Aruna Quadri besiegt Timo Boll, ein Nigerianer wirft den bekanntesten Tischtennis-Spieler außerhalb Chinas aus dem Turnier.
Tischtennis-Wunder bremst Boll aus
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Es klingt, als wäre es die Exoten-Sensation, das Olympia-Märchen schlechthin. Zumal ja auch Quadri selbst jubelt: "Das ist ein Wunder! Das ist großartig, ich weiß nicht, was ich sagen soll."
Ganz so wundersam, wie Quadri selbst es behauptet, ist sein historischer Viertelfinal-Einzug dann allerdings doch nicht. Denn wer den Tischtennis-Sport in den vergangenen Jahren verfolgt hat, hätte ahnen können, dass mit Quadri zu rechnen ist.
Schon einmal Favoritenschreck
Die Nummer 40 der Welt, Sohn eines Hotelmanagers und einer Lehrerin, hat schon vor zwei Jahren beim World Cup in Deutschland auf sich aufmerksam gemacht.
Er besiegte Kenta Matsudaira, Alexander Schibajew und Tang Peng, allesamt Spieler, die höher gehandelt wurden, mauserte sich zum Publikumsliebling in Düsseldorf. Erst der spätere Turniersieger Zhang Jike konnte ihn im Viertelfinale stoppen.
Im selben Jahr gelang Quadri auch ein Sieg über den damaligen Weltranglisten-Ersten Xu Xin und der Gewinn des Publikumspreises "Male Table Tennis Star 2014".
Deutscher Coach gibt per Handy Tipps
Quadri, der an diesem Dienstag 28 Jahre alt wird, hat schon damals angedeutet, dass er eine Ausnahmeerscheinung ist. Er verblüffte die Tischtennis-Welt mit seinem ungewöhnlichen Stil, ein deutscher Trainer hat seitdem auch mitgeholfen, ihn weiter zu verfeinern.
Martin Adomeit, früherer Frauen-Bundestrainer, arbeitet als Technischer Berater für Nigerias Verband.
Aufgrund einer "politischen Entscheidung" in Nigeria durfte Adomeit nach eigenen Angaben nicht mit nach Rio. Via WhatsApp schickte er Quadri aber Tipps, wie er Boll in Rio de Janeiro knacken könne.
Boll: Quadri ist einzigartig
Es reichte, um dem nun 35 Jahre alten Boll seinen fünften und wohl letzten Anlauf auf eine Einzel-Medaille bei Olympia zu durchkreuzen. Der deutsche Fahnenträger verlor mit 2:4 (10:12, 10:12, 5:11, 11:3, 11:5, 9:11).
"Ich habe einfach zu lange gebraucht, um mich auf seine unorthodoxe Spielweise einzustellen", bekannte Boll.
Speziell an Quadris Vorhand verzweifelte Boll. Diese sei "wie eine Falle, die aufgestellt wird und dann plötzlich zuschnappt. So einen Spieler gibt es nicht noch einmal auf der Tour."