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50+1-Kompromiss? Rettig poltert über neuen DFL-Vorschlag

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50+1-Kompromiss? Rettig poltert über neuen DFL-Vorschlag

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50+1-Kompromiss? Rettig poltert

Der Kompromissvorschlag steht! Nach monatelangen Beratungen hat die DFL dem Bundeskartellamt einen Vorschlag zur Umsetzung der 50+1-Regel unterbreitet – diesem steht Ex-DFL-Boss Andreas Rettig sehr kritisch gegenüber. Seine Ansicht: „Viel Rauch um wenig!“
Andreas Rettig poltert über den DFL-Vorschlag zur 50+1-Regel
Andreas Rettig poltert über den DFL-Vorschlag zur 50+1-Regel
© Imago
pberger
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von Patrick Berger

Es ist eines der heiß diskutiertesten Themen im deutschen Profifußball.

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Die 50+1-Regel! Das Bundeskartellamt hatte im Jahr 2021 die nur in Deutschland geltende Regelung, wonach ein Fußball-Verein in einer Aktien- oder Kapitalgesellschaft immer mindestens 50 Prozent und eine Stimme halten muss, als akzeptierbar eingestuft, aber die drei Ausnahmen für Hoffenheim mit dem damaligen Mäzen Dietmar Hopp sowie für die Werkklubs Leverkusen (Bayer) und Wolfsburg (VW) kritisiert.

Am Mittwoch hat die Deutsche Fußball-Liga (DFL) dem Kartellamt nun einen Vorschlag zur Anpassung der Regel vorgelegt.

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Dieser soll die Rechtssicherheit für das 50+1-Statut wahren. Weitere Förderausnahmen soll es über die drei bisherigen Vereine hinaus nicht geben, die „Förderklubs“ sollen zudem nur unter bestimmten Bedingungen ihre Lizenzen für die 1. und 2. Liga bekommen. (DATEN: Die Tabelle der Bundesliga)

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Auf den ersten Blick klingt das gut, auf den zweiten ist es aber eine Art Mogelpackung, findet Andreas Rettig. „Dieser Kompromissvorschlag ist kein großer Wurf“, sagte der 59-Jährige am Donnerstag im Gespräch mit SPORT1. „Er stört nämlich weiterhin die Integrität des Wettbewerbs.“ (DATEN: Spielplan der Bundesliga)

Rettig sieht Werksklubs im Vorteil

Seine Ansichten untermauert der frühere DFL-Chef (2013 bis 2015) mit vier konkreten Gründen. „Die Werksklubs haben über 20 Jahre hinweg einen eklatanten Wettbewerbsvorteil, dieser hat sie in die Lage versetzt, dass sie mehr Geld einsammeln konnten, um sportlichen Erfolg zu haben“, sagt Rettig und weist darauf hin, dass Leverkusen, Hoffenheim und Wolfsburg in ihrer Historie noch nie abgestiegen sind.

Im neuen DFL-Papier gebe es „keine Ansätze für die Wiedergutmachung der vergangenen Jahrzehnte“. Als zweiten Punkt führt Rettig die in seinen Augen weiterhin fehlende Mitbestimmung und Teilhabe der Mitglieder aus. Muttervereine sollen mit dem neuen Beschluss zwar feste Sitze in Entscheider-Gremien der Klubs bekommen, da es sich hierbei aber nur um „einen Vertreter“ handelt, spricht Retting von einem Minderheitenrecht. (DATEN: Spielplan der Bundesliga)

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„Der Förderclub wird gegenüber den Mitgliedern seines ehemaligen Muttervereins zu Partizipation und Transparenz verpflichtet“, heißt es im DFL-Papier. „Der konkrete Vorschlag dahingehend lautet, dass dem Mutterverein das Recht eingeräumt werden muss, mindestens eine/n Vertreter/in in das mit Kontroll- und Zustimmungsbefugnissen ausgestattete Aufsichtsgremium der Kapitalgesellschaft zu entsenden.“

Ein Dorn im Auge ist dem früheren Funktionär Rettig (zuletzt bis Mai 2022 Chef von Viktoria Köln) zudem der Fakt, dass RB Leipzig in dem jüngsten Kompromissvorschlag gar nicht aufgeführt wird. Die Rasenballsport GmbH gehört zwar zu 99 Prozent Red Bull, aber die Stimmmehrheit liegt beim Verein.

Rettig: „Das ist ein Unding“

Diesem gehören wiederum nur 21 stimmberechtigte Mitglieder an. Der Verein umgeht laut Rettig seit Bestehen „durch juristische Spitzfindigkeit“ die 50+1-Regel. Dass RB im neuen Papier nicht Erwähnung findet, ist für Rettig „ein Unding“ und wird den Wettbewerbsfrieden weiter stören.

Zuletzt kritisiert der gebürtige Leverkusener den Eckpunkt zur Zahlung eines Ausgleichbetrages. Hintergrund: Leverkusen und Wolfsburg dürfen Verluste bis zu einer Höhe von 7,5 Prozent der Gesamteinnahmen ausgleichen, bei Hoffenheim waren wegen anderer Strukturen sogar bis zu 12,5 Prozent möglich. Der Betrachtungszeitraum liegt bei drei Jahren, die übersteigende Summe würde mit dem Euribor-Zinssatz (aktuell 3,9 Prozent) beziffert werden.

„Die finanzstarken Vereine können diesen Strafzins locker verschmerzen“, bemängelt Rettig, den es zudem ärgert, dass mögliche nicht-marktgerechte Sponsoren-Zahlungen - wie zum Beispiel das Trikotsponsoring - nicht berücksichtigt wurden. Zum Vergleich: Volkswagen soll dem VfL Wolfsburg jährlich rund 70 Millionen Euro für das Brustsponsoring zahlen, Serienmeister FC Bayern bekommt von Telekom „nur“ rund 45 Millionen Euro. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)

Leverkusen-Chef Fernando Carro sprach am Mittwoch mit Blick auf den DFL-Beschluss von einem Kompromiss, „der für uns teilweise schmerzhaft ist“.

Rettig poltert über 50+1-Vorschlag

Rettig sieht das anders: „Dann ist Herr Carro aber sehr schmerzempfindlich. Die Vorteile bleiben für die Vereine ja weiterhin bestehen, wie beispielsweise die Verrechnungsmöglichkeit von Verlusten des Klubs mit Gewinnen des Konzerns. Sollten wirklich alle am Entscheidungsprozess beteiligten Vereinsvertreter alle Facetten betrachtet haben und dann zu diesem einstimmigen Beschluss gekommen sein, wäre das schon verwunderlich.“

Auch Rettigs Ex-Klub St. Pauli (2015 bis 2019), der den Fördervereinen eigentlich kritisch gegenübersteht, hat dem Beschluss zugestimmt. Das neue DFL-Papier steht, die abschließende Ansicht Rettigs: „Viel Rauch um wenig!“