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"Völlig crazy": Niemeier-Trainer Kas erklärt Folgen von Wimbledon-Coup - und freut sich über Ende von "grotesker" Regel

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"Völlig crazy": Niemeier-Trainer Kas erklärt Folgen von Wimbledon-Coup - und freut sich über Ende von "grotesker" Regel

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Nächster Coup von Niemeier?

Christopher Kas ist der Trainer der neuen deutschen Tennis-Hoffnung Jule Niemeier. Bei SPORT1 spricht er über ihren Coup in Wimbledon, ihre Chancen bei den US Open und die neue Coaching-Regel.
Jule Niemeiers Triumphzug in Wimbledon ist auch den Stars des Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund nicht verborgen geblieben.
SPORT1
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von SPORT1

Jule Niemeier und Tatjana Maria haben im Wimbledon mit ihrem überraschendem Abschneiden für positive Schlagzeilen gesorgt.

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Eine wichtige Rolle spielt dabei auch Christopher Kas, der die deutsche Nachwuchshoffnung seit dem Frühjahr trainiert. Der ehemalige Doppel-Spezialist hatte zuvor bereits unter anderem Sabine Lisicki gecoacht.

Der Wimbledon-Erfolg von Niemeier soll erst der Anfang einer glorreichen Karriere der 22-Jährigen sein. Schon bei den US Open im August könnte ihre nächste Sternstunde schlagen - doch der Platz im Hauptfeld ist ungewiss.

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Mit SPORT1 sprach Christopher Kas unter anderem über seinen Schützling Jule Niemeier, deren Lauf in Wimbledon, die bevorstehenden US Open und die neue Coaching-Regel sowie mögliche Verbesserungen der Shotclock.

Hier ein Ausschnitt daraus - das komplette Gespräch mit den ausführlichen Antworten dazu plus vielen weiteren Themen gibt es in der jüngsten Folge des Tennis-Podcasts „Cross Court“ auf podcast.sport1.de und auf allen gängigen Plattformen zu hören.

SPORT1: Herr Kas, Sie kennen das Potenzial von Jule Niemeier ja besser als wir alle. Kam es für Sie dennoch etwas überraschend, wie es in Wimbledon lief?

Christopher Kas: Ob es eine große Überraschung war, dass sie Wimbledon-Viertelfinale gespielt hat? Nein, war es nicht. Aber es war eine Überraschung, dass es in dem Jahr schon passiert ist. In den Zeitfenstern, in denen ich die Entwicklung sehe, ist sie einen Schritt voraus. Das ist für mich sehr erfreulich. Ich passe die Zeitfenster gerne an.

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Jule Niemeier auf Hatzplatz sogar noch besser?

SPORT1: Wir haben alle gesehen, wie gut Jule Niemeier auf Rasen agieren kann. Wie sieht es mit den anderen Belägen aus? Also ganz besonders mit Hartplatz, denn mit den US Open rückt das nächste Grand-Slam-Turnier bekanntlich näher.

Kas: Für mich ist Hartplatz der Belag, wo all ihre Qualitäten vielleicht sogar am besten zusammenkommen. Man kommt früher aus den langen Ballwechseln raus, kann den Aufschlag gewinnbringend einsetzen, die Bälle verspringen nicht zu sehr. Deshalb ist Jule für mich eine absolute Allround-Spielerin, die sich auf allen Belägen draußen oder drinnen wohlfühlt.

Christopher Kas ist der Trainer von Jule Niemeier
Christopher Kas ist der Trainer von Jule Niemeier

SPORT1: Bis zu den US Open ist es nicht mehr weit und Jule Niemeier steht zurzeit auf Platz 103. Schafft Sie es noch direkt ins Hauptfeld?

Kas: Jule wird mit großer Voraussicht in New York Qualifikation spielen. In Wimbledon gab es keine Punkte, deshalb musste sie die Woche darauf in Lausanne spielen. Lausanne war nach dem Wimbledon-Run von der Trainings- und Belastungssteuerung völlig crazy. Aber Lausanne war eben die letzte Chance, um Punkte zu sammeln und so das Hauptfeld für die US Open zu erreichen. Für mich war es dort wahrscheinlich eine noch größere Leistung als Wimbledon mit dem Belag-Wechsel und den ganzen Emotionen in kurzer Zeit. Aktuell ist sie knapp raus, aber wenn noch zwei Spielerinnen absagen sollten, wäre sie bei den US Open im Hauptfeld. Ob es noch reicht, werden wir wahrscheinlich erst in New York vor Ort erfahren.

Kas über neue Coaching-Regel: „Fantastisch“

SPORT1: Seit dem Ende von Wimbledon gibt es einige Änderungen. So ist bis Jahresende - unter anderem auch bei den US Open also - das Coaching unter bestimmten Bedingungen erlaubt. Die Meinung dazu ist gespalten. Was halten Sie davon?

Kas: Ich finde es fantastisch, für mich war wenig Logik dahinter. Ich bereite meine Athletin wochenlang darauf vor, die Minuten zuvor - und dann muss ich mich hinsetzen und ruhig sein. Das war nicht immer einfach. Ihr wisst es, da war immer so eine gewisse Grauzone. Anfeuern war ja erlaubt. Wenn ich sage „Jule, super Beinarbeit“ war es ok. Wenn ich sage „Jule, mehr Beinarbeit“ war es Coaching. Das war natürlich grotesk. Diskussionen will man vermeiden, aber dass der Coach in einen 10-sekündigen Monolog ein, zwei Hilfestellungen im taktischen, technischen oder mentalen Bereich gibt, gehört meiner Meinung nach dazu.

SPORT1: Wenn Sie eine Sache im Tennis ändern könnten, was wäre das?

Kas: Die beste Sache haben wir während Corona geändert und nicht mehr eingeführt: Die Ballkinder müssen nicht mehr das Handtuch den Spieler und Spielerinnen bringen. Das war eine Regel, wo man auch früher hätte darauf kommen können. Shotclock finde ich super und könnte man noch klarer einsetzen, weil doch immer noch sehr viel Spielraum ist. Vor dem 2. Aufschlag muss es auch eine geben. Man hat das Gefühl, manche Spieler lassen beim 1. Aufschlag auf 0 runterticken, der 1. Aufschlag ist weg und dann denken sie sich, gibt keine Shotclock mehr, jetzt lass ich mir nochmal 15 Sekunden Zeit. Dann hast du alle 50 Sekunden nur den Ball im Spiel und das braucht kein Mensch.

US Open: „Tragisch mit der Verletzung von Zverev“

Kas: Wer ist Ihr Favorit bei den US Open?

Bei den Herren ist es tragisch mit der Verletzung von Sascha Zverev. Mit den US Open wird es sich nicht mehr ausgehen, den hätte ich sonst ganz oben auf der Liste gehabt. Das ist eine Frage der Zeit, bis er den ganz großen Wurf - wobei der Olympiasieg ja schon einer war - schafft. In New York wird sicher Rafael Nadal vorne dabei sein, aber um nicht den ganz offensichtlichen Tipp zu haben, sag ich Carlos Alcaraz. Ich hatte den schon ganz oben bei den French Open, aber da hat ihn Sascha Zverev noch entzaubert.

Das komplette Gespräch mit Christopher Kas sowie viele weitere Themen wie Laver Cup mit den Big 4 und die Situation um Roger Federer gibt es ab sofort im Tennis-Podcast „Cross Court“ zu hören: bei SPORT1, auf Spotify, Apple Podcasts und überall, wo es Podcasts gibt.