszeugnis für die Bundesliga
Jürgen Klopp zum Beispiel ist zur eigenen Marke geworden, weltweit bekannt, nicht nur als Denker und Lenker des FC Liverpool, sondern längst auch als Typ. Die Menschen lieben ihn.
Und die Bundesliga vermisst ihn! (DATEN: Die Tabelle der Bundesliga)
Es ist bitter, dass die stärksten und erfolgreichsten deutschen Trainer, ob nun Klopp, der Ende des Monats zum vierten Mal in einem Champions-League-Finale steht, oder der amtierende Champions-League-Sieger Thomas Tuchel, dass diese Topleute und Vordenker des Fußballs nicht im und am deutschen Fußball arbeiten. Die Bundesliga besser machen.
Bundesliga nicht gut genug für deutsche Top-Trainer
Die Wahrheit ist natürlich: Sie sind der Bundesliga entwachsen. Deutschlands höchste Spielklasse ist für die Besten ihres Fachs nicht gut genug, sportlich wie wirtschaftlich. In der Bundesliga unterrichtet nicht ein Fußballlehrer, der schon mal einen Titel von höchster Güteklasse gewonnen hat. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)
Joachim Löw, Deutschlands Weltmeister-Trainer, genießt die Auszeit. Hansi Flick, der Champions-League-Sieger und Klub-Weltmeister von 2020, ist Bundestrainer. Julian Nagelsmann, der aktuelle Cheftrainer des Bundesliga-Aushängeschildes FC Bayern, hat in dieser Saison gerade seine erste Meisterschale gewonnen ...
Die Bundesliga hat ein Trainer-Problem! (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)
Als bei einem großen deutschen Traditionsverein vor kurzem über die zu besetzende Cheftrainer-Position diskutiert wurde - der Sportdirektor saß dafür im Büro eines Aufsichtsratsmitglieds -, gingen sie, so wurde es kolportiert, eine Namensliste auf einem kleinen Zettel durch. Gerade so, wie man es sich in einem Kreisliga-Vereinsheim vorstellt. „Wäre der einer?“ „Hm, was ist denn mit dem?“
Von professionellem Trainer-Recruiting keine Spur
Professionelles Führungskräfte-Recruiting, wie es für so eine Top-Position, für viele noch die wichtigste im sportlichen Bereich, vielleicht von Vorteil oder sogar notwendig wäre? Fehlanzeige.
Vielerorts entsteht der Eindruck, dass das eigene Ego den Entscheidern wichtiger erscheint, und vor allem die Frage, wer denn am Ende was zu entscheiden hat, als die beste Lösung für das Unternehmen, in dem Fall den Klub.
Das Chaos beim FC Augsburg sorgte selbst bei vielen Mitarbeitern nur für Kopfschütteln. Von Textnachrichten, die bloß nicht an die Öffentlichkeit sollen, bis zu bewussten Handlungen, um Kollegen zu schwächen, ist da die Rede. Trainer Markus Weinzierl gab seinen Abschied überraschend im TV bekannt, die Geschäftsführung wusste nicht Bescheid, und am Tag zuvor hatte auch schon der mächtige Präsident und FCA-Macher Klaus Hofmann seinen Rücktritt angekündigt.
Trainer-Wechsel haben nichts gebracht
Vor allem Manager Stefan Reuter soll für viele im Klub ein immer größeres Problem darstellen, seine Art der Führung sei „überhaupt nicht zeitgemäß“, Reuter berate sich, so wird erzählt, im Grunde vor allem mit sich selbst.
Auch Wolfsburg, Mönchengladbach, Schalke und Hertha tauschen jetzt im Sommer wieder den Cheftrainer. Vor einem Jahr waren es auch schon sieben Top-Klubs. Und gebracht hat‘s nichts. Wolfsburg und Mönchengladbach sind abgestürzt, Frankfurt rettet das Europa-League-Finale eine miese Bundesliga-Saison. Von Hertha müssen wir gar nicht reden.
Also, gut: Wenn du die besten Fußballlehrer schon nicht bekommen kannst, auch der hochgeschätzte Roger Schmidt hat sich gegen die Bundesliga (und für Benfica Lissabon) entschieden, dann setzt doch zumindest mal auf langfristige Entwicklung. Doch leider sind es oft genau die, die am lautesten rufen, nach stetem Fortschritt und Kontinuität, die es dann am wenigsten leben. Und immer wieder alles drehen.
„Austauschen, weil funktioniert nicht“ ist ein schlimmes Armutszeugnis. Und schwächt die Bundesliga in jedem einzelnen Fall.