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FC Bayern: Torsten Frings nennt "den größten Fehler von Brazzo und Kahn"

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FC Bayern: Torsten Frings nennt "den größten Fehler von Brazzo und Kahn"

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„Größter Fehler von Brazzo und Kahn“

Torsten Frings blickt vor dem Duell seiner Ex-Klubs Werder Bremen und FC Bayern im SPORT1-Interview auf das Topspiel, die Krise beim Rekordmeister und Werders Wende.
Die Bayern sind wieder Tabellenführer! Trotzdem gab es beim 2:0 über die Hertha nicht nur Licht, sondern auch Schatten. Vor allem Sadio Mané konnte einmal mehr nicht überzeugen.
Reinhard Franke
Reinhard Franke

Wenn Werder Bremen am Samstagabend den FC Bayern empfängt (Samstag ab 18.30 Uhr im LIVETICKER), geht es für beide Klubs noch um viel.

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Die Grün-Weißen wollen die Klasse halten, die Münchner am Saisonende zumindest das Minimalziel, den Gewinn der Meisterschale, erreichen. Torsten Frings hat für beide Vereine gespielt, Mit Bremen (1997 bis 2002 und 2005 bis 2011) und Bayern (2004/05) gewann er den DFB-Pokal, in seiner einzigen Saison beim Rekordmeister sogar das Double.

Vor dem Duell seiner Ex-Klubs spricht der 46-Jährige, der als Trainer aktuell ohne Job ist, im SPORT1-Interview über die Krise der Bayern, die Wende bei den Grün-Weißen sowie seine wenig erfolgreiche Zeit in München.

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SPORT1: Herr Frings, die Bayern kommen ins Weserstadion. Was erwarten Sie für ein Spiel?

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Torsten Frings: Es ist für beide Klubs keine einfache Situation. Für Werder ist das ein dicker Brocken. Für den sicheren Klassenerhalt fehlen ihnen noch ein, zwei Pünktchen. Obwohl ich persönlich glaube, dass es auch so schon reichen wird. Für die Bayern steht viel auf dem Spiel. Da herrscht enormer Druck wie schon lange nicht mehr. Die Meisterschaft ist das Einzige, was noch möglich ist. Das haben sich die Münchner sicher auch anders vorgestellt. Vor allem nach dem Trainerwechsel. Die Bayern sind nicht gut drauf, nicht gut in Form. Das ist eine echte Chance für Werder. Aber sie müssen mutig sein. Dann ist auch etwas möglich, gerade in der Verfassung, in der die Bayern jetzt sind. Werder hat eigentlich nichts zu verlieren.

Frings: „Hatte keine große Freude daran“ bei Bayern zu spielen

SPORT1: Bei Bayern hatten Sie nicht die beste Zeit. Was war da los?

Frings: Ich hatte persönlich ein Problem mit Felix Magath (damals Bayern-Trainer, d. Red.), mit dem Verein überhaupt nicht. Ich hatte dort rein von den Erfolgen her ein super Jahr, wir holten schließlich das Double. Auch privat war es toll, ich wohnte wunderschön am Starnberger See. Das ist ein top Verein und für jeden Fußballer ist es das Größte dort zu spielen. Nur hatte ich keine große Freude daran.

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Torsten Frings (rechts) hatte in seiner Zeit bei Bayern Probleme mit Trainer Felix Magath
Torsten Frings (rechts) hatte in seiner Zeit bei Bayern Probleme mit Trainer Felix Magath

SPORT1: Von Bayern ging es für Sie wieder zurück zu Werder. Ihrem Herzensverein?

Frings: Ich war als Kind nicht Werder-Fan, sondern eher Gladbach-Fan. Auch, weil ich aus der Region komme. Aber Werder war mein erster Profiverein und der Klub, dem ich unheimlich viel zu verdanken habe. Das wird immer eine besondere Verbindung bleiben. Ich lebe auch in Bremen. Von daher kann man schon sagen, dass Werder mein Verein ist.

„Ole Werner hat vor allem Ruhe reingebracht“

SPORT1: Man hat das Gefühl, dass Ole Werner wieder eine Ära an der Weser prägen kann. Wie sehen Sie die Grün-Weißen aktuell?

