Home>Internationaler Fußball>Premier League>

Christian Eriksen in Brentford: Comeback im Reich des Wettkönigs

Premier League>

Christian Eriksen in Brentford: Comeback im Reich des Wettkönigs

{}
{ "placement": "banner", "placementId": "banner" }
{ "placeholderType": "BANNER" }

Eriksens Comeback beim Wettkönig

240 Tage nach dem Drama von Kopenhagen steht Christian Eriksen wieder auf dem Trainingsplatz und arbeitet an seinem Comeback im Profifußball.
Aubameyang, Alli, Eriksen, van de Beek, Weghorst. Der Transfer Deadline Day in der Premier League war voll von Wechseln und Gerüchten. Die Folgen der (geplatzten) Last-Minute-Deals für Liverpool, Newcastle, Arsenal & Co. analysiert unser Moderator Conan Furlong.
Alex Steudel
Alex Steudel

Die Welt erstarrte, als Christian Eriksen am 12. Juni 2021 im EM-Spiel gegen Finnland bewusstlos zusammenbrach.

{ "placeholderType": "MREC" }

Wer erinnert sich nicht daran? Die Mitspieler des Dänen bildeten auf dem Rasen eine schützende Mauer um den leblosen daliegenden Mann, während Ärzte um dessen Leben kämpften. Einige Spieler weinten. Das Publikum in Kopenhagen weinte auch. Alle dachten: Die EM hat gerade begonnen und ist schon vorbei.

Zum Glück kam alles anders. Eriksen überlebte den Herzstillstand. Wurde operiert, bekam einen Defibrillator eingesetzt, der das Herz im Notfall am Laufen hält. Und deshalb ist er jetzt zurück.

Christian Eriksen blickt auf Herzstillstand zurück: "Ich war fünf Minuten tot"
01:03
Eriksen: "Ich war fünf Minuten tot"

„Ich wusste nach zwei Tagen, dass ich wieder spielen würde“, sagt der 29-Jährige heute. Nur nicht bei Inter Mailand, wo er bis Sommer 2021 angestellt war. Seinen Vertrag musste der 109-malige Nationalspieler kündigen, weil man als Profi in Italien nur ohne so ein Gerät im Körper antreten darf.

{ "placeholderType": "MREC" }

Zurückgehalten hat ihn das nicht: 240 Tage nach dem Drama von Kopenhagen stand Eriksen an diesem Montag wieder auf dem (Trainings-)Platz. Er ist jetzt beim FC Brentford. Im Reich des Wettkönigs.

Die Leidensgeschichte des FC Brentford

Brentford ist eine der außergewöhnlichsten Erscheinungen der Premier League. Die Klubgeschichte lässt sich mit einem Wort zusammenfassen: Leid.

74 Jahre lang versuchte der Klub aus dem Westen Londons nach dem Abstieg aus der First Division in die höchste Spielklasse zurückzukehren und scheiterte immer und immer wieder. Brentford wurde zum Wanderer zwischen den Welten der zweiten bis vierte Liga, eher der Aufstieg im Sommer 2021 endlich gelang.

Titel gewonnen hat Brentford in seiner 132-jährigen Geschichte genau: keine. Oder besser gesagt: Keine, wenn man Triumphe wie 1910 beim „Ealing Hospital Cup“ oder 1894 beim „Middlesex Junior Cup“ außer Acht lässt.

{ "placeholderType": "MREC" }

Brentfords ungewöhnlicher Boss

Das wird sich mit Eriksen vermutlich nicht sofort ändern, zumal der Mittelfeldspieler Nachholbedarf hat. „Was Kondition und Kraft angeht, bin ich in einer sehr guten Verfassung. Nur das Gefühl für den Ball muss noch zurückkommen“, sagt er. Brentford steht immerhin auf Platz 14 von 20, mit ordentlich Puffer zu den drei Abstiegsrängen.

Dass der krisengebeutelte Klub das alles erreicht hat, ist seinem illustren Besitzer zu verdanken. Matthew Benham hat nicht gerade die klassische Fußballausbildung genossen. Er studierte Physik in Oxford, war Derivatehändler und wurde dann Multi-Millionär mit Sportwetten: Er gründete die Firma „Smart Odds“, die „statistische Untersuchungen für Kunden, einschließlich professioneller Glücksspieler, anbietet“, so steht‘s heute auf der Homepage des Anbieters.

Benham ist besessen von Statistiken und Wahrscheinlichkeitsrechnung und Verfechter des Moneyball-Prinzips, bei dem Spieler nicht nach ihren bisherigen Erfolgen ausgewählt werden, sondern nach versteckten Fähigkeiten, die sonst niemandem aufzufallen scheinen. Die besonders gut zu einem bestehenden Team passen. Und die natürlich günstig sind.

Führt Eriksen Brentford zum Erfolg?

Günstig ist in England natürlich ein relativer Begriff. Weil ein Aufstieg in die Premier League rund 200 Millionen Euro in eine Vereinskasse spült, ist selbst der Marktwert des vom Dänen Thomas Frank trainierten Brentford-Kaders bereits in der ersten Saison vergleichbar mit dem von Eintracht Frankfurt oder Borussia Mönchengladbach.

2014 kaufte Benham übrigens den FC Midtjylland: Seither holte der dänische Klub per Moneyball-Prinzip drei Meistertitel. Bei den „Bees“, die diesen Namen („Bienen“) einem vor 127 Jahren missverstandenen Fansgesang zu verdanken haben, geht es seit der Benham-Übernahme 2012 auch bergauf. Mit vielen No-Names. Wertvollster Spieler ist der englische Mittelstürmer Ivan Toney, der mit seinen 25 Jahren schon bei acht verschiedenen Klubs war und sechsmal hin und her verliehen wurde.

Und eine der Stützen des Teams ist ein Mann namens Vitaly Janelt. Kennen Sie nicht? Janelt ist 23, wurde in Hamburg geboren, spielte in der U17 im Mittelfeld des HSV, später in Leipzig und Bochum (wo er einmal für Aufsehen sorgte, als er mitten im Spiel den verletzten Torwart Manuel Riemann vertreten musste).

Der deutsche U21-Europameister ist nun Eriksens Partner in Brentford, wo schon Marcel Eger vom FC St. Pauli kickte (das ist der Innenverteidiger, der in seinem vorletzten Bundesliga-Spiel beim 1:8 das Tor gegen die Bayern köpfte), und wo Uwe Rösler (in der dritten Liga) Trainer war.

Jetzt soll Eriksen helfen, die Mannschaft weiter nach oben zu führen. Die Ärzte haben ihm grünes Licht gegeben. Viele Profis gibt es aber nicht, die mit so einem Gerät Fußballprofi waren. Ajax Amsterdams Daley Blind zum Beispiel ist noch aktiv. Und in Deutschland machte 2014 Daniel Engelbrecht von sich reden: Der Stürmer des damaligen Drittligisten Stuttgarter Kickers schoss mit einem Defibrillator ein Tor gegen Wehen Wiesbaden. Die ganze Welt berichtete darüber.