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WM 2022: Bastian Schweinsteiger im Interview - "Man muss Katar eine Chance geben"

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WM 2022: Bastian Schweinsteiger im Interview - "Man muss Katar eine Chance geben"

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Hoeneß-Anruf: Schweinsteiger reagiert

Bastian Schweinsteiger weiß, wie man Weltmeister wird - und ist beim deutschen Team aktuell noch skeptisch. Um den FC Bayern macht er sich dagegen keine Sorgen.
Ex-Weltmeister Bastian Schweinsteiger gibt seine Prognose für das DFB-Team bei der WM in Katar ab.
Marie Backhaus
Marie Backhaus
von Marie Backhaus

Bastian Schweinsteiger steht sinnbildlich für den deutschen WM-Triumph 2014. Im Finale gegen Argentinien lieferte er trotz einer blutenden Wunde unter dem Auge das Spiel seines Lebens ab.

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Es war der letzte große Titel einer deutschen Nationalmannschaft. Nun gibt es im November die nächste große Chance. Das Team von Bundestrainer Hansi Flick kämpft zu ungewohnter Jahreszeit in Katar um die Trophäe. (NEWS: Alles Wichtige zur WM)

SPORT1 traf Bastian Schweinsteiger vorab zum Interview.

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SPORT1: Herr Schweinsteiger, die Winter-WM in Katar rückt näher und wird kontrovers diskutiert. Wie sehen Sie die Vergabe?

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Bastian Schweinsteiger: Für eine finale Aussage ist es jetzt noch zu früh. So eine WM gab es noch nie, darum können wir uns ein Urteil erst nach dem Turnier erlauben. Für uns findet die WM zum ersten Mal in den kälteren Monaten statt, ich glaube aber trotzdem, dass ganz viele Menschen die WM schauen werden. Für die Argentinier zum Beispiel ist es zum ersten Mal eine WM im Sommer, dort wird es etwas ganz Neues sein. (DATEN: Gruppen und Tabellen der WM)

SPORT1: Zuletzt hat bei SPORT1 Uli Hoeneß im Doppelpass angerufen…

Schweinsteiger: Schon wieder? (WM 2022 in Katar: Bayerns Ehrenpräsident Uli Hoeneß lässt Dampf ab - Andreas Rettig kontert)

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SPORT1: Ja, schon wieder. Er hat sich für den Gastgeber starkgemacht und gesagt, dass die WM die Bedingung für die Menschen vor Ort verbessern kann. Wie ist Ihr Standpunkt dazu?

Schweinsteiger: Bei der Vergabe hätte man eventuell noch darüber sprechen können, ob man es gut findet oder nicht. Aber jetzt ist es zu spät und die WM wird in Katar ausgetragen. Ich bin kein Freund davon, zu sagen, dass alles schlecht ist. Man muss Katar auch mal eine Chance geben. Der Sportler und die Medien können auf Dinge aufmerksam machen, aber der Sportler konzentriert sich auf den Sport. Wenn ich Bundeskanzler Olaf Scholz gehört habe, dass sich die Bedingungen in Katar verbessert haben, dann vertraue ich auf seine Worte. Natürlich muss man aber Dinge, die nicht gut sind, auch scharf kritisieren. Das ist ganz wichtig. Ich persönlich freue mich auf die WM, auf ein Fußballfest mit einer sehr guten Nationalmannschaft. (Katar-WM: Dänemark setzt Zeichen mit schwarzen Trikots).

„Musiala gehört in die erste Elf“

SPORT1: Wie stark sehen Sie den deutschen Kader im internationalen Vergleich?

Schweinsteiger: Ich sehe da ein Fragezeichen. Wir haben eine gute Mannschaft mit extrem interessanten Spielern wie Jamal Musiala. Wir haben einen Weltklasse-Torhüter. Wir wissen aber noch nicht ganz genau, wo wir stehen. Ich habe das Spiel in Amsterdam gegen die Niederlande live im Stadion gesehen, als wir 60 Minuten hervorragend gespielt haben und dann durch Einwechslungen etwas den Rhythmus verloren haben. Aber die 60 Minuten machen mir Hoffnung, dass wir gegen alle Nationen bei der Weltmeisterschaft bestehen können.

SPORT1: Muss Musiala einen Stammplatz bekommen?

