Die Zeit von Anthony Modeste beim 1. FC Köln endet erneut.
Kultfigur auf Irrwegen
Der Stürmer verlässt den FC zum zweiten Mal und wechselt zu Borussia Dortmund.
Es ist das vorläufige Ende einer jahrelangen Saga, die von Höhen und Tiefen geprägt war. Die Fans in Köln liebten ihren „Tony“. Aber dieser sorgte in seinen insgesamt knapp fünf Jahren in Köln nicht immer nur für positive Schlagzeilen.
Die Zeit war auch von Wechsel-Theater, Formschwankungen und exzentrischen Aktionen auf und neben dem Platz geprägt. SPORT1 fasst die wilde Zeit von Anthony Modeste in Köln zusammen. (ÜBERSICHT: Die fixen Transfers aller Bundesliga-Klubs)
Modeste schießt Köln nach Europa und wird Kult
Im Sommer 2015 begann das erste Abenteuer von Modeste in Köln. Für knapp 4,5 Millionen Euro wechselte er aus Hoffenheim in die Domstadt. Ordentliche 15 Tore erzielte der Franzose in seiner Debüt-Saison und führte den FC auf einen passablen neunten Platz.
Die folgende Saison sollte dann zu jener werden, in der Modeste so richtig zündete. Er knipste, wie er wollte, traf in der Liga überragende 25-mal und führte den FC so zur ersten Europapokalteilnahme seit 24 Jahren. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)
Spätestens jetzt war der Franzose beim Kölner Publikum Kult. Partyhit-Produzent „Ikke Hüftgold“ widmete ihm sogar einen eigenen Song, der bis heute auf Mallorca und in Köln gegrölt wird.
China macht Modeste reich, aber nicht glücklich
Doch fortan bekam das Modeste-Denkmal erste Risse: Anstatt mit dem FC in Europa durchzustarten, entschied er sich ein finanziell attraktives, aber sportlich fragliches Angebot aus China.
Nach langem Wechsel-Theater, bei dem der FC Modeste sogar vom Trainingsbetrieb ausschloss und dieser dagegen vor Gericht ziehen wollte, wechselte er zur Saison 2017/18 zunächst auf Leihbasis für 5,7 Millionen, ein Jahr später schließlich für 29 Millionen fest zu TJ Quanjian nach China.
Modeste wurde dort nie glücklich. Knapp einen Monat nach seinem festen Wechsel nach China im Sommer 2018 löste der Franzose seinen Vertrag wieder auf, weil der Verein ihm sein Gehalt nicht mehr gezahlt hatte. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)
Rückkehr nach Köln zunächst unglücklich
Im Winter desselben Jahres kam es dann zur spektakulären Rückkehr von Modeste nach Köln.
Nach der Vertragsauflösung wollte er sich dem FC ablösefrei anschließen. Auch dieser Wechsel war wieder von großem Theater begleitet, weil die FIFA Modeste zunächst das Spielrecht verweigerte.
Als er endlich spielen durfte, fand er aber zunächst nicht mehr zu seiner starken Form zurück. In der Saison 2020/21 wurde er dann wegen Fitness-Problemen sogar aussortiert und für die Rückrunde nach Frankreich zu AS Saint-Étienne ausgeliehen. Auch dort enttäuschte der Franzose und galt so bei seiner Rückkehr nach Köln als Auslaufmodell.
Baumgart verhilft Modeste zurück zur Top-Form
Doch dann kam zur Saison 2021/22 Steffen Baumgart nach Köln. Der neue Trainer erkannte sofort, dass Modeste noch lange nicht ausgedient hatte und wollte wieder voll auf ihn bauen, wenn er denn fit sei. Deshalb kümmerte sich Baumgart zunächst um die Fitness des Torjägers, brachte ihn im Training wieder in Form und gab ihm auch auf dem Platz das nötige Vertrauen.
„Wenn man viel investiert, kriegt man viel zurück“, sagte Modeste zur Zusammenarbeit mit Baumgart vielsagend.
