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Radsport: Der Tag, an dem Frankreich seinen ersten großen Tour-Mythos verlor

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Radsport: Der Tag, an dem Frankreich seinen ersten großen Tour-Mythos verlor

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Als Frankreich einen Mythos verlor

Heute vor 40 Jahren starb Louison Bobet, der erste Radsport-Star, der die Tour de France über mehrere Jahre dominierte. Das Vermächtnis des stilbewussten Idols ist jedoch zwiegespalten.
Mit 23 Jahren gewann Jan Ullrich als erster und einziger Deutscher die Tour de France. Er erlebte maximalen Ruhm, aber auch einen tiefen Fall. Kurz vor seinem 50. Geburtstag gestand er jahrelanges Doping.
mhoffmann
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Für Frankreich war er in etwa das, was die Weltmeister von Bern für Deutschland waren: Ein Mythos, der wenige Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg Bedeutung weit über den Sport hinaus entfaltete.

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Louison Bobet - der nach der Befreiung der Normandie durch die Alliierten noch als Soldat gegen die deutschen Besatzer gekämpft hatte - war in den fünfziger Jahren der erste Radsportler, der die Tour de France über mehrere Jahre dominierte und dreimal in Folge gewann. Mit seiner bis dahin beispiellose Triumphserie zwischen 1953 und 1955 hinterließ er die Spuren, in denen spätere Rad-Heroen seines Landes wandelten: Jacques Anquetil, Bernard Thévenet, Bernard Hinault, der von Tragik umwitterte „Professor“ Laurent Fignon.

Ähnlich wie später Fignon taugte Bobet allerdings nicht ganz zum Volkshelden - weswegen das Vermächtnis des Mannes, der heute vor 40 Jahren zu früh starb - zwiegespalten ist.

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Lousion Bobet: Ein Star, aber kein Volksheld

Louis Bobet stammte zwar aus einfachen Verhältnissen, er wurde am 12. März 1925 als Bäckerkind in der bretonischen Kleinstadt Saint-Méen-le-Grand bei Rennes geboren.

Nachdem der „kleine Louis“ (Louison ist eine Koseform seines eigentlichen Vornamen) sich zum großen Sport-Idol hochgearbeitet hatte, hing ihm jedoch der Ruf einer gewissen Unnahbarkeit an: Er war der erste Tour-Fahrer, der sich Hotels buchen ließ, mit seiner Vorliebe für edle Mode und Sportwagen hatte der Lebemann und Hobby-Pilot mehr die Aura eines fernen Hollywood-Stars seiner Ära als die eines Menschenfängers. Bobet redete öfters auch von sich selbst in der dritten Person.

Lousion Bobet im Jahr 1955 an einem Filmset mit Schauspielerin Jacqueline Pierreux
Lousion Bobet im Jahr 1955 an einem Filmset mit Schauspielerin Jacqueline Pierreux

Zur Legende wurde auch ein Hygiene-Fimmel, der Bobet etwas Spott einbrachte: Angeblich wollte er das erste Gelbe Trikot, das er gewann, nicht tragen - den synthetischen Stoff habe er nicht an seine Haut lassen wollen.

Sein letzter Tour-Sieg blieb besonders in Erinnerung

Jenseits aller persönlichen Marotten genoss Bobet für sein sportliches Lebenswerk allgemeine Hochachtung: Bobet war auch Klassiker-Spezialist, siegte unter anderem bei Mailand - San Remo, Paris - Nizza und Paris - Roubaix.

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Sein letzter Tour-Sieg 1955 blieb auch in Erinnerung, weil er damals gewann, obwohl er von einem schmerzhaften Geschwür im Beckenbereich geplagt war. Gerüchte, dass er damals gar mit einem Tumor fuhr, wurden nie bestätigt.

Bobet selbst befand später, dass er nach der Tortur von damals nie mehr zu alter Stärke fand.

Doping? Bobet hielt sich für sauber

Das schon damals virulente Problem Doping war auch ein Thema, bei dem sich Bobet über den Dingen wähnte: Er beteuerte stets, nie ein leistungssteigerndes Mittel angerührt zu haben. Der Journalist Jean Leulliot schrieb jedoch eine Episode nieder, in der er mit Bobet, Anquetil und dem „Kannibalen“ Eddy Merckx bei einem Legenden-Dinner saß.

Tour de France: Die Rekordsieger mit Merckx, Hinault, Indurain, Anquetil
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Bobet soll dort auf skeptische Nachfragen zu seiner Anti-Doping-Haltung zugegeben haben, eine Tinktur getrunken zu haben, die sein Betreuer ihm bereitgestellt hätte. Der Inhalt? Wisse er nicht so genau. Anquetil und Merckx sollen herzlich gelacht haben.

Die Karriere Bobets endete 1960 - demselben Jahr, in dem sein italienischer Rivale Fausto Coppi tragisch jung an Malaria starb: Lous und sein Bruder Jean verletzten sich bei einem Autounfall so sehr, dass Leistungssport auf hohem Niveau nicht mehr möglich war. Bei seiner Reha lernte Bobet allerdings die auf Meerwasser basierende Thalassotherapie kennen und schätzen und wurde erfolgreicher Kurbad-Unternehmer. (NEWS: Alles zum Radsport)

Am 13. März 1983, einen Tag nach seinem 58. Geburtstag, starb Louison Bobet an Krebs. Er liegt begraben in seiner Heimatstadt Saint-Méen-le-Grand, wo ihm auch ein Museum gewidmet ist.