Bayer Leverkusen hat sich im DFB-Pokal blamiert. Der Bundesligist zog in der 2. Runde gegen Zweitligist Karlsruher SC mit 1:2 (0:1) den Kürzeren.
Bayer-Blamage: Fan-Wut gegen Hradecky
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Zur tragischen Figur wurde dabei Torhüter Lukas Hradecky. Der Finne legte Siegtorschütze Kyoung-Rok Choi den Ball aus kurzer Distanz vor, als er per Pass einen Mitspieler erreichen wollte (63.). Der KSC-Offensivmann schob unbedrängt ein. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan des DFB-Pokals)
Als der 31-Jährige nach Abpfiff vor die Leverkusener Fans trat und entschuldigend die Arme hob, flogen vereinzelt Bierbecher in seine Richtung. Aber es gab neben Pfiffen auch aufmunternden Applaus.
„Die Enttäuschung ist natürlich sehr groß. Das ist schwierig zu verarbeiten“, sagte Bayer-Verteidiger Jonathan Tah: „Wir waren nicht effizient genug vorne.“
Tah verteidigt Hradecky
Hradecky wollte Tah ausdrücklich keine Vorwürfe machen: „Er hat in genug Spielen gezeigt, dass er ein enorm wichtiger Spieler für uns ist. Fehler darf jeder machen.“
Auch Bayer-Trainer Gerardo Seoane nahm den Keeper in Schutz. „Lukas weiß, dass er die Situation falsch eingeschätzt hat. Er fühlt sich verantwortlich. Er hat uns schon viele Punkte gerettet, aber bei Torhütern werden Fehler leider meist bestraft. Trotzdem gewinnen wir zusammen und verlieren auch zusammen“, sagte er auf der Pressekonferenz.
Lucas Cueto hatte die Gäste bereits in der 5. Minute in Führung gebracht. Der Ausgleich von Jeremie Frimpong war am Ende wertlos (54.).
Die Werkself hatte in der Schlussphase einige hochkarätige Torgelegenheiten, vergab diese jedoch allesamt. Die größte setzte der 16 Jahre alte Debütant Iker Bravo über das Tor.
Alario, Schick und Bellarabi fehlen
Seoane rotierte gleich auf sechs Positionen, vor allem in der Offensive unfreiwillig. Die Stürmer Lucas Alario (muskuläre Probleme) und Patrik Schick (Bänderriss im Sprunggelenk) sowie Mittelfeldspieler Karim Bellarabi (Muskelfaserriss im Oberschenkel) fehlten verletzt nach dem 2:2 am Sonntag im Derby in Köln. Aufgrund der personellen Engpässe stand erstmals auch Bravo im Kader der Werkself. (NEWS: Alle aktuellen Infos zum DFB-Pokal)
Der unerklärlich schwachen zweiten Halbzeit in Köln, in der Leverkusen eine 2:0-Führung leichtfertig verspielt hatte, folgte prompt der nächste Nackenschlag für die Rheinländer. Hradecky ließ einen abgefälschten Kopfball von Philipp Hofmann nach vorne abprallen, Cueto netzte ein.
Leverkusen zeigte eine Reaktion und hatte den Ausgleich zweimal auf dem Fuß. Moussa Diaby (10.) und Amine Adli (12.) verzogen hauchzart völlig freistehend. Bayer drückte weiter gegen einen sehr tief gestaffelten KSC. Auch Nadiem Amiri legte eine Direktabnahme neben das Tor (19.).
Hradecky patzt bei Choi-Tor für KSC
Karlsruhe lauerte auf Konter, die sie immer wieder bekamen. Zur Beunruhigung der Bayer-Fans, die ihre Werkself in ideenlosen Momenten im Spielaufbau früh mit Pfiffen bedachten. Diese wären noch lauter geworden, wenn Hofmanns artistischer Seitfallzieher nicht von Edmond Tapsoba abgefälscht worden wäre (29.).
Nach der Pause verhinderte Hradecky mit seiner Parade gegen einen scharf getretenen Freistoß von Marvin Wanitzek das 0:2 (47.). Augenblicke später nahm Diaby den in der Halbzeit in der BayArena gespielten Song „Probier‘s mal mit Gemütlichkeit“ zu wörtlich und ließ sich im Konter von KSC-Kapitän Jerome Gondorf völlig unnötig ablaufen.
Frimpong machte es nach schöner Rücklage des auffälligen Adli deutlich besser. Dann patzte Hradecky aber erneut und spielte Choi bei einem missglückten Aufbaupass den Ball fahrlässig in die Füße. Leverkusen wollte in der Folge unbedingt die Verlängerung erzwingen, die größte Chance zum Ausgleich vergab Bravo (78.) eine Minute nach seiner Einwechslung.
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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)