Schweinsteiger: Für mich gehört er ganz klar immer in die erste Elf, weil er Fähigkeiten mitbringt, die wir so nicht haben in der Nationalmannschaft. Mich beeindruckt sehr, wie stark er auch gegen den Ball ist. Er gewinnt die Bälle in der Defensive und dribbelt dann nach vorne. Er kann drei, vier Spieler ausspielen mit einer Aktion, etwas Besonderes machen, Tore schießen und vorbereiten.

SPORT1: Es gibt einige offene Personalfragen. Sollte Hansi Flick Mats Hummels in der aktuellen Form mitnehmen?

Schweinsteiger: Das liegt auch an Mats selbst, wie er in den nächsten Wochen spielt. Er hat eine unglaubliche Erfahrung und eine sehr gute Spieleröffnung. Mittlerweile gibt es aber auch Innenverteidiger wie Schlotterbeck und Rüdiger, die unglaublich viel mitbringen. Das sind meine zwei Favoriten für die Innenverteidigung.

Schlotterbeck und Rüdiger als DFB-Duo in der Verteidigung?
Schlotterbeck und Rüdiger als DFB-Duo in der Verteidigung?

SPORT1: Als Sturm-Alternative schießt sich Werders Niclas Füllkrug sich immer mehr in den Fokus. Wie sehen Sie ihn?

Schweinsteiger: Er ist ein sehr, sehr interessanter Spieler. Die Art und Weise, wie er spielt, gefällt mir sehr gut, sehr frech. Er spielt sehr erfahren, weiß genau, was zu tun ist, schießt Tore und bereitet vor, ist schnell und hat einen athletischen Körper. Und er scheißt sich auch nicht ganz so viel. (lacht) Gerade bei so einem Turnier brauchst du eine Abgezocktheit, eine Unbekümmertheit. Es würde der Nationalmannschaft helfen, einen solchen Spieler im Kader zu haben. (Nationalmannschaft: Niclas Füllkrug muss mit zur WM! SPORT1-Kolumne von Tobias Holtkamp).

Schweinsteiger spricht sich für Füllkrug aus

SPORT1: Eine echte Neun wird zurzeit ja etwas vermisst. Kommt Hansi Flick überhaupt noch um ihn herum?

Schweinsteiger: Einen wie Füllkrug als Überraschung mit zur WM zu nehmen, wäre ganz gut, weil du dann einen Spieler in den Reihen hast, der von der Bank kommt und ein anderes Element in die Mannschaft reinbringt. Ich sehe aktuell auch keinen anderen Spieler in der Bundesliga, der jetzt auf der Neun perfekt ist.

Trifft Niclas Füllkrug bald auch im DFB-Dress?
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SPORT1: Auch über Mario Götze wird viel diskutiert. Sollte er Ihrer Meinung nach in die Nationalmannschaft zurückkehren? Hat er sich wieder empfohlen?

Schweinsteiger: Er hat mit Sicherheit jetzt wieder gute Spiele bei Frankfurt gemacht. Aber ob er jetzt schon so weit ist, wieder in die Nationalmannschaft berufen zu werden? Ich persönlich glaube nicht, dass Hansi ihn nominieren wird.

SPORT1: Wie schätzen Sie die deutschen Gruppengegner und die Chancen aufs Weiterkommen ein?

Schweinsteiger: Spanien ist zu allem fähig. Wenn du da ein paar Minuten nicht aufpasst, kannst du das ganze Spiel verlieren. Japan ist eine unangenehme Mannschaft mit Spielern wie Frankfurts Kamada, der extrem gut gespielt hat in den letzten Wochen. Man darf sie nicht unterschätzen, muss von der ersten bis zur letzten Minute höchst konzentriert sein. Und genau da mache ich mir noch etwas Sorgen: Ist die Mannschaft fähig, 90 Minuten auf einem sehr hohen Niveau zu spielen? Wir haben zuletzt Spiele leichtfertig hergegeben, den Gegner ins Spiel kommen lassen. Dann verliert man auch mal gegen Ungarn. (DATEN: Spielplan und Ergebnisse der WM)

„Guter Bayern-Block ganz wichtig“

SPORT1: Wie weit kommt Deutschland bei der WM?

