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DFL-Milliarden-Deal geplatzt! "Reden uns Sache schön"- SPORT1-Kolumne von Alex Steudel

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DFL-Milliarden-Deal geplatzt! "Reden uns Sache schön"- SPORT1-Kolumne von Alex Steudel

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Ich hielt sie für geldgieriger

Der geplatzte Einstieg eines Investors bei der Deutschen Fußball Liga beschäftigt auch Alex Steudel - und lässt den SPORT1-Kolumnisten mit dem Blick nach England nicht wirklich verbittert zurück.
Der Einstieg einer Investorengruppe in die DFL wurde per Abstimmung abgelehnt, weil eine Zweidrittelmehrheit verfehlt wurde. DFL-Boss Hans-Joachim Watzke zeigt sich wenig begeistert vom Ergebnis.
SPORT1
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von SPORT1

Das liebe Geld. Newcastle United, vor 15 Monaten noch verzweifelter Abstiegskandidat in England, hat sich diese Woche für die Champions League qualifiziert. Das ging schnell, und grenzt an kein Wunder: Es hat einfach nur mit Scheinen zu tun.

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Die Fans der Magpies sind rundum glücklich. Sie müssen halt damit leben, dass ihre neuen, steinreichen Besitzer Saudis sind und zwischendurch von sich reden machen, wenn sie bei Bedarf Köpfe rollen lassen. Und damit meine ich nicht Trainerentlassungen.

Was soll‘s, sagen sie, einen Haken gibt‘s immer. Manche kommen aus Dankbarkeit im langen weißen Gewand ins Stadion. Verrückt.

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In der Bundesliga gibt es keine Scheichs, nur Werksklubs und seit Jahren eine Leipzig-Diskussion, weil RB kein echter demokratischer Verein ist, sondern finanzielle Monarchie besser findet. Wer zahlt, bestimmt, das haben sie in Leipzig in der Marktwirtschaft gelernt.

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Ist die Bundesliga modern? Eher nicht. Sie ist klamm. Fußball 2023 besteht deshalb ganz unabhängig von Erdöl, Vereinsstruktur oder Limonade einfach nur aus Geldsuche. Bei der Versammlung der 36 Profiklubs in Frankfurt/Main haben wir es jetzt wieder mal gesehen: Kein Deal ist zu dubios. Das ist und bleibt so, auch wenn sich demnächst aus Protest die ersten Zuschauer auf den Rasen kleben sollten.

Auch HSV auf Milliardärsvorschüsse angewiesen

Sogar der FC St. Pauli braucht Geldgeber, und das kleine Arminia Bielefeld ist ebenso auf TV-Geld angewiesen wie der HSV auf Milliardärsvorschüsse.

Nach dem Motto: Der nächste Geldgeber ist immer der wichtigste. Der Schein ist nicht rund.

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Denn: Ohne Geld keine Spieler, ohne viel Geld keine sehr guten Spieler, ohne sehr gute Spieler keine gute Platzierung, ohne gute Platzierung kein noch viel mehr Geld. Und so beißt sich die Katze dauernd in den Schwanz.

Aki Watzke und seinen Mitstreitern gefiel das.

Trotzdem haben die 36 deutschen Erst- und Zweitligisten zwei Milliarden Euro abgelehnt.

Ich habe damit nicht gerechnet. Ich hielt sie für geldgieriger. Aber gut ist es so.

Den Haken an diesem Deal hätte nämlich selbst Dagobert Duck, der für zwei Milliarden seine Mutter in Zahlung geben würde, sofort entdeckt.

Es ist ein Unterschied, ob ich viel Geld bekomme und eine Gegenleistung erbringe, oder ob ich einfach zum Pfandhaus an der Ecke gehe und mir einen Haufen Scheinchen abhole. Denn ich muss dann etwas dort lassen. Im Fall der Deutschen Fußball Liga (DFL) wäre es ein Teil der eigenen Zukunft gewesen. Aki Watzke und seinen Mitstreitern gefiel das.

Die Fanvertreter der Bundesliga lehnen den Einstieg von Investoren in die DFL ab und diskutieren lebhaft mit den DFL-Bossen Axel Hellmann und Aki Watzke.
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DFL-Bosse Hellmann und Watzke diskutieren mit Fanvertretern über Investoren

Der Investorendeal, den die Klubs nun abgelehnt haben, sah genau das vor: Hier, nehmt die zwei Milliarden! Das sind 2000 Millionen! Also zehn Haalands inklusive Mehrwertsteuer! Oder 150 Götzes! Wir reden uns die Sache schön, indem wir uns fest vornehmen, mit der Kohle viele gute Dinge tun. Etwa die Digitalisierung vorantreiben. Und was Hübsches bauen.

Dass ich nicht lache. Wir wissen doch alle, wie sowas in der Regel ausgeht. Eher so herthamäßig.

Das Geld wäre irgendwann weggewesen und hätte trotzdem fies Zinsen gekostet. Wir kennen das hinreichend aus der Geschichte des deutschen Fußballs. Das Drama braucht keiner. Insofern: Gut entschieden, Liga!

Und jetzt: Weitersuchen! Immer weitersuchen!

Alex Steudel ist freier Journalist. Er war Bayern- und Nationalmannschaftsreporter sowie Chefredakteur von Sport Bild. In seiner Kolumne für SPORT1 widmet er sich auf nicht immer ganz ernstgemeinte Weise aktuellen Themen. Steudel-Kolumnen gibt es auch regelmäßig im kostenlosen Fußball-Newsletter Fever Pit‘ch von SPORT1-Chefredakteur Pit Gottschalk. Zur Anmeldung geht‘s hier: www.feverpitch.de