Modeste zahlte das Vertrauen komplett zurück. Er traf in 32 Spielen 20-mal und schoss den FC erneut ins internationale Geschäft. (DATEN: Die Tabelle der Bundesliga)
Exzentrische Torjubel sorgen für Aufregung
Neben seinen vielen Toren fiel der Franzose in der vergangenen Saison aber auch wieder mit exzentrischen Aktionen auf dem Platz auf.
Seinem Kultstatus bei den Fans gab er so immer wieder neuen Nährboden. Bei den Verantwortlichen kamen die Aktionen dagegen nicht immer nur gut an.
So feierte er seinen Ausgleichstreffer im Bundesliga-Spiel gegen Union Berlin überschwänglich, indem er seinem Trainer die Kappe vom Kopf zog, sich selbst aufsetzte und vor dem Coach tanzte. Dieser wirkte daraufhin so gar nicht begeistert, auch wenn er nach dem Spiel auch zurückruderte und erklärte, dass er nicht auf Modeste sauer gewesen sei.
Ganz anders verhielt es sich bei Modestes Kaffee-Jubel im Heimspiel gegen Arminia Bielefeld. Der Franzose hatte sich nach seinem Treffer zum 2:1 beim 3:1-Erfolg am 31. Spieltag hinter dem Tor eine Packung seiner eigenen Kaffee-Marke geholt und damit in die Kamera gejubelt.
Baumgart missfiel die Aktion: „Es ist immer dünnes Eis im Fußball. Du darfst nicht überdrehen. Sonst kriegst du meistens, so habe ich es kennengelernt, vor die Fresse.“
Damals wurde er vom Großteil der Fan für den PR-Gag trotzdem gefeiert. Zu groß war die Liebe zu ihrem Tony.
Baumgart von Wechsel enttäuscht
Diese Liebe könnte mit dem zweiten endgültigen Abgang nun auch bei den Fans verfliegen. Erneut verabschiedet sich der Franzose, bevor er mit dem FC auf eine Reise durch Europa geht.
Sein Förderer Baumgart wirkte vom Wechsel seines Schützlings auf jeden Fall sehr genervt, strich den Stürmer sogar aus dem Kader, obwohl dieser noch einmal spielen wollte. „Er hat das zu akzeptieren. Ich habe aber nicht mit ihm gesprochen, weil so gut war meine Laune nicht, dass ich mit ihm spreche“, erklärte Baumgart bei DAZN.
Für den FC ist es jetzt wichtig Modeste zu ersetzen. Bei seinem ersten Abgang kam es zum GAU. Nach Platz fünf mit Modeste stieg man in der folgenden Saison ohne ihn ab.
Womöglich hat sein Abgang diesmal sogar weitreichendere Folgen für den exzentrischen Angreifer. Denn Modeste könnte sogar seine Zukunft in Köln nach seiner aktiven Karriere verspielt haben.
Verspielt Modeste seine Köln-Zukunft?
Bisher hatten Medien immer unwidersprochen berichtet, Modeste besitze für die Zeit nach seinem eigentlichen Vertragsende 2023 einen fünf Jahre laufenden Anschlussvertrag als Jugendtrainer in Köln.
„Ich habe auch viel von dem Anschlussvertrag gehört“, sagte Christian Keller, seit April Geschäftsführer des FC. „Das sieht nachher ein bisschen anders aus, wenn man gelesen hat, was da drinsteht.“
Möglicherweise gilt die Anschlussvereinbarung nur bei einem durchgängigen Verbleib bis dahin. Grundsätzlich sei Modeste „eine Identitätsfigur für den 1. FC Köln, und wenn er irgendwann zum FC zurückkommen möchte, dann denken wir sicher darüber nach.“
Eine erneute Rückkehr nach Köln dürfte den Fans trotzdem schwierig zu vermitteln sein, schließlich lässt er den FC bereits zum zweiten Mal für ein besser dotiertes Angebot hängen.