Der VfB Stuttgart hat eigentlich echt eine ganze Menge. Mit Sven Mislintat einen Sportdirektor, der von vielen Experten nicht nur für seine Talente-Spürnase hochgeschätzt wird. Einen Vorstandsboss, Alexander Wehrle, der vorher schon den dauerkriselnden 1. FC Köln auf Hochglanz poliert hat.
VfB-Misere: Trainer war nicht schuld!
Und vor allem, im Grunde das wichtigste Gut, haben die Stuttgarter auch in diesem Jahr wieder einen Kader, der gespickt ist mit einigen spannenden und jungen Spielern, deren Marktwertentwicklung noch lange nicht abgeschlossen ist.
Aber entscheidend ist im Fußball dann eben doch eine andere Währung: Ergebnisse! Der VfB hat momentan acht Punkte aus elf Spielen. Ein ziemlich schockierendes Zwischenergebnis, das vielleicht zu Halloween passt - aber so gar nicht zu dem, was sie sich in Stuttgart vorgenommen hatten. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)
Erst ein Spiel, gegen den zu dem Zeitpunkt Letzten Bochum, haben die Schwaben in dieser Saison gewonnen. (VIDEO: Was macht der denn da? Riemanns Ausflug wird sofort bestraft)
Matarazzo traf keine Schuld an der Misere
Knapp drei Wochen, bevor die Bundesliga in ihre lange Winterpause geht, ist die Bilanz gruselig und eines Absteigers würdig. In der Formtabelle (letzte 5 Spiele) ist der VfB Vorletzter. Nur Schalke, komplett punktlos in dem Zeitraum, war noch schwächer. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)
Dass der beurlaubte Cheftrainer Pellegrino Matarazzo schuld ist an der Stuttgarter Misere, das sieht kaum einer so. Das sagt und fühlt auch beim VfB niemand. Aber sie mussten, oder besser wollten, etwas tun, etwas verändern.
Also hat es den Coach getroffen, wie meistens dann. Einen absoluten Sympathieträger, weit übers Ländle hinaus. „Kann gut, dass wir uns schneller nach dem Trainer zurücksehnen als uns recht ist“, glaubt ein Stuttgarter Spieler, der noch länger an Matarazzo festgehalten hätte, obwohl er gar nicht regelmäßig gespielt hat unter „Rino“, wie sie ihn in Stuttgart nannten. (DATEN: Die Tabelle der Bundesliga)
Mit der Suche nach dem Nachfolger lassen sie sich jetzt Zeit. Matarazzos ehemaliger Co-Trainer Michael Wimmer betreut die Mannschaft zumindest bis zur Winterpause. Der Wunschkandidat, so heißt es auf der Geschäftsstelle, sei nicht so einfach zu bekommen. Weil er noch woanders arbeitet? Das wird spekuliert.
Lahm und Khedira müssen sofort anpacken
Der VfB steckt nach einem Saisondrittel schon so tief im Sumpf der Saison, dass die bevorstehende Entscheidung jetzt sitzen muss. Die Besetzung des Cheftrainerpostens, der wohl wichtigsten Führungsposition im Verein, ist der drängendste Punkt auf der Agenda.
Zusätzliche Spannung erfährt der Prozess durch die zwei Weltmeister, die Vorstand Wehrle erst vor kurzem mit ins Stuttgarter Boot geholt hat.
Philipp Lahm, 2014 ja sogar Kapitän der WM-Helden von Brasilien, und Sami Khedira, sollen, so hieß es im September, die VfB-Entscheider in sportlichen Dingen wie der Kaderplanung direkt beraten, die strategische Ausrichtung des Vereins mitbestimmen und ihre jeweiligen Netzwerke aktivieren.
Damit sind sie natürlich nun direkt gefragt, ihre Ratschläge einzubringen und Empfehlungen auszusprechen, vielleicht auch Kontakte zu knüpfen - in der wichtigsten Stuttgarter Personalie seit langer Zeit. Lahm und Khedira müssen ziemlich schnell nach ihrem Job-Beginn zeigen, welche Ideen sie haben, welchen Weg sie sehen und vorschlagen.
Die Aufgabe scheint relativ klar: Statt Grüßonkel zum Beispiel für Sponsoren oder mögliche neue Partner zu spielen, muss direkt der Verein gerettet werden - vor dem Absturz in 2. Liga.
So schnell kann es gehen ...