Der brisante Anruf von Uli Hoeneß im STAHLWERK Doppelpass live auf SPORT1 ist auch Tage danach noch ein viel diskutiertes Thema.
Katar? Zuspruch für Hoeneß
Der Ehrenpräsident vom FC Bayern verteidigte WM-Gastgeber Katar und verwies auf die positiven Effekte. „Eines ist sicher: Die WM, das Engagement des FC Bayern und andere Sportaktivitäten in der Golf-Region werden dazu führen, dass die Arbeitsbedingungen für die Menschen dort besser werden. Ich habe noch nie etwas über Dubai, Kuwait etc. gehört“, erklärte er. (NEWS: Alles Wichtige zur WM)
Dafür hagelte es massive Kritik - nicht zuletzt durch Andreas Rettig, der auf die Verbindung von Hoeneß mit Katar hinwies. Nun aber springt ein langjähriger Weggefährte von Hoeneß ihm zur Seite. (NEWS: Reaktionen zum Hoeneß-Anruf)
„Er hat in vielen Punkten recht. Durch die WM öffnet sich Katar für die Welt. Es hat schon positive Veränderungen in der Gesellschaft gegeben und es wird weitere geben“, sagt Willi Lemke in der Sport Bild.
Lemke bezweifelt Todeszahlen bei WM-Baustellen
Der langjährige Manager und Aufsichtsratschef von Werder Bremen gesteht zwar, dass die Migranten „für relativ wenig Geld sehr hart arbeiten“ und die Zustände in den Unterkünften von „sehr vernünftig“ bis „sehr unzumutbar“ reichen, meint aber auch: „Wir dürfen unsere Standards nicht auf die ganze Welt übertragen.“
Lemke, der für die Vereinten Nationen als Sport-Sonderbotschaft sehr häufig in der Golfregion war, vergleicht die Zustände mit denen der Saisonarbeiter in Deutschland, „die in den Schlachthöfen von Subunternehmen ausgebeutet werden und im Sommer zum Teil in den angrenzenden Wäldern übernachtet haben, um mehr Geld für die Familien zu Hause überweisen zu können.“
Zudem bezweifelte er auch die hohe Todeszahl bei den Bauarbeiten zur WM. „Die angeblichen 15.000 Toten auf den WM-Baustellen, die weltweit kolportiert werden, sind eine nicht belegte Zahl - auch wenn es natürlich zu viele Todesfälle gab“, schildert er. (DATEN: Spielplan und Ergebnisse der WM)
Für den 76-Jährigen überwiegt jedoch der positive Aspekt. „Ich habe mit einer Familie aus Nepal gesprochen, der Vater arbeitet auf den WM-Baustellen. Ich habe die Ehefrau gefragt, ob ihr Mann ausgebeutet werde. Sie hat geantwortet: Er verdient in den fünf Jahren harte Devisen, davon baut die Familie in Nepal eine Pension für Touristen. In Katar gebe ihr Mann kein Geld aus, weil Unterkunft und Verpflegung von den Katarern übernommen werden. In Nepal habe ihr Mann keinerlei Chance, einen so gut bezahlten Job zu finden. Deshalb stehen die Migranten Schlange, um einen Job in Katar zu bekommen“, berichtet er.