Schweinsteiger: Ich glaube nicht, dass wir Titelfavorit sind. Dafür haben anderen Mannschaften besseren Fußball gespielt. Aber wir sind eine Mannschaft, die jeden schlagen kann. Davon bin ich überzeugt. Da hat mich der Auftritt in den Niederlanden überzeugt. Ich hoffe, dass wir das Halbfinale erreichen.

Bei der Weltmeisterschaft in Katar wird Bastian Schweinsteiger zusammen mit Esther Sedlaczek vor der Kamera stehen. Jessy Wellmer erhält eine neue Rolle.
00:36
Fußball WM: Bastian Schweinsteiger moderiert in Katar mit Esther Sedlaczek

SPORT1: Wie besorgt sind Sie nach den Auftritten in der Nations League (0:1 gegen Ungarn, 3:3 gegen England)?

Schweinsteiger: Gewisse Probleme der Nationalmannschaft kannte man schon vorher. Aber ich dachte, dass die Mannschaft schon einen Schritt weiter wäre. Mit Manuel Neuer und Leon Goretzka haben aber auch zwei wichtige Spieler gefehlt. Wenn die Mannschaft komplett ist, an ihren Abläufen arbeitet und wach ist, können wir viel erreichen. Aber wir müssen es auch tun, das ist entscheidend. Die Konkurrenz schläft nie. Spiele wie gegen Japan werden kein Selbstläufer.

SPORT1: Der Bayern-Block schwächelte zuletzt auch im Nationalteam. Haben die Spieler ihre Liga-Probleme mit in die Nationalmannschaft getragen?

Schweinsteiger: Natürlich ist das so, wenn es im Verein nicht gut läuft, dass es sich dann auf die Nationalmannschaft überträgt. Gerade wenn das Selbstvertrauen nicht das allergrößte ist, kann das durchaus vorkommen. Ein guter Bayern-Block wäre ganz wichtig für die Nationalmannschaft, um in Katar Erfolg zu haben.

„Weiß nicht, wie viele Abseits-Tore Mané schon gemacht hat“

SPORT1: Wie lässt sich die Krise bei den Bayern, die bis zum Leverkusen-Spiel herrschte, erklären?

Schweinsteiger: Es wurden einfach in der Offensive viele Chancen vergeben. Oft hatte der gegnerische Torwart einen super Tag, aber die Bayern haben eben auch gegen den Ball in vielen Situationen nicht gut gestanden. Gegen Leverkusen war das schon viel, viel besser. Ich mache mir keine Sorgen, Bayern München hat eine unfassbare Qualität. Wenn sie die abrufen, sind sie der ganz klare Favorit auf die Meisterschaft. (Musiala on fire! FC Bayern beendet Krise mit Sieg über Leverkusen)

SPORT1: Viele haben sich von Sadio Mané mehr erhofft. Ist er schon voll in die Mannschaft integriert?

Schweinsteiger: Ja, ich glaube schon. Ich weiß nicht, wie viele Abseits-Tore er schon gemacht hat, aber Sadio Mané ist ein Spieler, der den Unterschied ausmachen kann. Man darf jetzt auch nicht schon nach ein paar Spielen ein Urteil über ihn fällen, manchmal braucht man auch ein bisschen Eingewöhnungszeit. Er hat die Qualität und ich bin sicher, dass er viele Tore und Assists für Bayern München machen wird.

Bei der Pressekonferenz vor dem Bundesligaspiel gegen Bayer Leverkusen spricht Julian Nagelsmann über die Verantwortung des Trainerteams und was die Aufgabe von Sadio Mané ist.
00:32
FC Bayern München: Das verlangt Julian Nagelsmann von Sadio Mané

SPORT1: Wie sehr hat der Stuhl von Julian Nagelsmann bereits gewackelt? Wie wichtig war der Sieg gegen Leverkusen für ihn?

Schweinsteiger: Es gibt solche Phasen und Julian Nagelsmann lernt auch dazu, mit solchen Situationen umzugehen. Ich bin von seiner Qualität als Trainer überzeugt und ich glaube, die Mannschaft ist auch überzeugt von ihm. Sein Stuhl hat nicht gewackelt.

SPORT1: Abschließende Frage: Rufen Sie auch mal beim Doppelpass an?

Schweinsteiger: (lacht) Nein, das hatte ich, um ehrlich zu sein, bislang noch nicht vor.

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