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Missbrauchsvorwürfe: "Mich ekelt das richtig an" - Beachvolleyballerin Karla Borger mit Klartext

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Missbrauchsvorwürfe: "Mich ekelt das richtig an" - Beachvolleyballerin Karla Borger mit Klartext

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Beach-Star: „Mich ekelt das richtig an“

Die Missbrauchsvorwürfe des früheren Wasserspringers Jan Hempel haben einmal mehr verdeutlicht: Der Sport braucht eine unabhängige Instanz, die Aktive schützt. Beachvolleyballerin Karla Borger bezieht Stellung.
Karla Borger ist auch Präsidentin des Vereins Athleten Deutschland
Karla Borger ist auch Präsidentin des Vereins Athleten Deutschland
© Imago
. SID
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von SID

Die schwerwiegenden Missbrauchsvorwürfe von Jan Hempel haben Wellen der Betroffenheit und Entrüstung ausgelöst.

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Doch nicht nur das: Der Deutsche Schwimm-Verband (DSV) muss inmitten der sportlich erfolgreichen Europameisterschaften in Rom unter Hochdruck mögliche Verfehlungen der Vergangenheit aufarbeiten. Parallel werden die Rufe nach der Gründung eines unabhängigen Zentrums für Safe Sport immer lauter.

Für Beachvolleyballerin Karla Borger, in Personalunion Präsidentin von Athleten Deutschland, wird es gar „höchste Eisenbahn“.

Die durch eine ARD-Dokumentation öffentlich gewordenen Missbrauchsvorwürfe des früheren Olympiamedaillengewinners Hempel gegen einen langjährigen Trainer hätten sie „erschüttert“, sagte Borger am Rande der Beachvolleyball-EM in München: „Das ekelt mich an.“

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Borger fordert weitere Aufklärungsarbeit

Sie habe „großen Respekt vor dem Mut der Betroffenen“, es sei sehr wichtig, „den Geschichten ein Gesicht zu geben und darüber zu sprechen“. Es müsse aber „weitere Aufklärungsarbeit erfolgen“, so Borger. Die Dokumentation „Missbraucht – Sexualisierte Gewalt im deutschen Schwimmsport“ (Samstag, 22.40 Uhr/ARD) verdeutliche, „was im Hintergrund passiert“.

Die Athleten Deutschland sind bereits tätig geworden, haben im Mai die unabhängige Stelle „Anlauf gegen Gewalt“ ins Leben gerufen. Um „den Druck im Kessel zu reduzieren“, wie Maximilian Klein im SID-Gespräch erklärte. Manchmal habe man „mehrere Fälle in der Woche“, berichtete er.

Letztlich wollen die Athleten Deutschland nur die Spanne überbrücken, bis eine zentrale Stelle für Safe Sport eingerichtet ist, in der das Wohlergehen der Athleten über den Interessen von Verbänden oder Entscheidungsträgern steht.

Politik nimmt organisierten Sport in die Verantwortung

Die nun bekannt gewordenen Fälle „unterstreichen die Notwendigkeit dieses Zentrums“, sagte eine Sprecherin des Bundesinnenministeriums am Freitag auf SID-Anfrage. „Klar“ sei aber auch, dass der organisierte Sport „in einer besonderen Verantwortung steht und diese auch wahrnehmen muss“.

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Das Ministerium „erwartet, dass der Deutsche Schwimm-Verband alles Notwendige veranlasst, um die erschreckenden Missstände aufzuklären und zu beseitigen“.

Zumal der Weg zur Gründung noch lang ist, bei allen Bekenntnissen von Bund, Ländern und aus dem Sport. Es geht unter anderem um den Finanzierungsschlüssel oder um eine konkrete Handhabe, um effektiv intervenieren zu können. Und um die Wahrung von Unabhängigkeit.

Zentrum für Safe Sport wohl erst 2025 einsatzbereit

Der Aufbau sei „ein Mammutprojekt“, sagte Klein. Er schätzt, dass das Zentrum erst gegen Ende der Legislaturperiode der Bundesregierung im Jahr 2025 einsatzbereit sein könnte. Dabei drängt die Zeit erheblich.

Hempel hatte in der Dokumentation erklärt, 14 Jahre lang habe sich ein Trainer zeitweise täglich an ihm vergangen. Er habe die Verbandsspitze 1997 über die Vorgänge unterrichtet, der DSV habe sich aber nie substanziell mit den Vorwürfen auseinandergesetzt.

Am Donnerstagabend stellte der Verband den Wassersprung-Bundestrainer Lutz Buschkow, 1997 Stützpunkttrainer in Berlin, von seiner Tätigkeit frei. Hempel hatte ihm vorgeworfen, davon gewusst und nicht tätig geworden zu sein.

Kritisch zum Umgang mit Buschkow äußerte sich Rekordeuropameister Patrick Hausding. „Man kann ihm nicht die Verantwortung in die Schuhe schieben, das ist nicht fair, er hatte überhaupt keine Entscheidungsgewalt“, sagte der Ex-Weltmeister dem SID: „Er war als Trainer in dem Moment ein kleiner Teil des Systems.“

Wasserspringer müssen bei der EM auf Bundestrainer verzichten

Hausding habe Buschkow „nie so eingeschätzt, dass ihn so etwas kaltlassen würde“. Er wolle „keine Partei beziehen“, betonte der 33-Jährige, der im Mai seine Karriere beendet hatte, seiner Ansicht nach sei aber Buschkow „viel zu stark ins Kreuzfeuer geraten“. Hausding könne sich aus seiner aktiven Zeit „an keinerlei Vorfälle erinnern“, auch nicht, „dass jemand stark auffällig war und Sportlerinnen sexuell beleidigt wurden“.

In Rom bemühten sich die Wasserspringer, mit der neuen Situation ohne Bundestrainer klarzukommen. Ausblenden könne sie die turbulenten Ereignisse „natürlich nicht“, sagte Tina Punzel am Morgen nach ihrer zweiten Goldmedaille.

Aktivensprecher Timo Barthel ergänzte nach Synchron-Bronze vom Turm: „Wir sind ein Team, wenn einer fehlt, ist das natürlich blöd. Deswegen hoffen wir, dass sich das so schnell wie möglich klärt und wir ihn schnell wieder haben.“