Frings: Werner hat vor allem Ruhe reingebracht. Das war verdammt wichtig, nach den vergangenen Jahren. Und da meine ich nicht nur das Theater mit dem Impf-Skandal (um Ex-Trainer Markus Anfang, Anm. d. Red.). Nach dem Abstieg aus der Bundesliga gab es viel Unruhe, das kannte man so nicht von Werder. Die Fans glauben wieder an ihren Klub und man hat das Gefühl, dass man als Aufsteiger in jedem Spiel eine Chance hat. Das fühlt sich richtig gut an und zeigt, dass man mithalten kann. Werder spielt eine richtig gute Saison.

SPORT1: Wie hat Werder die Wende geschafft?

Frings: Der Verein hat sich wieder gefunden und es macht Freude, wieder ins Weserstadion zu gehen. Die letzten Monate vor dem Abstieg bis zu dem Tag, als Werner kam, herrschte viel Chaos. Er und Frank Baumann (Geschäftsführer Sport, Anm. d. Red.) haben es geschafft, wieder Ruhe reinzukriegen und eine starke Truppe aufzubauen. Jetzt ist der Glaube wieder da. Die Fans sind unfassbar, sie unterstützen den Klub, wo sie nur können. Wenn ich nur an den Support in Berlin (25.000 Fans waren im Olympiastadion, Anm. d. Red.) denke, das war unglaublich. Ich freue mich, dass wir wieder einen Verein haben, auf den wir stolz sein können.

Torsten Frings spielte von 1997 bis 2002 und noch einmal zwischen 2005 und 2011 bei Werder Bremen
Torsten Frings spielte von 1997 bis 2002 und noch einmal zwischen 2005 und 2011 bei Werder Bremen

Das sagt Frings über möglichen Füllkrug-Wechsel

SPORT1: Wie schlimm ist es, dass Niclas Füllkrug im Sommer wohl den Verein wohl verlassen wird?

Frings: Natürlich würde ein Verkauf weh tun, aber dass ein Spieler durch starke Leistungen auf sich aufmerksam macht und den Klub dann verlässt, ist normal. Das gab es bei Werder in der Vergangenheit schon oft. Auf der anderen Seite muss man auch die Situation des Vereins sehen. Werder ist finanziell nicht auf Rosen gebettet. Da gibt es schon noch Probleme. Wenn ein unmoralisches Angebot für Füllkrug kommt, bin ich mir sicher, dass Frank Baumann nicht Nein sagen wird.

SPORT1: Glauben Sie, dass Füllkrug über den Sommer bei Werder spielen wird?

Frings: Wenn die Ablöse stimmt, wird Werder ihn gehen lassen. Aber Fülle sollte sich das gut überlegen. Bei Werder ist er gesetzt und das Spiel ist auf ihn zugeschnitten. Wenn er zu einem absoluten Topverein wechselt, spielt er vielleicht nur die zweite Geige. Das muss er abwägen und ich hoffe, er trifft für die ihn richtige Entscheidung.

SPORT1: Baumann wurde oft kritisiert. Wie sehen Sie ihn?

Frings: Ich kenne „Baumi“ seit gut 20 Jahren. Er ist ein richtig guter Typ und ein Workaholic, der alles für den Verein gibt. Sicherlich hat er in der Abstiegssaison auch Fehler gemacht und wurde auch zu Recht kritisiert. Aber er hat weiter gekämpft und hat es geschafft, eine Mannschaft aufzubauen, die aufgestiegen ist und in der Bundesliga richtig gut unterwegs ist. Da hat Frank Baumann einen Riesen-Anteil.

„Vielleicht ist man bei Bayern auch satt“

SPORT1: Wo sehen Sie bei den Bayern das grundsätzliche Problem? Haben Hasan Salihamidzic und Oliver Kahn die Fehler gemacht?

