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Schalke 04: Fährmann gibt zu: "Ich habe viele Fehler gemacht"

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Schalke 04: Fährmann gibt zu: "Ich habe viele Fehler gemacht"

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Fährmann: „Habe immer an mich geglaubt“

Ralf Fährmann lebt Schalke 04 durch und durch. Schwere Zeiten bei Königsblau haben ihn nicht zurückgeworfen. Bei SPORT1 spricht der Torhüter über den Abstiegskampf, den Willen, niemals aufzugeben und warum Humor seine Wunderwaffe gegen Kritik geworden ist.
Lange Zeit war Ralf Fährmann beim FC Schalke 04 auf dem Abstellgleis. Jetzt steht er wieder zwischen den Pfosten und ist wichtiger denn je.
Lukas Rott
Lukas Rott

Ralf Fährmann hat eine spezielle Beziehung zu Schalke 04.

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Der Torhüter hat alle Ebenen einer intensiven Beziehung mit den Königsblauen durchlebt. Vom gefeierten Helden zum aussortierten Buhmann ist für den Keeper alles dabei gewesen. Dennoch hat Fährmann seine Liebe zum Verein nie verloren und ist jetzt wieder eine ganz wichtige Säule der Mannschaft.

Im SPORT1-Interview spricht 34-Jährige über seine Achterbahn bei Schalke, den Abstiegskampf und den ominösen Kuchen-Zoff.

SPORT1: Herr Fährmann, wie fühlt sich die Länderspielpause an, nachdem Sie zuvor einen guten Lauf hatten?

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Fährmann: Die Pause tat sehr gut. Wir hatten tatsächlich einen sehr guten Lauf, aber es waren auch sehr intensive Spiele. Wenn man sich anschaut, wie wir die Spiele bestritten haben - das war pure Emotion, pure Leidenschaft, purer Wille. Das geht an keinem spurlos vorbei. So tat es einfach gut, mal die Seele baumeln zu lassen, den Kopf komplett freizubekommen, sich auch mal gegenseitig für zwei, drei Tage nicht zu sehen und sich nicht auf die Nerven zu gehen. (lacht)

SPORT1: Was macht so eine Serie mit dem Team? Nach dem schwierigen Herbst dürften Sie zuletzt wieder Selbstvertrauen getankt haben.

Fährmann: Definitiv. Es gab wenige, die zu Beginn der Rückrunde an uns geglaubt haben. Viele hätten es sofort unterschrieben, wenn ihnen gesagt worden wäre, dass wir uns jetzt in dieser Situation befinden, in der wir sind: Wir haben alles selbst in der Hand, wir sind nicht mehr Tabellenletzter. Wir haben es geschafft, wieder einen neuen Spirit auf den Platz zu bringen. Wir haben es geschafft, wieder eine geschlossene Einheit zu sein. Das gibt uns einen gewissen Rückenwind. Aber wir wissen auch, dass wir noch gar nichts erreicht haben. Es zählt, was am Ende von 34 Spieltagen an Punkten da ist und auf welchem Tabellenplatz wir uns da befinden.

Fährmann: „Das ist ein brutal wichtiger Faktor für uns“

SPORT1: Das Hinspiel gegen den kommenden Gegner Bayer Leverkusen lief nicht besonders gut (0:4). Wie wollen Sie das nun besser machen?

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Fährmann: Beide Mannschaften haben sich weiterentwickelt und eine gewisse Erfahrung in dieser Saison sammeln können. Deswegen kann man die Spiele nicht miteinander vergleichen. Wir wissen, was für eine Mannschaft auf uns zukommt: Eine extrem schnelle Mannschaft, eine sehr starke Mannschaft, sie spielen viele Doppelpässe, viele Eins-gegen-Eins-Situationen, haben eine sehr gute Kreativität im vorderen Drittel. Aber wir spielen zu Hause. Das tut uns sehr gut, vor den eigenen Fans zu spielen - und wir so diesen zwölften Mann mit auf den Platz nehmen.

SPORT1: Welche Rolle spielt der Faktor Fans im Hinblick auf Ihre starke Serie allgemein?

Fährmann: Es ist ein brutal wichtiger Faktor für uns. Man sieht es auch an der Art und Weise, wie wir Fußball spielen. Wir kommen über den Kampf, wir kommen über die Einstellung, wir kommen über die Leidenschaft. Und das vermitteln auch die Fans. Wenn wir eine spielstarke Mannschaft wären, die nur viel Ballbesitz hat und sich die Chancen locker flockig herauskreiert, würde der Funke auch nicht so überspringen. Die Fans merken, dass sie uns mit ihrer Euphorie und Emotionen beflügeln und somit auch einen Funken auf die Mannschaft übertragen können. Dadurch ist etwas zusammengewachsen, wovon beide Seiten profitieren. Das unterscheidet uns, glaube ich, von den anderen Mannschaften, die in derselben Situation sind.

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Warum Schalke „eigentlich nach ganz oben in Europa gehört“

SPORT1: Kommen wir zu Ihnen persönlich. Schauen Sie manchmal auf die Fährmann-Tabelle - also die Tabelle, seitdem Sie im Tor stehen?

