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Die SPORT1-Kolumne zur Hockey-EM von Philipp Crone

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Die SPORT1-Kolumne zur Hockey-EM von Philipp Crone

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So kam Deutschland unter die Räder

SPORT1-Experte Philipp Crone ist überrascht von der Leistung im EM-Finale gegen die Niederlande, will den Auftritt aber nicht überbewerten. Er hofft auf die heilende Wirkung.
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© Grafik: SPORT1/ dpa Picture-Alliance

Hallo Hockey-Fans,

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das war gestern eine riesige Überraschung. Das ganze Spiel und das Ergebnis waren fast schon kurios.

Aber an diesem Endspiel kann man sehen, was die so oft angesprochene Tagesform eben bewirkt. Man hat eben gesehen, wie maximal der Unterschied sein kann, wenn bei zwei an sich gleichwertigen Teams die eine Mannschaft in einer richtig guten Tagesform ist und die andere gleichzeitig in einer richtig schlechten. Dann kommst du auf diesem Niveau ganz schnell unter die Räder.

Wenn Trainer Markus Weise nach dem Spiel von Willen spricht und ich von Tagesform als Faktor spreche, ist das im Prinzip dasselbe - nämlich eine mentale Frage. Man muss in der Lage sein, die richtige Mischung zu finden aus Aggressivität, Konzentration, Lockerheit und eben diesem absoluten Willen, den man auch nicht immer hat, sondern richtig auspacken muss, wenn es drauf ankommt. Das haben die Holländer beispielhaft geschafft und die Deutschen bis auf ganz wenige Ausnahmen gar nicht.

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Meistens ist es ja so: Bei so einem wichtigen Spiel hast du in einem Mannschaftssport immer ein zwei Spieler, die am Anfang nervös sind und erst mal wenig auf die Reihe kriegen. Aber wenn sieben, acht Akteure unter ihrer Form spielen – und wenn es nur zwei Prozent sind, weil sie eben nicht diesen absoluten Willen entwickeln können – hast du keine Chance.

In der Halbzeit hatte Weise fast schon ein Lächeln auf dem Gesicht, weil die Situation so surreal war. Er wirkte dabei schon sehr ratlos, weil er das auch noch nicht erlebt hat, dass du die Basics, in dem Fall die Defensic-Arbeit, nicht auf die Reihe bekommst.

Trotz des Wahnsinnsergebnisses, das es so noch nie gab, sind beide Mannschaften nicht so weit auseinander, wie das Resultat einen glauben machen will. Im Gegensatz zu den Deutschen haben die Holländer seit 2007 aber eben keinen großen Titel mehr gewonnen und waren am Samstagnachmittag in London sehr viel hungriger auf den Erfolg.

Natürlich wird dieses Ergebnis die Mannschaft eine Weile beschäftigen, letztlich aber auch nur bis zum nächsten Vergleich mit den Niederlanden, der dann wieder mit einem engen Ergebnis endet. Im besten Fall hat das Spiel den Effekt, dass die Spieler sich denken: So etwas wollen wir nie wieder erleben und deshalb packen wir beim Training für Olympia noch einmal mehr drauf.

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Bei der Gesamtbewertung der deutschen Leistung muss man zwischen dem ganzen Turnier und dem letzten Spiel unterscheiden. Denn insgesamt haben die Deutschen gute Leistungen gebracht.  Im Finale gab es dann eine (böse) Überraschung.

Die Niederlage ändert aber nichts am Selbstbewusstsein, das sich die Deutschen durch die Erfolge der letzten Jahre aufgebaut haben. Und letztlich war man wieder im Finale eines großen Turniers.

Und, ganz ehrlich, selbst ein 10:1 der Holländer hätte deren Niederlage im olympischen Finale 2012 gegen Deutschland nicht aufwiegen können.

Bis zum nächsten Mal,

Euer Philipp Crone

Philipp Crone, 37, ist Weltmeister von 2002 sowie 2006 und gewann 2004 in Athen die olympische Bronzemedaille. Mit 349 Länderspielen war er bis 2012 Rekordnationalspieler. 2007 beendete Philipp Crone seine aktive Karriere. Bei den Europameisterschaften in London analysiert er als SPORT1-Experte die Spiele der deutschen Teams.