Dass trotz seiner Galavorstellung beim 4:0-Sieg Neapels in Cagliari ein kurzer Clip einer verstolperten Großchance von Romelu Lukaku viral ging, passt in gewisser Weise ins Bild des ewig polarisierenden Stürmerstars. Aktuell arbeitet Lukaku mal wieder daran, sein Image aufzupolieren. Und das durchaus mit Erfolg.
Ein Deal, der sich zu rechnen scheint
Denn sein Leistungsnachweis von zwei Torvorlagen und einem eigenen Treffer beim Kantersieg auf Sardinien sorgte für positive Schlagzeilen. Tuttosport sah in Neapels deutlichem Erfolg „ein starkes Signal an die Liga“, die Gazzetta dello Sport schrieb von einer „Lukaku-Show“ und auch für den Corriere dello Sport war der Belgier herausragend: „Lukaku fliegt an die Spitze.“
Erstmals seit dem Meistertitel 2023 thronte Napoli damit kurzzeitig bis zum Sieg von Udinese Calcio am Montagabend auf Platz eins der Serie A. Und das, nachdem Antonio Conte als neuer Trainer den Saisonstart nach dem knapp abgewendeten Aus in der Coppa Italia mit einer 0:3-Pleite gegen Hellas Verona zum Liga-Auftakt gehörig in den Sand gesetzt hatte.
Doch erstmals seit Februar 2023 gelangen Neapel zuletzt drei Siege in Serie - und schon sieht die Welt am Vesuv wieder freundlicher Aus. Das hat auch viel mit Lukaku zu tun.
Lukaku und Conte: Eine besondere Beziehung
Nach seinem kurzfristigen Wechsel für 30 Millionen Euro vom FC Chelsea zur SSC Neapel zeigt der 31-Jährige schnell, welchen Wert er für seinen neuen Klub haben kann. Auch weil Conte den Mann, den sich Chelsea einst 113 Millionen Euro kosten gelassen hatte, bestens kennt.
„Ich habe immer gesagt, dass ich Romelu bei Inter haben wollte“, erklärte Conte bei Sky Sport Italia. „Ich hatte ihn auch bei Chelsea gefordert, bevor er zu Manchester United ging, weil er ein untypischer Stürmer ist. Er ist extrem groß und körperlich stark, aber auch sehr gut im Sprint nach vorne.“
Sein Fitnesszustand sei noch lange nicht optimal, ergänzte der Napoli-Coach, „aber er wird für uns von grundlegender Bedeutung sein. Er hängt sich rein, daran habe ich nie gezweifelt.“
Schon bei seinem Debüt vor der Länderspielpause leitete Lukaku mit seinem Jokertor in der Nachspielzeit beim 2:1-Sieg gegen Parma Calcio die späte Wende ein. Gegen Cagliari bereitete er zunächst das Führungstor von Giovanni Di Lorenzo (18.) vor, danach legte er das Tor von Khvicha Kvaratskhelia (66.) per Steilpass mustergültig vor, ehe sich der Georgier mit einem Assist für Lukakus Tor (70.) revanchierte.
Lukaku mit Topbilanz unter Conte
Erst zum dritten Mal in seiner Karriere hat Lukaku damit laut Opta in einem Spiel in einer der Top-5-Ligen Europas selbst getroffen und dazu mehr als eine Torvorlage verzeichnet. Interessant daran: Auch beide Male zuvor gelang ihm dieses Kunststück unter Conte.
Hinzu kommt, dass Lukaku unter keinem anderen Trainer mehr Tore erzielte als unter Conte: In den zwei gemeinsamen Jahren bei Inter traf er in 95 Spielen 64 Mal. Nun kamen in den ersten beiden Spielen für Neapel schon zwei Tore hinzu.
„Big Rom ist der ideale Mittelstürmer für Conte“, schrieb die Gazzetta in ihrer Analyse. Denn für Contes schnelles Umschaltspiel in die Spitze sei Lukaku ideal. „Der Mann, den man in der Not sucht und der, der für das Team die Wende herbeiführen kann“, schrieb das Blatt. Vor allem Lukakus Fähigkeiten, den Ball als Wandspieler prallen zu lassen und Räume zu schaffen sind dafür entscheidend.
Lukaku verzichtet auf Länderspiele
Schon jetzt rückt der Wirbel um den vorläufigen Abschied von Starstürmer Victor Osimhen, der letztlich bis Saisonende auf Leihbasis bei Galatasaray Istanbul spielt, immer mehr in den Hintergrund.
Lukaku setzte in der Länderspielpause Prioritäten. Nach der auch für ihn bitteren EM, bei der er auch aufgrund seiner vom VAR aberkannten Tore zur tragischen Figur wurde, verzichtete Lukaku zuletzt auf eine Reise zur belgischen Nationalmannschaft.
Stattdessen nutzte er die Zeit für eine schnellere Eingewöhnung bei seinem neuen Klub. Offensichtlich mit Erfolg, auch wenn er sich nach seiner Galavorstellung gegen Cagliari in Allgemeinplätzen verlor. „Wichtig ist, dass die Mannschaft gewinnt. Wir wissen, dass jedes Spiel bis zum Ende der Saison wie ein Finale ist. Wir werden sehen, wo wir am Ende stehen.“
Auf dem Platz lässt Lukaku dafür umso mehr Taten sprechen.