Fährmann: Nein. Natürlich nehme ich jedes Kompliment gerne an! Das ist auch so ein bisschen der Lohn für die harte Arbeit und für das Durchhaltevermögen, das man an den Tag gelegt hat. Aber Fußball ist ein Tagesgeschäft und das kann in zwei Spieltagen schon wieder ganz anders sein. Ich nehme den Moment gerne mit, aber ich weiß, dass es überhaupt nicht wichtig ist. Es ist nicht wichtig, was über mich berichtet wird. Es ist nicht wichtig, wer über den grünen Klee gelobt wird, wer gepusht wird oder wer nicht. Wichtig ist einfach, dass dieser Verein in der Bundesliga bleibt. Und dieser Verein hat wirklich eine brutale Strahlkraft, eine brutale Power, die eigentlich nach ganz oben in Europa gehört.

SPORT1: Die Vergangenheit war auch für Sie sehr bewegend. Nummer zwei, Nummer eins, immer wieder dieser Wechsel. Haben Sie selbst geglaubt, noch einmal als Schalker Nummer eins in die Bundesliga zurückzukehren?

Fährmann: Ja, ich habe immer an mich geglaubt. Ich habe auch jeden Tag im Training alles gegeben und immer versucht, den Trainer davon zu überzeugen, dass ich der Bessere bin. Leider ist es im Fußball so, dass du als Torwart nicht entscheidest, wer spielt. Der Trainer des Vereins entscheidet. Aber du kannst für dich persönlich alles geben. Natürlich hätte ich mir gewünscht, mehr Spiele zu machen oder öfter die Chance zu bekommen - aber jeder Fußballer macht schwere Zeiten durch. Jeder weiß, dass Schalke ein brutal emotionaler Verein ist. Ich habe viele Fehler gemacht. Viele Trainer haben auch viele Fehler gemacht. Sonst wäre dieser Verein nicht da gelandet, wo er gelandet ist, in der 2. Liga. Dieser Verein gehört einfach nach oben.

SPORT1: War das rückblickend Ihre schwierigste Zeit?

Fährmann: Man macht natürlich persönlich sehr viel mit. Ich hatte schon viele Verletzungen. Es gab Entscheidungen, die gegen mich waren. Das Bitterste und Schwerste, was ich mit dem Verein erlebt habe, war aber der Abstieg in die 2. Liga. Das war nicht erwartet, weil es sich so ein bisschen wie ein Leberhaken beim Boxen angefühlt hat und aus dem Nichts kam. Hinzu kam noch die Situation mit Corona: Leere Stadien, alles war ein bisschen lieblos, alles war leer. Das war schon eine bittere Erfahrung, die ich mit dem Verein gemacht habe.

Das sagt Fährmann heute über den Kuchen-Zoff

SPORT1: Sowohl Ihnen persönlich als auch dem Team - was gibt Trainer Thomas Reis dem Verein?

Fährmann: Man merkt einfach, dass er ein Typ ist, der richtig gut ins Ruhrgebiet passt. Er ist ein sehr ehrlicher Typ, der seine Meinung und auch das, was er denkt, geradeaus formuliert. Jeder Spieler weiß genau, woran er ist. Jeder Spieler weiß aber auch, dass nichts in Stein gemeißelt ist. Es gibt keinen Spieler, der eine absolute Stammplatz-Garantie hat. Wenn man im Training Gas gibt und sich zeigt, bekommt man auch eine Chance. Seine ehrliche und direkte Ruhrgebiets-Art tut dem Verein und uns Spielern einfach gut.

SPORT1: Können Sie rückblickend über den Kuchen-Zoff lachen?

Fährmann: Es ist immer hilfreich, viele Sachen mit Humor zu nehmen. Ich habe schon sehr viel hier auf Schalke erlebt. Deswegen habe ich auch das mit Humor genommen. Es ist Vergangenheit. Es tun sich alle Seiten keinen Gefallen, wenn man das jetzt nochmal aufwärmt.

„Tedesco ist immer noch ein absoluter Fachmann“

SPORT1: Sie hatten in Ihrer Zeit auf Schalke viele Trainer. Pflegen Sie zu manchen noch Kontakt?

Fährmann: Keinen direkten Kontakt. Aber natürlich ist es im Fußball so: Wenn man sich dann wieder sieht, ist es so, als ob man sich letzte Woche das letzte Mal gesehen hätte. Das ist immer so, ob das jetzt Trainer sind oder Spieler. Viele kommen, viele gehen und man sieht sich irgendwann immer wieder. Domenico Tedesco war und ist immer noch ein absoluter Fachmann, taktisch und vom Fußballverstand war einer der besten, die ich jemals hatte. Vor seiner Karriere ziehe ich den Hut.

SPORT1: Träumen Sie von einem Karriereende in der Arena?

Fährmann: Ja - entweder da in der Arena oder in der Geschäftsstelle. Im Fußball kann alles passieren. Ich habe noch zwei Jahre Zeit, mir genügend Gedanken zu machen. Ich hoffe natürlich, dass ich noch weiterhin Fußball spiele, auch für diesen Verein. Aber alles zu seiner Zeit.