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WM 2022: Thorsten Fink warnt vor Japan - und stellt Hansi Flick ein Denkmal in Aussicht

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WM 2022: Thorsten Fink warnt vor Japan - und stellt Hansi Flick ein Denkmal in Aussicht

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“Musiala ist das größte Talent der Welt“

Für die deutsche Nationalmannschaft startet das Turnier am Mittwoch gegen Japan. Thorsten Fink hat im Land des Lächelns gearbeitet und weiß, was das DFB-Team und Trainer Hansi Flick erwartet.
Mit dem verletzungsbedingten Ausfall von Leroy Sané könnte Thomas Müller ein Kandidat für die Offensive werden. Auch dieser war zuletzt angeschlagen.
Reinhard Franke
Reinhard Franke

Thorsten Fink wird am Mittwoch genau hinschauen, wenn die deutsche Nationalmannschaft ihr erstes WM-Spiel gegen Japan bestreitet (ab 14 Uhr im SPORT1-LIVETICKER).

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Der 55 Jahre alte Trainer hatte zwischen Juni 2019 und September 2020 eine erfolgreiche Zeit beim japanischen Klub Vissel Kobe, gewann mit dem Kaisercup den ersten Titel in der Vereinsgeschichte. Dort trainierte er unter anderem Lukas Podolski und Andres Iniesta.

Vor der Auftakt-Partie des DFB-Teams spricht Fink im SPORT1-Interview über die Japaner, die deutsche Elf und das Reizthema Katar.

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SPORT1: Herr Fink, Sie leben nach Ihrem Aus in Dubai immer noch dort. Wie geht‘s Ihnen?

Thorsten Fink: Mir geht‘s auf jeden Fall gut. Ich nehme mir nach der Trennung von Al Nasr meine Zeit und freue mich, die Weltmeisterschaft am Fernsehen zu verfolgen. Es gibt immer neue Trends und andere spannende Dinge bei solch einem Turnier.

SPORT1: Lassen Sie uns über diese sehr umstrittene Winter-WM sprechen.

Fink: Ich will mich auf das Sportliche konzentrieren und da bin ich auf die Spiele gespannt. Ich bin Trainer und interessiere mich für die Spiele mit vielen tollen Nationen. Ich entscheide keine Dinge. Bei mir wird trotz Katar ein WM-Feuer entfacht. Natürlich entsteht nicht so eine Euphorie wie bei der WM 2006, aber ich schaue mir das Turnier dennoch gerne an. Ich will einfach gute Spieler entdecken und Nationen sehen, die eventuell überraschen. Ich kann mir in der Zukunft auch vorstellen, mal eine Nationalmannschaft zu trainieren, von daher schaue ich gerne hin. (DATEN: WM-Spielplan 2022)

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Die WM in Katar wurde mit dem Spiel Katar gegen Ecuador offiziell eröffnet. Auffällig waren jedoch die zahlreichen Fans, die das Stadion bereits weit vor Abpfiff fluchtartig verlassen hatten.
00:50
Fan-Flucht bei Eröffnungsspiel: Katar verliert gegen Ecuador bei WM-Auftrakt

WM-Titel? „Dann hätte Flick ein Denkmal verdient“

SPORT1: Wie stark schätzen Sie das deutsche Team ein?

Fink: Es war sicher nur eine kurze Vorbereitung auf die WM. Natürlich ist es ungewohnt im Dezember zu spielen. Da werden die Spielpläne durcheinander gewirbelt. Darüber kann man diskutieren. Die Spieler brauchen ja auch Pausen. Im Moment traue ich dem deutschen Team noch nicht so viel zu. Wenn ich nur an das Oman-Spiel denke. Aber letztendlich waren wir immer eine Turnier-Mannschaft und haben uns im Laufe eines Turniers gesteigert. Ich lasse mich gerne überraschen. Natürlich freue ich mich, wenn wir ziemlich weit kommen oder sogar Weltmeister werden, das würde mich total überraschen. Dann hätte Flick ein Denkmal verdient.

Knapp eine Woche vor dem ersten WM-Spiel hat die deutsche Nationalmannschaft das Quartier für die nächsten Wochen bezogen. Im Norden von Katar verweilt die DFB-Auswahl abgeschirmt vom WM-Rummel im Zentrum von Doha. Der Empfang war herzlich.
01:23
DFB-Team: Nationalmannschaft im Luxus-Hotel in Al Ruwais empfangen

SPORT1: Welche Probleme sehen Sie im DFB-Team?

Fink: Wer ist unsere Nummer 9? Dieses Problem hatten wir in der Vergangenheit nicht. Da stand vorne Miro Klose oder ein anderer kopfballstarker Stürmer und fertig. (NEWS: WM-Aus! Werner meldet sich zu Wort)

SPORT1: Wie stark schätzen Sie Japan ein?

