Die Uhr tickt bis zum Feuerwerk. Und es gibt zahlreiche gute Gründe, skeptisch oder gar missmutig vorauszublicken auf die Spiele der XXXI. Olympiade.
Warum man sich auf Rio freuen darf
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Selten, vielleicht noch nie, standen derart stark die Schattenseiten der Olympischen Bewegung im Vordergrund wie vor dem Startschuss des Spektakels in Rio de Janeiro am Freitag.
Die Dopingseuche, die verfehlte Politik des IOC, Korruption, Geldverschwendung und Gewalt im Land des Ausrichters – die Liste der offenkundigen Probleme ist sehr lang. Zumal keinesfalls zu erwarten ist, dass die Negativschlagzeilen mit dem Entzünden des Feuers abreißen.
Bislang steht die Veranstaltung wahrlich unter keinem guten Stern, und das ist noch vorsichtig formuliert.
Die ersten Dopingfälle gibt es bereits. Am Vortag der Eröffnungsfeier soll ein russischer Diplomat bei einem Überfall einige Kilometer vom Olympiapark entfernt einen der Angreifer erschossen haben. Eine von diversen Meldungen über Raub und Mord in der Stadt.
Und am Donnerstagabend kippte der Internationale Sportsgerichtshof CAS die Entscheidung des Internationalen Olympischen Komitees, ehemals gedopte Russen von den Spielen auszuschließen. Die von IOC-Präsident Thomas Bach als ach so hart dargestellte Bestrafung gegen das Land, in dem nachweislich bei den letzten Olympischen Spielen eine gigantische Betrugsmaschinerie lief, entpuppt sich immer mehr als Luftnummer.
Wie soll da Vorfreude aufkommen? Auch Deutschlands Fahnenträger Timo Boll bekannte, die Stimmung vor den ersten Wettkämpfen sei vor allem durch den "Russland-Konflikt", wie er es nannte, negativ belastet. "Die Sportler und ihre Leistungen sollen wieder im Vordergrund stehen", sagte er.
Das klingt nach einem frommen Wunsch. Die gute Nachricht ist: Es wird passieren. Auch wenn es angesichts der aktuellen Ereignisse schwer zu glauben ist - es wird sie geben in Rio in den nächsten gut zwei Wochen, die magischen Momente.
Augenblicke, in denen Sportler Großes erreichen, von Emotionen überwältigt werden, die Massen begeistern. Sich für die harte Arbeit belohnen, die sie jahrelang unter Ausschluss der Öffentlichkeit verrichtet haben. Für viele ist Olympia eine einmalige Chance, im Rampenlicht zu stehen.
Allein schon um Ihnen, den sauberen Sportlern, Wertschätzung entgegenzubringen, sollte man nicht alles verdammen, was unter falscher Führung passiert. Sondern sich zumindest auf die Essenz dessen freuen, was nun kommt, mit so wenig Politik wie möglich: ein Fest des Sports.