Ferrari-Teamchef Fred Vasseur hat auf italienische Medienberichte, in denen seine Arbeit kritisiert sowie über seine und die Zukunft von Mitarbeitern spekuliert wird, erbost reagiert.
Wutrede! Ferrari-Chef rechnet ab
„Ich muss ruhig bleiben, weil ich sonst gleich zu den Kommissaren bestellt werde. Es sind einige italienische Medien, nicht alle“, begann er seine Rede. Er selbst könne die Kritik zwar „managen“, gegenüber seinen Mitarbeitern und deren Familien sei sie aber „einfach respektlos.“
Vor allem das Ziel scheint dem Franzosen schleierhaft: „Dem Team Stress zu machen? Darin sehe ich keinen Sinn. Aber vielleicht ist es für sie der einzige Grund zu existieren.“
Vasseur teilt kräftig gegen Journalisten aus
Vasseur leitet seit 2023 die Geschicke beim wohl legendärsten Rennstall der Formel 1 und ist daher mit der emotionalen Presse in Italien vertraut.
Dennoch hielt er seinen Ärger nicht zurück. „Ich verstehe das Ziel nicht. Vielleicht geht es nur darum, dem Team Scheiße reinzudrücken. Aber in dem Fall sehe ich keinen Sinn darin. Vielleicht ist es für sie der einzige Weg, überhaupt wahrgenommen zu werden. Wahrscheinlich ist das der Grund.“
Einmal in Fahrt, legte Vasseur nach: „Seit Beginn des Wochenendes sprechen wir nur darüber. Wenn ihr Ziel war, das Team in diese Lage zu bringen, dann haben sie ihr Ziel erreicht. Aber ich glaube nicht, dass man auf diese Weise eine Meisterschaft gewinnen kann. Zumindest nicht mit solchen Journalisten um uns herum.“
In den italienischen Medien wurden über Änderungen im Team diskutiert, was Vasseur gehörig gegen den Strich geht: „Diese Journalisten - und ich will nicht alle über einen Kamm scheren - sollten bedenken, dass diese Menschen Familien haben, Ehefrauen, Kinder. Und das ist völlig respektlos. Aber ich möchte über diesen Schwachsinn jetzt auch nicht mehr reden.“
197 Punkte Rückstand auf McLaren
Grund für die Kritik und Spekulationen ist Ferraris bislang durchwachsene Saison. Die Scuderia liegt nach neun Rennen zwar auf dem zweiten Platz der Team-WM, doch der Schein trügt.
Nachdem Ferrari 2024 mit nur 14 Punkten Rückstand auf McLaren Zweiter der Konstrukteurs-WM wurde, fehlen nach einem guten Saisondrittel in diesem Jahr schon 197 Zähler auf den Weltmeisterrennstall.
Dennoch bekräftigten Rekordweltmeister Lewis Hamilton und Teamkollege Charles Leclerc bereits am Donnerstag ihre Liebe zu Ferrari.
Ferrari-Chef hat Erklärung für holprigen Start parat
Zudem hat Vasseur, dessen Vertrag zum Saisonende abläuft, eine Erklärung für den etwas holprigen Saisonverlauf parat.
Sein Team habe „ein paar Erlebnisse gehabt, bei denen wir Probleme hatten, und hier müssen wir uns eindeutig verbessern“, sagte er und sprach unter anderem die Doppel-Disqualifikation in China an.
Doch das Ziel ist klar: „auf Platz eins zu sein, aber ich denke, wir verbessern uns seit Beginn der Saison“.
Leclerc-Crash zum Start ins Rennwochenende
Beim Großen Preis von Kanada am Sonntag (20 Uhr im LIVETICKER) hat Ferrari die Chance, dies mal wieder unter Beweis zu stellen.
Doch das erste freie Training lief für Leclerc nicht nach Plan. Er könne nach einem Unfall nicht an der zweiten Freitagssession teilnehmen, sagte Vasseur.
Nach all seinem Groll hatte er noch einen sarkastischen Spruch am Ende für den fragenden Journalisten parat.
Angesprochen auf seine Cameo-Rolle im neuen Formel-1-Film (offizieller Kinostart in Deutschland: 25. Juni) sagte er: „Ich suche nach einem neuen Job.“
-----
Mit Sport-Informations-Dienst (SID)