Fink: Japan ist ein tolles Fußball-Land mit guten und schnellen Spielern. Sie sind technisch hervorragend ausgebildet. Die Deutschen müssen vorsichtig sein, einen schlechten Tag sollte man sich nicht erlauben. Man muss voll konzentriert sein und die Japaner viel beschäftigen. Nur dann werden wir das Auftaktspiel gewinnen. Am Ende spielen auch die Nerven eine Rolle. (NEWS: Alles Wichtige zur WM)

SPORT1: Wovor müssen die Deutschen genau aufpassen?

Fink: Das japanische Team ist sehr ausgeglichen, auch auf der Bank sitzen noch richtig gute Spieler. Egal, ob Asano oder Minamino spielen, da ist richtig Qualität vorhanden. Mit Kamada ist auch ein Spieler von Eintracht Frankfurt dabei, der Champions League spielt. Das ist wirklich eine taktisch und technisch gut ausgebildete Mannschaft. Man muss die Japaner beschäftigen und darf ihnen nicht viel Spielraum lassen, weil sie sehr flink sind. Süle könnte da an seine Grenzen kommen. Bei Standardsituationen sind sie uns körperlich etwas unterlegen. Wir sollten konsequent Pressing spielen. Dann haben wir große Chancen, das Spiel zu gewinnen. (NEWS: WM-Aus: Jetzt reagiert Hummels!)

Zeit in Japan macht Fink stolz

SPORT1: Wie blicken Sie zurück auf Ihre Zeit in Japan?

Fink: Ich habe den Kaisercup gewonnen, das schaffen nicht so viele deutsche Trainer. Japan war für mich eine super Erfahrung. Dieser Pokal war der einzige Titel, den der Verein je gewonnen hat. Das macht mich sehr stolz. Es ist nicht so einfach, in Japan erfolgreich zu sein. Aber anscheinend liegen den Japanern deutsche Trainer. Auch Michael Skibbe hat jetzt mit Sanfrecce Hiroshima Erfolg. Der japanische Markt ist mittlerweile sehr wichtig und interessant geworden. Ich bin in einem guten Alter als Trainer und gerade aus Japan konnte ich extrem viel mitnehmen. Es war eine wunderbare Zeit.

SPORT1: Wieviel Japanisch können Sie noch?

Fink: Wir hatten damals sechs, sieben Dolmetscher auf dem Platz, selbst für den Torwarttrainer hatten wir einen. Die Ausländer, die kommen, können kein Japanisch lernen, das ist einfach zu schwierig. Ich habe einige Wörter gelernt, weil ich mich schon mit der Kultur in Japan identifizieren wollte. Ich freue mich heute noch, wenn ich mich mit einem Japaner einigermaßen unterhalten kann. Japaner sind sehr zuvorkommend, es geht viel um Respekt, Ansehen und eine Hierarchie. Wenn das Wasser auf dem Tisch steht, dann muss der Co-Trainer dem Cheftrainer das Wasser einschenken. Junge Spieler müssen sich in Japan nach oben arbeiten.

Vissel Kobe kam in der japanischen J-League bei Oita Trinita nicht über ein 1:1 hinaus. Altstar Andres Iniesta sorgte mit seiner Vorlage zum Endstand für die Szene des Spiels.
00:53
J-League: Vissel Kobe: Geniestreich: Andres Iniesta mit genialer Torvorlage

SPORT1: Sie haben in Japan Lukas Podolski und Andres Iniesta trainiert.

Fink: David Villa und Thomas Vermaelen waren auch bei mir. Wenn man solche Weltklasse-Spieler trainieren darf, wird man schon genau beobachtet. Und ich habe noch nie so einen einfachen Menschen wie Iniesta getroffen, der so viel erreicht hat. Es gab andere, die sich für viel wichtiger gehalten haben. Nicht aber Iniesta. Mir imponierte immer eines: Die besten Spieler waren auch diejenigen, mit denen man am einfachsten umgehen konnte. Iniesta hat nie die Schuld bei anderen gesucht, sondern beim ganzen Team. Er hat mir als Trainer viel mehr gegeben als alle anderen. Lukas ist sicher nicht der einfachste Spieler, aber wir haben viel Spaß gehabt und erfolgreich zusammengearbeitet. Wir haben heute noch guten Kontakt.

SPORT1: Was hat Ihnen an Japan noch imponiert?

Fink: Ich habe respektvolle Menschen, tolle Stadien und ein tolles Land kennengelernt. Die Kultur, das Essen, Tokio, die schnellste Bahn der Welt, das Hiroshima-Museum - das war alles einzigartig. Japan hat mir als Mensch viel gegeben.

SPORT1: Zum Abschluss: Bei welchem deutschen Spieler setzen Sie sich besonders gerne vor den Fernseher?

Fink: Bei Jamal Musiala. Er ist mit seinen 18 Jahren ein Ausnahmetalent. Da hat der FC Bayern alles richtig gemacht. Dass er für Deutschland spielt, ist eine Riesen-Nummer. Musiala ist das größte Talent auf der Welt. Aber Talent reicht nicht, er muss diese Phase gut überstehen. Er wirkt sehr relaxt und wird sicher das eine oder andere Tor bei diesem Turnier schießen. Die WM wird Musiala gut tun.