Ausgerechnet bei seinen ersten Olympischen Sommerspielen als IOC-Präsident erlebt Thomas Bach den Tiefpunkt seiner einstigen Paradesportart.
Fecht-Debakel lässt auch Bach leiden
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Erstmals seit 1972 blieb der Deutsche Fechter Bund ohne Olympiamedaille, nachdem er ohnehin mangels sportlicher Qualifikation nur mit einem Rumpfaufgebot von vier Athleten nach Rio gereist war.
"Thomas leidet sehr darunter", sagt einer, der ihm seit langem nahesteht. Denn Bach steht maßgeblich für die Erfolgsgeschichte der deutschen Fechter unter der Führung des Titelsammlers Emil Beck.
Fechter stehen vor Scherbenhaufen
Unter seinem Förderer gewann der gebürtige Tauberbischofsheimer 1976 Olympia-Gold mit der Florett-Mannschaft, der Startschuss zum Aufstieg der Sportart und auch zu Bachs späterer Funktionärs-Laufbahn.
Seitdem gewannen die deutschen Fechter 32 der insgesamt 42 olympischen Medaillen in dieser Sportart (11 Gold, 14 Silber, 7 Bronze). Vor vier Jahren in London holten Britta Heidemann im Degen Silber und Benjamin Kleibrink im Florett Bronze, diesmal wurde die genau so hohe Medaillenvorgabe krachend verfehlt.
Nun steht der Fechter-Bund vor einem Scherbenhaufen, denn das schlechte Abschneiden wird massive Kürzungen bei den Fördergeldern zur Folge haben.
"Wenn wir noch weniger Mittel bekommen, werden wir noch weniger konkurrenzfähig sein", warnte Sportdirektor Sven Ressel.
"Jeder macht, was er will"
Verantwortlich für die sportliche Talfahrt machen Kritiker vor allem den bis 2014 amtierenden Ex-Präsidenten Gordon Rapp.
"Statt die Kräfte zu bündeln wurde unter Rapp auf dezentrale Strukturen gesetzt", sagte ein ehemaliger Olympiasieger SPORT1: "Deshalb macht jeder, was er will. So können wir nicht mehr mithalten. Die einzigen, die noch richtig Gas geben, sind die Dormagener Säbelfechter."
Als Hoffnungsträgerin wird nun die frühere Degen-Weltmeisterin Claudia Bokel gehandelt, die angeblich über eine Kandidatur als DFeB-Präsidentin im September nachdenkt.