Frings: Brazzo und Kahn sind nicht das Grundübel, die vergangenen Jahre waren doch sehr stark. Vielleicht ist ein schwächeres Jahr jetzt einfach mal normal und jeder Bayern-Fan muss das akzeptieren. Man sieht nun, wie wichtig Lewandowski war. Er hat Spiele, die eng waren, auch entschieden. Seine Extraklasse fehlt einfach. Für ihn wurde kein wirklicher Ersatz geholt. Das war der größte Fehler von Brazzo und Kahn. Die Spieler, die auf dem Platz stehen, kriegen es einfach nicht hin, so zu spielen, wie man es vom FC Bayern immer gewohnt war. Oder es gibt einen ganz simplen Grund…

SPORT1: Nämlich welchen?

Frings: Vielleicht ist man bei Bayern auch satt. Man war es ja immer gewohnt, mindestens Meister zu werden. Man musste nie um die Meisterschale kämpfen. Jetzt darf man sich keinen Fehler mehr erlauben. Trotzdem bin ich mir sicher, dass die Bayern Meister werden. Weil so viel auf dem Spiel steht, werden sie keinen Fehler mehr machen.

SPORT1: Der Trainerwechsel hat nicht die erhoffte Wirkung gezeigt, oder?

Frings: Man hat sich das bei Bayern ganz anders vorgestellt. Wir reden hier von zwei Extraklasse-Trainern. Trotzdem muss man eins festhalten: Es gab auch bei Julian Nagelsmann das eine oder andere Desaster-Spiel. Das war man nicht gewohnt. Die Bosse werden ihre Gründe für diesen spektakulären Trainerwechsel gehabt haben und dann haben sie knallhart entschieden. So ist leider das Business. Es ist hart, wenn man zwei Punkte hinter dem Tabellenführer ist und dann entlassen wird. Das ist für Nagelsmann sicher schwer gewesen.

Tuchel „war von Anfang an nicht zu beneiden“

SPORT1: Und wie ist Ihre Meinung zu Tuchel?

Frings: Tuchel ist auch ein toller Trainer, den man nicht so schnell einfach so verpflichtet. Er war von Anfang an nicht zu beneiden. Es wird sicher noch dauern, bis man den Tuchel-Fußball sieht. Ich bin gespannt, glaube aber an die Klasse der Spieler. Es ist kurz vor zwölf beim FC Bayern.

SPORT1: Sollte man Salihamidzic und Kahn nächste Saison noch einmal die Chance geben?

Frings: Ja. Das sind gute Jungs. Es ist noch gar nicht so lange her, da wurde Brazzo gefeiert, weil der FC Bayern die Champions League gewonnen hatte. Und jetzt ist alles schlecht. Wenn man aber Meister werden sollte, dann hat man zumindest den wichtigsten Titel gewonnen. In meinen Augen ist das der wichtigste Titel, weil die Meisterschaft über 34 Spieltage geht. Am Ende des Tages muss man die Bayern-Profis in die Pflicht nehmen. Sie haben in dieser Saison sicher nicht das abgerufen, was sie können.

SPORT1: Worauf müssen die Bremer am Samstagabend aufpassen?

Frings: Die Bayern sind immer in der Lage, sich in einen Rausch zu spielen. Gerade in einer Situation, in der sie sich jetzt befinden, wollen sie allen zeigen, was sie wirklich drauf haben. Für mich wird das ein offenes Spiel. Wenn Werder von Anfang an auch mutig ist und alles in die Waagschale wirft, um das Spiel zu gewinnen, dann sind die Bayern verwundbar.

SPORT1: Und wovor muss Bayern sich in Acht nehmen?

Frings: Dass Werder in der Lage ist, richtig guten Fußball zu spielen. Gerade auch im Weserstadion, wenn Werder aktiv nach vorne spielt. Bayern darf die Bremer nicht unterschätzen.

SPORT1: Wie sieht es mit Ihrer persönlichen Zukunft aus?

Frings: Ich bin offen für etwas Neues, warte auf eine Chance und freue mich, wenn ich irgendwann wieder an der Linie stehen darf. Es ist nicht die Frage, ob man etwas findet, sondern, ob man das machen möchte, was man findet. Wichtig ist, ob die Aufgabe spannend ist.

SPORT1: Was tippen Sie für Samstag?

Frings: Ich werde im Stadion sein und tippe auf ein 2:2.